HexenLust 1
Wohnung gestürzt war, hallten mir im Kopf wider. »... er ist zurück!«
Anscheinend waren de la Croxs Bedenken mehr als gerechtfertigt. Nachdem ich meine Hände trockengerieben und mehr schlecht als recht gereinigt hatte, rief ich in der Zentrale an und meldete den Vorfall. Alles wurde akribisch protokolliert, man würde ein Reinigungsteam schicken, das die Wohnung säuberte und darauf achtete, dass die Menschen neue Erinnerungen erhielten, falls jemand etwas von dieser kleinen Auseinandersetzung mitbekommen hatte. Auch wenn die Hexen in der Reinigungsabteilung äußerst gut im Manipulieren von Gedächtnissen waren, war Madame de la Crox doch alles andere als begeistert, wenn sie angefordert wurden. Wenn es nach ihr ging, würden alle Einsätze mit höchster Diskretion durchgeführt werden. Zumindest wurde sie nicht müde, dieses bei jeder Lagebesprechung zu betonen.
Ein Geräusch im Schlafzimmer riss mich aus meinen Überlegungen. Hastig lugte ich um die Ecke. Zwischen den beiden Erdhügeln und der von Dreck bespritzter Kleidung Creepys raschelte es irgendwo. Ich spähte durch den Raum, bis ich wieder das winzige Geräusch vernahm. Sofort fiel ich auf den Boden und blickte unter das Bett. Tatsächlich!
Zwischen einigen Staubschichten kauerte ein kleines, weißes Fellknäuel. Anscheinend hatte sich im Trubel sein Käfig geöffnet und es war hierhin geflüchtet. Mit hoffnungsvoller Naivität streckte ich die Hand aus. Zuerst machte es keine Bewegung, doch irgendwann drehte es das zuckende Näschen und hoppelte zaghaft auf mich zu. Mehrmals beschnupperte es meine Hand, bis ich es zärtlich greifen und auf den Arm heben konnte. Sofort kuschelte es sich an meine Bluse. Irgendetwas musste ich an mir haben, dass es mir sofort sein Vertrauen schenkte. Im selben Moment war mir das Schicksal des kleinen Tieres bewusst, wenn das Reinigungsteam hier eintraf. Ich rümpfte kurz die Nase, fackelte nicht lange und verließ mit dem Kaninchen und seinem großräumigen Käfig die Wohnung.
Die Nacht war nun über die Stadt hereingebrochen, als ich auf die Straße trat. Was für ein interessantes Bild ich abgeben musste. Mit dunklen Dreckspritzern übersät ging ich zu meinem schwarzen SLK und setzte meinen neuen Begleiter auf dem Beifahrersitz ab.
Da war es wieder! Dieses ungute Gefühl, diese aufkommende Unsicherheit. Während ich vorsichtig die Beifahrertür schloss, drehte ich mich um und spähte ins Schwarze. Es musste nun zweiundzwanzig Uhr durch sein. Überall waren Menschen – auf dem Weg zur nächsten Party oder Pärchen, welche die glitzernde Oberfläche des Wassers genießen wollten.
Der zunehmende Mond spiegelte sich leicht wiegend im Hudson, doch ich konnte auf der Straße nichts ausmachen, was meine Empfindungen erklären würden. Ich wandte meinen Blick nach oben. Keine Ahnung, warum Vampire, diese hässlichen, stinkenden und total überbewerteten Wesen, immer die Dächer für ihre nächtlichen Trips benutzten, aber auch dort war niemand zu sehen.
Die George-Washington-Brücke war hell erleuchtet und thronte über dem Fluss. Ich musste meinen Blick verschärfen, als ein heller Punkt dort herausstach. Ein junger Mann in einem weißen Hemd und noch helleren Haaren schien mich zu fixieren. Von ihm ging eine unheimliche Anziehung aus, deren Wirkung ich mir nicht erklären konnte. Es war, als würde er mit mir durch ein unsichtbares Band sprechen und mich zu ihm hinziehen. Wir standen keine einhundert Meter auseinander, doch aus irgendeinem Grund vermochte er, mir tief in meine Seele zu blicken. Er traf dort einen Teil, den ich nur allzu gern vor mir selbst verbergen würde. Er schien Sachen zu sehen, die ich mir selbst nicht eingestehen wollte. Ein Schauer lief über meinen Rücken und zauberte eine Gänsehaut. Für einen Moment schien die Welt stillzustehen und während dieses Herzschlages war ich bei ihm auf der Brücke. Ich konnte den Duft seiner Haut atmen, ihre Wärme spüren. Mein Verstand verlor sich in seinen Augen. Er nahm mein Gesicht in beide Hände, kam mit den Lippen ganz nahe an meine. Ich wollte ihn küssen, seine Hände berühren. Langsam schloss ich die Augen ...
Irgendwo krachte eine Bierflasche und lenkte meine Aufmerksamkeit nur für eine Sekunde von der Person ab. Doch als sich mein Blick wieder auf die Brücke richtete, war er verschwunden. Ich hatte mit meinen vierundzwanzig Jahren schon einiges in der magischen Welt erlebt, aber so etwas war selbst mir noch nicht untergekommen. Ich zog die
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