Hexenkuss
große Welle am Strand. Eli geriet in Panik, fiel auf die Knie und hob schützend die Arme.
Jer sah zu, wie die Haut seines Bruders binnen Sekunden verkohlte und schwarz wurde. Und dann...
Eli breitete die Arme aus und brüllte der feurigen Vernichtung ein paar Worte entgegen. Aus dem Zentrum der Hitze reckten sich große Schwingen hervor, und der Schrei eines Bussards durchdrang das Rauschen des Schwarzen Feuers...
Ein Vogel materialisierte sich, mit mächtigem Schnabel und gewaltigen Klauen. Er war schwarzblau und prachtvoll anzusehen, ein Geist, und doch hatte er Gestalt und Substanz. Er packte den brennenden Hexer mit den Krallen, kreischte drei Mal und verschwand.
Vor Verblüffung über diesen Anblick vergaß Jer einen Moment lang seinen Vater. Michael löste die Barriere auf, und ein mächtiger Hieb gegen Jers Kiefer ließ seinen Kopf zurückschnellen, und er stürzte benommen zu Boden. Michael setzte sich mit gierigem Grinsen auf ihn und hob Jers Dolch.
»Du stolzer kleiner Pfau!«, schrie Michael. »Ich hätte dich Sasha mitgeben sollen!«
Jer wartete auf den tödlichen Stich, versuchte verzweifelt, wieder zu Kräften zu kommen, und überlegte, ob er den Hieb irgendwie abfangen könnte. Doch in diesem Augenblick schwoll das Feuer zur doppelten Größe an. Michaels Augen weiteten sich vor Angst. Er ließ den Dolch fallen und wich erst langsam zurück, ehe er sich herumwarf, um davonzulaufen.
Holly sammelte ihre Kräfte, hielt die Hände ihrer Cousinen fest, und ihre Handflächen brannten vor magischer Energie.
Wir müssen standhalten, dies ist unser großer Augenblick, standhalten, den Fluch brechen. Standhalten ...
Es ist so heiß... ich habe solche Angst...
Wir können es nicht aufhalten, dachte Jer. Das ist zu viel Feuer.
Jer sprach einen Zauber und rappelte sich hastig auf. Schwarze Flammen züngelten durch das Dach des Saals. Wogen ebenholzschwarzer Hitze schimmerten und waberten auf allem, was das Feuer berührte.
»Raus hier!«, schrie er, ohne recht zu wissen, wer ihn hörte. Er versetzte Eddie und Kialish einen Stoß, damit sie gingen. Auch in Karis Richtung sandte er einen Zauber, der sie zum Ausgang treiben sollte.
Doch das Schwarze Feuer zog an ihm, rief nach ihm...
Auch er würde fliehen, nach einem letzten Blick in die Flammen...
Die brüllende, sengende Hitze schoss auf Holly zu, die bei ihren Cousinen stand. Das Feuer riss sie, und nur sie, in seinen gierigen Schlund. Ihre Cousinen mussten voller Grauen zusehen, wie sich Hollys Körper in den schwarzen Flammen wand.
»Holly!«
Jer stürzte auf das lodernde Inferno zu ...
... doch es war Jean, der wenige Handbreit davor haltmachte und voller Zorn und Befriedigung zusah, wie die Flammen Holly verzehrten.
»So soll es wieder sein. Brennen soll sie«, flüsterte Jean. Doch sie war die Seine, und ihm allein stand es zu, sie zu hassen oder zu lieben. Sie zu schützen oder zu töten. Sie gehörte ihm, und diesmal würde er sie sich durch nichts rauben lassen. Er trat ins Feuer und presste die Handflächen an ihre.
»Was tust du? Das Feuer wird dich umbringen!«, schrie sie.
»>Ich bleibe gern, zum Gehn bin ich verdrossen. - Willkommen, Tod! hat Julia dich beschlossen.<«
Hollys Blick fiel auf ihre miteinander verschlungenen Hände, und ein ersticktes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Als sie den Kopf wieder hob, war es Isabeau, die mit ihren unvergesslichen Augen zu ihm aufblickte. »Ich habe dich geliebt. Es tut mir leid«, flüsterte sie - nun endlich konnte sie es ihm sagen.
Jean nickte. »Ich weiß.«
Und auf dem Burghof von Schloss Deveraux, im Fegefeuer von Hass, Vernichtung und Unheil, starben Jean und Isabeau nicht in den Flammen. Sie lagen da, er auf ihr, sie unter ihm, und sie brannten nicht.
Erst als ein Mann aus Jeans Leibwache sie entdeckte und ihn aus dem Feuer zog...
... stand Isabeau binnen eines einzigen entsetzlichen, unerträglichen Augenblicks in Flammen. Sie wand sich in Todesqualen und schrie seinen Namen.
Jean! Jean!
»Stirb, verfluchte Cahors!«, brüllte Jeans Leibwächter.
Und in diesem Augenblick wurde ihr das Emblem ihrer Familie in die Handfläche gebrannt, auf dass alle, die ihren Geist erblicken sie als eine vom Coven der Verräter erkennen würden ...
Jer spürte, wie die Flammen an ihnen leckten, hungrig, leidenschaftlich, zornig. Doch die Flammen um ihn herum waren nichts im Vergleich zu dem Feuer in seinem Innern. Er fühlte so viel Macht in sich aufwallen, die ihn umgab und ihn mit
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