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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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war er? Plötzlich zischte ein brennender Pfeil an ihrem Ohr vorbei und traf das mit Pelzen bedeckte Bett. Das Feuer breitete sich rasch aus, und dann drang ihr der Rauch in die Lunge.
    Holly musste husten und hörte, dass einige andere auch damit anfingen. Ihre Nase juckte. Irgendwo rauchte wohl jemand. Gereizt sah sie sich um und fragte sich, wer das sein mochte. Sie sah niemanden, aber der Geruch wurde eindeutig stärker. Nun blickten sich auch andere Zuschauer nach der Quelle um. Plötzlich schrie jemand -
    »Feuer!«
    Isabeau hörte unter sich ein Dutzend Stimmen den Alarmruf aufgreifen. Jeans Stimme war nicht dabei. Isabeau hätte sie aus Hunderten herausgehört. Sie blickte sich ein letztes Mal verzweifelt in dem Schlafgemach um, ehe der Rauch sie zwang, sich zur Tür zurückzuziehen. Als sie sich abwandte, streckten die Flammen einen züngelnden Finger aus und berührten den Saum ihres Gewandes. Sie erstickte sie rasch und verließ rücklings das Zimmer, ehe das Feuer ihr ganzes Kleid erfassen konnte. Sie rannte von einem Zimmer zum nächsten, ließ suchend den Blick durch jeden Raum schweifen, um dann doch zum nächsten weiterzueilen. Irgendwann begann sie seinen Namen zu rufen in der verzweifelten Hoffnung, er möge sie hören und ihr antworten.
    Schließlich langte sie wieder bei den Stallungen an, wo die Flammen bereits Mensch und Tier verzehrten. Ein paar gemurmelte Worte ließen die Türen vor ihr aufspringen, um hinter ihr sogleich wieder zuzuschlagen. Kein Verfolger bekam die Chance, denselben Weg zu nehmen - jene, die sich in Sicherheit bringen wollten, leider ebenso wenig.
    Nachdem sie die Stallungen abgesucht hatte, rannte sie über den Hof zurück zur großen Halle. Überall um sie herum fielen Männer Pfeilen oder brennendem Öl zum Opfer. Der Gestank von verbranntem Haar und Fleisch war übler als der Rauch, und Isabeau musste ein wenig langsamer laufen, weil sie zu würgen begann. Dennoch eilte sie weiter, so rasch sie konnte, obwohl ihre Brust und ihr Bauch sich vor Abscheu verkrampften.
    Sie erreichte die große Halle und versuchte einmal mehr, nach Jean zu rufen. Doch der beißende Rauch brannte ihr in der Lunge, so dass ihre Worte kaum lauter klangen als ein Flüstern. Die Zeit lief ihr davon, und sie kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Sie würde ihn finden - sie musste ihn finden.
    Sie machte kehrt und wankte in Richtung Küche. In den beiden gewaltigen Feuerstellen, groß genug, um darin einen ganzen Bullen zu rösten, loderten unkontrollierte Brände. Wie Drachenfeuer schossen Flammenzungen aus den riesigen steinernen Mäulern. Von den Köchinnen und ihren Helfern war nichts zu sehen, und sie konnte nur hoffen, dass sie weit weg und in Sicherheit waren. Ein metallischer Gestank vermischte sich in der Luft mit dem Rauch geschmolzener Kessel in den Feuerstellen.
    Sie verließ die Küche, wich einer ganz in Flammen gehüllten Gestalt aus und schoss den Gang entlang. Sie schluchzte vor Verzweiflung, während der Feuersturm aus jedem Winkel der Burg qualvolle Schreie aufsteigen ließ. Von innerhalb und außerhalb der Mauern setzte ihre Familie Schloss Deveraux in Brand. Mit hemmungsloser Grausamkeit metzelten sie die Männer des Hauses Deveraux nieder. So lautete die Abmachung, und sie hatte ihre Familie nach besten Kräften unterstützt. Niemand wusste von ihrem geheimen Handel mit der Göttin, durch den ihr Mann verschont werden und ihnen beiden die Flucht gelingen sollte.
    Sie ballte die Fäuste und brach durch eine Tür auf den Burghof. Die Flammen beleuchteten die Szene vor ihr so hell wie die Sommersonne. Eine Schar brennender Gänse starb schnatternd und kreischend. Lämmer und ihre Muttertiere lagen mit rauchendem Fell auf der Seite. Nichts von alledem war vereinbart worden. Dann sah sie einen ihrer Verwandten, ihren Onkel Robert, wie er sich gerade von Petite-Marie erhob, der Tochter eines Adelshauses aus Paris, die nach Schloss Deveraux gesandt worden war, um höfischen Schliff zu erhalten. Das arme Kind lag da, still wie der Tod, die Röcke über den nackten Beinen zerrissen.
    Während das Mädchen weinte, zog Isabeaus Onkel das Schwert aus seiner Scheide, hob es mit beiden Armen über den Kopf und wollte es dem hilflosen Kind ins Herz rammen.
    »Non!«, schrie Isabeau, so laut sie konnte. Robert blickte zu ihr auf, schüttelte dann wild den Kopf und stieß Petite-Marie das Schwert mitten ins Herz. Eine Blutfontäne spritzte hoch. Isabeau rannte zu ihm hin, schlug mit den

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