Hexenlicht
grübelte nicht ohne Ende und trug kein Schwarz. Er hatte eine Menge für Golf und Limettenkuchen übrig. Im Bett war er einfallsreich und hinterher zufrieden mit sich. Zwar hielt er sich selbst für kompliziert, aber das war er nicht. Nein, Ben war wohltuend normal.
»Ich sollte mich öfter als Klempner betätigen«, raunte er, schob seine Hände in ihre Gesäßtaschen und zog ihre Hüften an seine.
»Mhm.« Sie wand sich ein wenig, weil sie wollte, dass er seine Hände weiterbewegte.
»Man stelle sich vor, ich hätte Abflussfrei gefunden. Dann müsstest du mich für die Arbeit belohnen«, fuhr er grinsend fort.
Holly gefiel die Vorstellung von männlicher Schwerarbeit besser als die von chemischer Kriegsführung, aber das war egal. »Die meisten Leute würden sich ein Haus wünschen, das sich selbst repariert«, neckte sie ihn. »Es lässt ihnen mehr Zeit zum Spielen.«
Ben lächelte verhalten, mit einem Anflug von Wehmut. »Das wäre ein Hotel. Ich nehme Probleme lieber selbst in die Hand. Ist so ein Männerding.«
Dazu konnte sie nichts sagen, denn bei Männerdingen war sie aufgeschmissen. Sie hatte die Regeln noch nie richtig verstanden. Stattdessen ließ sie ihre Hände um ihn herum und unter seinen Pullover gleiten, so dass sein Rücken ihre Finger wärmte. Wenn er sich auf Männertaktiken verlegte, würde sie eben weibliche Strategien einsetzen.
Er holte hörbar Atem, als ihre Hände seinen Rücken hinaufwanderten. »Ah, du bist kalt!« Er entwand sich ihrer Umarmung.
»Entschuldige!«, murmelte sie und verschränkte die Arme vor ihrer Brust, weil sie nicht wusste, wohin mit den Händen.
»Ich schlage vor, dass du einen richtigen Klempner rufst, denn ich muss los.« Er griff nach seinem Tweedsakko, das über einer Stuhllehne hing. »Ich muss heute Abend noch einen Kurs geben.«
Plötzlich gluckerte es in der Spüle, und das Wasser lief ab. Ben wandte sich um und sah verärgert in das Waschbecken. Dann drehte er den Wasserhahn auf, um die restlichen Schaumkleckse wegzuspülen, ehe er in den Schrank unter dem Becken sah. »Hm«, machte er. »Ich hasse das! Es ist unheimlich. Eben war der Abfluss noch komplett verstopft!«
Holly zuckte mit den Schultern. »So ist das Haus nun mal. Ich habe noch nie die Dachrinnen sauber gemacht, musste noch nie die Drainage durchpusten und besitze keine Fugenpistole. Wie du siehst, sind nicht alle diese Häuser psychotische Killer.«
Bens Gesicht wurde sehr ernst, als er sich das Jackett überzog. »Wir sehen uns morgen. Es gibt ein paar Neubauten direkt am Wasser, die wir uns ansehen sollten.«
»Was meinst du damit?«, fragte Holly verwirrt.
»Ich, ähm, genau genommen war ich heute hier, um das Haus einer Maklerin zu zeigen.«
Holly hielt sich an der Stuhllehne hinter ihr fest. »Du hast
was?
! Hier war eine Maklerin?«
Ben blickte auf den Boden. »Ich wollte nur ungefähr wissen, was man dafür bekommen kann. Die Lage ist super, und die Aussicht ist schön. Du kannst richtig viel Geld damit machen.«
»Ben, ich will nicht verkaufen! Ich möchte, dass wir hier wohnen.«
»Sie stellt alle Zahlen zusammen und faxt mir heute Abend einen Preisvorschlag.«
»Ben!«
»Holly, ich kann hier nicht wohnen. Ich hasse es schon, bei dir zu übernachten. Das ist mir schlicht zu gespenstisch.«
»Nein, ist es nicht!«
»In deiner Welt drehe ich durch.«
»Oh, nein!«, hauchte Holly. »Mach das nicht!«
Er streckte beide Hände von sich. »All meine Sachen habe ich schon in den Truck geladen. Auf diese Weise ist es sauberer und einfacher, falls du nichts davon hören willst.«
Hollys Herz krampfte sich zusammen. Auf einmal schien ihr jedes Detail im Raum zu scharf: die Seifenblasen in der Spüle, die Falten im Geschirrhandtuch, die Risse an Bens Fingerknöcheln, seine klaren grünbraunen Augen. Es war, als würde sie in Zeitlupe von einer Klippe stürzen.
»Ich gebe nicht auf«, machte er ihr klar, »aber es müssen sich einige Dinge ändern. Ich habe gesehen, was gestern Abend passiert ist. Ich sah, was für Schmerzen du hattest. Wie kann ich dich so etwas noch einmal machen lassen? Du bedeutest mir sehr viel, deshalb muss ich versuchen, dich zu beschützen.«
»Wovor – vor meinem Job?«
»Holly, du hast geschrien, und ich wäre fast draufgegangen! Was soll das denn für ein Job sein?«
Da war er, all der schwierige Kram, über den sie nie gesprochen hatten. Sie waren an einem kritischen Punkt angelangt, wenn diese Sachen hochkochten. Holly fühlte, wie ihr
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