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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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stellte nicht zum ersten Mal fest, dass es schwierig war, sich mit so viel Kater auf den Füßen vorwärtszubewegen.
    Schließlich richtete sie sich wieder auf und sah in den Briefkasten. Nichts. Als sie den Schlüssel in dem schweren Messingschloss umdrehte, erschrak sie, denn die Tür schwang weit auf. Sie war nicht abgeschlossen? Unbeirrt tapste der Kater an ihr vorbei und geradewegs auf seine Futterschale zu.
    »Hallo?«, rief Holly. In ihrem Geiste tauchten Bilder von Einbrechern auf, die sich durch ihre Unterwäscheschublade wühlten. Keine Antwort. »Hallo?«, rief sie lauter und umfasste ihre Schlüssel wie eine Waffe. Sie schlich durch das vordere Wohnzimmer und lauschte aufmerksam, damit ihr nicht das kleinste Geräusch entging.
    Sie hörte etwas in der Küche, ein lautes schabendes Rascheln wie von einer riesigen Maus. Lautlos näherte Holly sich der Tür und stellte sich mit dem Rücken zur Wand. Es hörte auf, zu rascheln. Holly bemühte sich, keinen Mucks von sich zu geben, aber leider dröhnte ihr angestrengtes Atmen in ihren Ohren. Sie schluckte nervös und trat in die Küche, wo ihr Schritt auf dem alten grauen Linoleum unüberhörbar war. Die Luft war feucht, roch nach Zwiebeln und Spülwasser. Über der Spüle summte leise die elektrische Uhr. Dann nahm sie noch ein anderes Geräusch wahr, das metallische Klappern von Töpfen und Pfannen. Sprungbereit wagte Holly sich weiter vor.
    Ein wohlgeformter männlicher Rumpf ragte aus dem Schrank unter ihrer Spüle hervor. Holly seufzte erleichtert. Nach den Erlebnissen der letzten Nacht war er der letzte Mensch, von dem sie erwartet hatte, ihn allein in ihrem Haus vorzufinden.
    »Ben«, sagte sie laut genug, dass er sie hören konnte.
    Natürlich schrak er hoch, so dass er sich den Kopf an den Rohren stieß. Fluchend krabbelte er rückwärts und drehte sich um. Seine Brille saß ein bisschen schief auf der Nase.
    »Ah, hi«, erwiderte er. »Ich suche nach Abflussreiniger.«
    »So etwas besitze ich nicht.« Die überstandene Anspannung entlockte ihr ein breites Grinsen. Ben hatte seine Furcht verwunden. Alles war gut. Er hielt sich nicht nur in ihrem Haus auf, sondern er bewegte sich vollkommen selbstverständlich darin, was ein sehr gutes Zeichen war.
Es wäre zu schön, wenn er einfach einzieht!
    »Das Haus löst seine Abflussprobleme selbst«, fügte sie hinzu.
    »Ich weiß.« Er stand auf und strich sich mit einer Hand das dichte Haar nach hinten. »Aber anscheinend ist es mit seinen Hausaufgaben in Verzug, denn der Abfluss ist eindeutig verstopft. Ich wollte gerade ein bisschen alte Heimwerkerkunst einsetzen.«
    »Gute Idee.«
    »Ich habe deine Nachricht bekommen, dass heute der letzte Einschreibungstermin war«, sagte er. »Deshalb wollte ich herkommen und dir persönlich gratulieren. Also, herzlichen Glückwunsch, dass du den Sprung ins kalte Wasser wagst! Ich wünsche dir eine schöne Studienzeit. Ist alles glattgegangen?«
    »Ja.« Heute war der letzte Tag gewesen, um die Studiengebühren zu bezahlen. Deshalb war Raglans Auftrag zur rechten Zeit gekommen. »Im Buchladen war ich allerdings noch nicht, denn dort fand ein regelrechter Volksaufstand statt.«
    »Warte, bis ich mit dir hingehen kann. Ich kriege Rabatt bei denen.«
    »Danke.« Zufrieden lächelnd zog Holly ihre Jacke aus und hängte sie an den Haken neben der Hintertür. Hinter ihr knabberte Brekks an seinem Futter. Die Küche schien friedlich, ein Zufluchtsort. Hier fiel das Licht noch genauso auf die alten Schränke wie damals, als Holly ein Kind und zu klein gewesen war, um die Keksdose zu erreichen.
    »Konntest du letzte Nacht schlafen?«, fragte sie.
    »Ein bisschen«, antwortete er achselzuckend. »Ich fühle mich ziemlich rastlos, kann anscheinend keine zwei Minuten stillsitzen. Und ich dachte mir, ich nutze die überschüssige Energie und wasche ab, solange ich auf dich warte.«
    »Das ist nett von dir.« Ben war überhaupt besser im Haushalt als sie. »Ich weiß, dass es für dich nicht leicht war, hierherzukommen.«
    Sie ging zu Ben und küsste ihn. Seine Lippen waren weich, sein Hemd klamm vom Spülwasser. Mit einem überraschten Knurrlaut erwiderte er ihren Kuss. Seine warme Zunge streifte ihre. Eine zarte, neckende Berührung, bei der sie feststellte, dass er Schokolade gegessen hatte.
    »Wofür war das denn?«, fragte er alles andere als unzufrieden.
    Holly antwortete nicht, denn sie konzentrierte sich auf die Schokolade. Es gab so vieles, was sie an Ben sehr mochte. Er

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