Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
aber ihre Stimme erinnerte vor lauter Angst nur mehr an ein Flüstern. Mit letzter Kraft verpasste sie dem Handtuch eine zweite Magieladung.
    Wirr und blind, wie Mäuschen war, fanden die Krallen der Kreatur keinen Halt, so dass sie die Treppe hinunterpolterte und regungslos unten liegen blieb. Während des Sturzes musste das Mäuseding sich das Genick gebrochen haben, denn nachdem es für einen Moment still dagelegen hatte, erzitterte der Fellhaufen und löste sich in winzige Partikel auf, die in der Luft zerstoben.
    Was war das denn?
    Holly sprang auf und starrte sekundenlang auf die Stelle, an der eben noch die Riesenmaus gelegen hatte. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer kalten zittrigen Haut. Ihr Knöchel brannte, aber die Hitze ließ jetzt nach. Der andere Schmerz, die Nachwirkung der Magie, pochte wie ein Bluterguss, der sich über ihren gesamten Körper erstreckte.
    Im Tempo einer Wanderdüne näherte sie sich dem Fleck, an dem die Maus gestürzt war, allerdings krümmten ihre Zehen sich, um nur ja nicht den Boden dort zu berühren. Kein Hinweis auf ihre Gegenwart. Keine Spur. Nichts.
    Oben knallte eine Tür zu. Holly erschrak, fühlte aber auch eine neue Welle von Kühnheit, die sich in ihr regte. Sie raste die Treppe hinauf und blieb auf der obersten Stufe stehen. Die Kinderzimmertür war geschlossen. Außerdem hörte sie ein Wispern – keine Stimmen, sondern eher einem Federnrascheln ähnlich. Dieses Geräusch kannte sie schon von Geburt an, denn es war Teil ihres Hauses. Ihr Heim heilte sich selbst.
    Der Gedanke, dass es etwas zu Heilen gab, bereitete ihr Sorge. Was war los gewesen? Was war hier gerade passiert? Erschrocken verschluckte sie sich an ihrem Atem, fuhr herum, rannte die Treppe wieder hinunter und ins Bad. Dort wühlte sie sich durch ihre Sachen auf dem Fußboden und holte ihr Handy aus der Hosentasche.
    Die erste Kurzwahlnummer war Bens, die sie jedoch gleich übersprang, und das nicht bloß, weil er neuerdings unter einer Magiephobie litt. Dieser Notfall war nicht mit einer Tortengraphik und einem Steuerfachmann zu lösen. Mit bebenden Fingern drückte sie eine Taste.
    »Caravelli«, meldete sich die vertraute Stimme am anderen Ende.
    »Hier ist Holly.«
    Nach einer Mikropause vernahm sie: »Was ist passiert?«
    Dem Klang seiner Stimme nach hatte sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit, und dafür dankte sie ihm im Stillen. Er war da, wenn es darauf ankam.
    »Verzeih die Frage, aber hast du Schluckauf?«, fuhr er fort.
    Ihre Gedanken benahmen sich auf einmal wie ein Stapel Bücher, der zur Seite kippte und durcheinanderpurzelte. »Du musst herkommen und mir helfen«, brachte sie heraus. »Ich habe eine Maus getötet, und es war furchtbar!«

[home]
9
    G eschlagene zwanzig Minuten brauchte Holly, um sich zusammenzureißen und sich etwas anzuziehen. Für Make-up oder um sich die Haare zu föhnen, war sie viel zu aufgelöst.
Na und? Ich habe eben Mauszilla hinter mich gebracht, keinen Modelwettbewerb, also darf ich wohl praktisch denken! Flache Schuhe, auf jeden Fall.
    Inzwischen war Alessandro vor ihrer Tür angekommen und wartete, dass sie ihn hereinließ.
    Er war direkt einem
Gentlemen-Goth-
Magazin entsprungen: enge schwarze Jeans, schwarzer Rollkragenpulli und schwere schwarze Stiefel mit Silbernieten. Er trug einen Patronengurt mit einer ganzen Sammlung kleinerer Waffen quer über seiner Brust: Holzpfähle, Messer und eine fest zusammengerollte Bullenpeitsche. Fehlte nur noch Fangorella zu seinen Füßen, die ihm den Schenkel tätschelte und vor Furcht und Verlangen dahinschmolz.
    Okay
, dachte Holly, als er in einer Wolke von Testosteron und Ledermantel über ihre Schwelle trat.
Bei ihm kommt der Prinz der Finsternis durch.
    Holly hingegen trug alte rosa Pantoletten, und das nasse Haar weichte ihren Pullover durch. Folglich fühlte sie sich ungefähr so sexy wie ein Staubwedel.
    »Heißes Date?«, fragte sie mit Blick auf die Peitsche. »Oder kannst du Mäuse so wenig leiden?«
Macmillan hat recht: Ich habe keinen Schimmer, was er in seiner Freizeit treibt
.
    »Eher ein übles Wiedersehen«, gab er zurück und schaute sich um. Es war das erste Mal, dass er in ihr Haus kam.
    Er nahm eine Papiertüte aus seiner Manteltasche. »Ich war gerade auf dem Rückweg, als du anriefst, aber ich habe für dich bei einem Haushaltswarenladen angehalten.« Er zog eine Sonderangebotsmausefalle hervor. Seine Miene zeigte einen Anflug männlicher Verständnislosigkeit, als erwartete er, dass sie beim

Weitere Kostenlose Bücher