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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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ersten Anzeichen eines Nagetiers kreischend auf den nächsten Tisch sprang.
    Sie hätte ihn schlagen können. Stattdessen schloss sie die Augen und zählte bis zehn. »Das ist überaus freundlich, aber ich denke, wenn der Bruder dieser Maus aufkreuzt, brauche ich eine Falle, die ein bisschen größer ist.«
    Sein Ich-bin-ein-sensibler-Kerl-Ausdruck – für einen Vampir ohnehin keine leichte Übung – wurde ein kleines bisschen verächtlich. »War es eine Ratte? Wie groß war sie denn?«
    Sie streckte eine Hand über ihren Kopf. Kaum dass er begriff, schwand jede Spur von Überheblichkeit. »Verstehe«, sagte er und steckte die Mausefalle wieder ein. »Das ist etwas anderes. Entschuldige!«
    Holly entschied, ihn leben zu lassen. »Ich konnte den Eingang fühlen, den das Ding benutzt hat, und ihn verschließen. Es kam durch das Kinderzimmer.«
    Alessandro schüttelte verwirrt den Kopf. »Wie bitte?«
    »Anscheinend sind in der Stadt einige Portale aktiv.«
    »
Hier
gibt es ein Portal?«
    »Ja. Wo sonst bekäme ich eine Zwei-Meter-Maus her?«
    Er packte ihre Hand. »Und du sagst, sie ist da durchgekommen? Es war nicht bloß ein Portal, das versucht hat, sich zu öffnen, sondern es kam wirklich etwas raus?«
    »Stimmt, und es war echt genug, um mir das hier zu verpassen.« Sie zog das eine Jeansbein hoch und zeigte ihm die Verbrennung, die der Schwanz der Kreatur verursacht hatte.
    Alessandro kniete sich hin und berührte ihren Knöchel. »Verblasst die Stelle schon?«
    Seine kühlen Finger fühlten sich gut an. Vor allem aber weckten sie Erinnerungen an den Kuss gestern Abend. Schauer liefen Holly über die Haut, als er die Brandwunde betrachtete und federleicht ihren Knöchel abtastete. Als er ihre Ferse erreichte, wurden die Schauer wohlig warm, und Hollys Atem ging unregelmäßig.
    Dies war ein denkbar schlechter Zeitpunkt, sich daran zu erinnern, wie gut er schmeckte. In Wahrheit existierte für derlei Gedanken überhaupt kein richtiger Zeitpunkt. Ein reumütiger Seufzer blieb ihr in der Brust stecken. »Ja, das sah anfangs sehr viel übler aus.«
    Er hockte sich auf die Füße und fuhr sich mit einer Hand durch die langen blonden Locken. »Du hast Glück, dass sie dich nicht fester zu packen bekam. Das sollte bis morgen früh verheilt sein.« Wieder sah er sich um. »Bring mich zu dem Zimmer, wo sie dich angegriffen hat!«
    Holly ging voraus nach oben und erzählte ihm alles über ihre Begegnung mit Mäuschen. Auf der obersten Stufe im dritten Stock erstarrte sie plötzlich. Ihr wurde kalt und mulmig, so dass sie schwankte, während Angst in ihr hochkam wie eine verdorbene Mahlzeit. Es war keine Präsenz, nur die Erinnerung, und die war schlimm genug.
Das Ding kam in mein Haus. Das ist nicht wie irgendein Job. Diese Geschichte ist persönlich.
    »Das ist das Kinderzimmer?«, wollte Alessandro wissen, der sich weit vorstreckte. »Dann haben wir es mit einem Traditionalisten zu tun. Dämonen gefällt es, symbolisch anzudeuten, sie würden die Unschuldigen verschlingen. Sie mögen es fast so gern wie das Töten selbst.«
    »Super! Ganz reizend!« Holly stieg die letzte Stufe hinauf. »Bist du sicher, dass es ein Dämon war?«
    »Ziemlich sicher.« Er legte eine Hand auf ihren Rücken, tröstend und zugleich sehr fest. Er war eindeutig auf der Jagd. »Sehen wir uns an, was dein Besucher zurückgelassen hat.«
    Ohne zu zögern, stieß er die Kinderzimmertür mit einer Hand auf. Holly blieb hinter ihm. Das Zimmer war leer und wirkte geradezu ärgerlich normal. Das klassische Ehrlich-der-Wagen-hörte-sich-bis-eben-komisch-an-Gefühl stellte sich ein.
Wirklich, hier war eine Riesenmaus, Sir, sooo groß!
    Mit großen fließenden Schritten bewegte Alessandro sich einmal durch den ganzen Raum, ehe er vor dem alten Kamin stehen blieb. »Hier ist sie hereingekommen«, erklärte er und tippte auf die Wand über dem Kaminsims. »Der Geruch ist hier am stärksten.«
    »Die Maus ist durch den Schornstein gekommen?«, fragte Holly ungläubig. Sie musste kichern.
Okay, ich muss mich zusammennehmen.
    »Da es sich um ein Portal handelt, würde ich eher von
aus
als
durch
sprechen, aber, ja, der Schornstein war der Zugang.«
    »Das ist doch … absurd!«
    Alessandro sah sie an und zog die Brauen zusammen. »Ich versichere dir, dass sie hier herauskam.«
    Holly versuchte, sich vorzustellen, wie die Maus sich den engen Kaminschacht hinunterquetschte. Schlechtes Bild. Ihre überstrapazierte Phantasie ergänzte es noch um acht winzige

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