Hexenlicht
Vampire.
Der Fehlwandler kämpfte mit albtraumhafter Entschlossenheit, während Blut und Fleischfetzen auf die Straße spritzten. Der Cop war ein guter Schütze, aber nicht schnell genug, um mit dieser übernatürlichen Geschwindigkeit mitzuhalten. Er feuerte wieder und wieder, ohne das Herz oder den Kopf zu treffen.
Schließlich klickte es im leeren Magazin.
Alessandro drohte mit dem Messer, um die Aufmerksamkeit des Fehlwandlers vom Detective weg auf sich zu lenken. Doch die Kreatur wandte sich um. Die klaffenden Wunden machten sie bloß ein wenig langsamer. Alessandro umkreiste den Buckligen auf der Suche nach einer Schwachstelle. Als er einen vorsichtigen Angriff wagte, parierte der andere ihn mit seinen Klauen. Wieder umkreiste Alessandro ihn, so dass Macmillan hinter einem Briefkasten in Deckung gehen konnte, wo er seine reguläre Waffe zog, die für gewöhnliche Menschen gedacht war.
»Verschwinden Sie von hier!«, rief Alessandro ihm zu.
Der Fehlwandler schlich seitlich auf den Briefkasten zu, die Gliedmaßen gekrümmt wie eine viereckige Spinne, den Schlund weit aufgerissen, feucht und rot. Dann stemmte er sich mit allen vieren gleichzeitig ab und sprang. Macmillan schoss sein zweites Magazin leer. Die schiere Wucht der einprasselnden Kugeln trieb die Kreatur zur Seite, wo sie hinfiel, sich aber gleich wieder aufrappelte und erneut lossprang, die tödlichen Zähne nach vorn gereckt.
Der Detective warf sich nach hinten und entkam dem Angreifer knapp, den Alessandro schon von hinten attackierte.
»Weg hier!«, schrie er Macmillan an.
Letzterem blieb gar keine andere Wahl. Er rannte los und verschwand auf dem schattigen Parkplatz zwischen seinem potenziellen Mörder und den grellen Lichtern der Kinos dahinter.
Seiner Beute beraubt, entwand der Fehlwandler sich Alessandro und heulte zornig auf. Auch mit einem halben Dutzend Wunden überall an seinem Körper besaß er noch genügend Kraft, um zum nächsten Angriff auszuholen. Einzig Alessandros Untotenreflexe bewahrten ihn vor den gefährlichen Fängen. Er rammte sein Messer nach oben, mit dem er den Fehlwandler im Flug zerschlitzte. Die Kreatur stürzte auf den Asphalt und krümmte sich, um die offene Bauchwunde zu schützen.
Sie war eine zu viel. Diesmal blieb die Bestie am Boden.
Alessandro blickte auf die Missgestalt hinab. Von einer Neonreklame flackerte rosa Licht auf die graue Haut, beleuchtete die rissigen Klauen anstelle von Händen und Füßen.
Das Ding gab einen scheußlich quäkenden Zornesschrei von sich. Wie alle Vampire war es einst menschlich gewesen, aber Fehlwandler waren anders. Bei ihrer Wandlung überlebte nichts von ihrer menschlichen Persönlichkeit.
Alessandro war schnell und sein Messer scharf. Sobald die Wirbelsäule durchtrennt war, begann der Leib, zu stinkendem Schleim zu schmelzen. Danach bückte der Vampir sich und wischte die Klinge an einem Büschel trockenen Grases neben dem Gehweg ab.
Seit Jahrhunderten hatte er keine Fehlwandler mehr gesehen. Manche behaupteten, sie wären nach ihrem letzten kleinen Aufstand gegen die Vampirclans ausgerottet worden.
Offensichtlich nicht
, dachte er, als er zu der Stelle zurückeilte, an der er den anderen in das Auto getreten hatte. Der Toyota war fort, wie er bemerkte – umso besser.
Von dem ersten Fehlwandler war nur noch eine Schleimpfütze auf dem Pflaster übrig. Bei dem Aufprall musste ihm das Genick gebrochen sein. Alessandro lief ein Schauer über den Rücken. Fehlwandler starben noch nicht einmal anständig. Echte Vampire zerfielen zu Staub.
Nun musste er sich um das Problem mit dem offenen Dämonenportal kümmern.
Als er jedoch gegenüber der Gasse ankam, erstarrte er. Aus dem Riss zwischen den Dimensionen wanden sich Kreaturen, die sich ungelenk durch die kleine Öffnung zwängten und platschend in den Pfützen der Gasse landeten. Sie sahen wie riesige Hunde aus, kohlrabenschwarz und mit roten Augen. Ihre Konturen waren verschwommen, gleich den Bestien, denen man in Albträumen begegnete.
Höllenhunde.
Gegen zwei Fehlwandler zu kämpfen, war eine Sache, es mit einem Rudel von Halbdämonen aufzunehmen, eine gänzlich andere. Alessandro rührte sich nicht, sondern wurde abermals eins mit dem Schatten. Er wagte nicht einmal, sein Handy herauszuholen und Hilfe zu rufen, denn das Gehör dieser Biester war noch besser als das eines Vampirs.
Dann bemerkte er eine Lichtveränderung. Die Helligkeit nahm ab, als würde etwas sie in das Portal zurückziehen. Schneller, als
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