HexenLust 1
Nase hoch, sah mich noch einmal um und stieg schließlich in meinen Wagen ein. Es war Zeit für den angenehmen Teil des Abends, den ich mir – gelinde gesagt – auch verdient hatte.
... dann das Vergnügen
Ohne große Eile steuerte ich meinen Wagen in Richtung Midtown. Meine Gedanken malträtierten mich noch einige Minuten, dann wischte der Fahrtwind meine Bedenken beiseite. Obwohl tagsüber brütende Hitze über der Stadt lag, wehte nachts eine kühle Brise und ich schloss das Wagendach. Auf der 5th Avenue waren die Massen bereits in Bewegung. Die Prunkstraße präsentierte sich in festlichem Gewand, als ich das Flatiron Building passierte. Ich schmunzelte in mich hinein, als mir Trivialwissen zu dem Bügeleisengebäude einfiel. Die aerodynamische Form des Gebäudes führte dazu, dass sich in den Straßen starke Luftströmungen bildeten. Frauen mussten daher aufpassen, dass ihre Röcke nicht hochgeweht wurden. Es heißt, dass in den frühen Tagen des Gebäudes Männer extra zu dem Gebäude kamen, um den damals seltenen Anblick unbedeckter Frauenbeine erhaschen zu können. Mittlerweile brauchten sie das nicht mehr, nackte Frauen gab es im Internet zuhauf und sie gingen lieber direkt auf die Jagd.
Ich ließ meinen Blick schweifen. Die Menschen suchten sich laut johlend einen guten Platz in der Bar oder der nächstgelegenen Diskothek. Früher saß ich mit ihnen oft da. Doch heute Abend war dies nicht mein Ziel.
Zum Glück entdeckte ich eine freie Parklücke auf der breiten Straße. Doch meine Freude war nur von kurzer Dauer. Gerade als ich den Blinker setzen wollte, schoss ein dicker Audi heran. Leider war ich heute nicht für solche Scherze aufgelegt und flüsterte einen Zauber.
Doch nichts passierte. Keine Magie durchströmte meinen Körper und der Audi war bereit zum Einparken. Im nächsten Moment bemerkte ich, wie erschöpft ich eigentlich noch immer von diesem mächtigen Erdzauber war. Ich musste mich stark konzentrieren, um tief in den Geist des Fahrers einzudringen und ihm zu suggerieren, dass die Parklücke nicht frei war. Er würde zwar in den nächsten Minuten ein ziemlich kontroverses Gespräch mit seiner weiblichen Begleitung haben, doch das sollte nicht meine Sorge sein. Als hätte er es sich im letzten Moment anders überlegt, setzte er zurück und fuhr weiter.
Müde, aber zufrieden, atmete ich durch. Ich sollte wirklich mit meiner Magie besser haushalten. Ruhig versuchte ich rückwärts einzuparken, was mir vollends misslang. Die anderen Verkehrsteilnehmer standen bereits in einer kleinen Schlange hinter mir, als ich den Benz schließlich doch mit der Schnauze voran in die Lücke gleiten ließ. Ich hasste es, wenn ich solche Chauvi-Klischees auch noch erfüllte.
Meinen neuen, flauschigen Freund ließ ich für diesen Moment im Stall, streichelte ihn durch die Öffnung mehrmals über seine eng anliegenden Ohren.
»Bin gleich wieder da, Sweety.«
Ich stieg aus. Mir schlug die frische Luft ins Gesicht und ich ließ meinen Blick schweifen. Prada, Chanel, Hugo Boss – eine nach der anderen reihten sich die Edelboutiquen aneinander. Ich schaute in die Schaufenster und schrieb mir ein paar himmlische Kleider auf meine interne Wunschliste. Endlich entdeckte ich den kleinen Antiquitätenhändler in der 5th Avenue, Nr. 500 im Erdgeschoss. Zwischen all den Hochglanzgeschäften wirkte er hier fehl am Platz. Besonders, weil die Fassade urig wirkte, fast alt, als hätte man den Laden aus dem 19. Jahrhundert herausgerissen und hier aufgestellt.
Mein Mundwinkel zog sich amüsiert nach oben, als ich bemerkte, dass ich damit wahrscheinlich gar nicht so falsch lag. Ich sollte wissen, dass die bemalten Teller, die verschnörkelten Tassen und die antiken Bücher nicht wirklich das Tagesgeschäft ausmachten. Kein Name prangte über dem Geschäft, jedoch brannte innen noch Licht und ich trat ohne zu klopfen einfach ein. Eine Klingel kündete von meinem Erscheinen.
»Einen Moment!«, ertönte eine sanfte Stimme aus dem hinteren Teil des Raumes. Er war wahrscheinlich wieder in einem seiner dicken Wälzer versunken, übersetzte gerade etwas auf Altaramäisch oder wickelte seine Geschäfte ab, dachte ich und lenkte meinen Blick auf die Nachbildung eines Dolches. Auf einem kleinen Schild unter der Waffe stand in alter Schrift: »Saladin, der siegreiche Herrscher«. Ich ging in die Knie, um die Klinge genauer unter die Lupe zu nehmen und in diesem Moment wurde mir klar, dass dieser Dolch tatsächlich dem großen
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