HexenLust 1
kommt übrigens nicht, wie von vielen vermutet, davon, dass er sich als Herrscher der Welt fühlt. Er rührt vielmehr daher, dass er die Gedanken der Menschen beherrschen kann.« Er blickte zu Boden, kicherte dunkel und sah mir dann wieder in die Augen. »Und natürlich die der Hexen. Du musst wissen, er ist ein großer Verführer, kann tief in Gedanken eindringen, deine intimsten Wünsche und Hoffnungen sehen, die in den entlegensten Winkeln deines Geistes schlummern und sie gegen dich verwenden. Ihm einmal verfallen, ist es beinahe unmöglich, seinen eigenen, freien Willen wiederzuerlangen.«
Bashir erhöhte den Druck. Seine Fingernägel suchten nun langsam den Weg über die Haut meiner Unterarme. Es war schwer auszudrücken, was ich in diesem Moment empfand. Einerseits bemerkte ich, wie mein Körper immer mehr seinen gekonnten Zärtlichkeiten verfiel, andererseits musste ich diese Informationen haben.
»Ich verstehe, aber was hat er vor?«
Mit einem Mal lehnte er sich zurück in seinen Sessel, schlug die Beine übereinander und nippte an seinem Whiskey.
»Nun, dass ist schwer zu sagen. Wäre ich an seiner Stelle, würde ich meine Position festigen. Nikolai hat lange geschlafen, Isabelle. Sehr lange.« Er zog seine Augenbrauen zusammen, stützte das Kinn auf seine Faust. »Auch er sieht, dass die Zeit sich verändert hat. Alles ist schneller geworden, hektischer. Aber er ist und bleibt ein Sohn des Teufels mit außerordentlichen magischen Fähigkeiten. Auch wenn er ein wenig aus der Übung ist.« Bashir lächelte milde, als wolle er unterstreichen, dass die Aussage nicht ganz ernst gemeint war. »Aber nachdem er seine Position ausgekundschaftet hat, wird er eine Armee aufbauen. Er wird versuchen, die Dämonen, alle Halbwesen, Vampire und Kreaturen zu vereinen, um die einzige Instanz anzugreifen, die zwischen ihm und der Macht liegt.«
Mein Blick fuhr zu Boden, meine Lider schlossen sich, als würden sie Tonnen wiegen.
»Den Zirkel«, vervollständige ich.
»Erst die Hexen des Ostens, dann in ganz Amerika. Und wenn er sich beim russischen Zirkel gerächt hat, wird seine Armee so groß sein, dass ihr die Menschen nicht mehr beschützen könnt.«
Meine Kehle wurde augenblicklich trocken. Es war nicht das erste Mal, dass ein größenwahnsinniger Dämon mit einer Armee den Zirkel zerstören wollte. Doch mein Gefühl sagte mir, dass es diesmal anders wäre. Er war ein Sohn des Teufels, verdammt noch mal. Mit so einem Gegner hatte ich noch nie zu tun gehabt.
»Weißt du, wo er sich aufhält? Kannst du mir mehr erzählen?«
Bashir winkte ab. »Es tut mir leid, Isabelle. Aber das ist alles, was ich weiß.«
Gerade als ich erneut den Kopf senken wollte, stimmte er erneut an. »Allerdings hörte ich von etlichen Treffen im Central Park. Wie du auch bemerkt haben solltest, ist es dort in letzter Zeit ruhig geworden.« Wieder lächelte er kurz. »Die Ruhe vor dem Sturm sozusagen, wie vor jeder Schlacht. Vielleicht liegt es daran, dass so ziemlich jeder Dämon in der Region derzeit in die Stadt reist um sich dort, im Schutze des Dickichts, aufzuhalten.« Er faltete die Hände. »Aber das ist natürlich nur eine Vermutung.«
Das war es also. Die eine Information, die ich brauchte. Sofort stand ich auf. Ganz Gentleman erhob auch Bashir sich.
»Vielen Dank«, hauchte ich bereits im Gehen.
Er deutete eine Verbeugung an.
Für den Bruchteil eines Momentes glaubte ich, die Tür erreichen zu können. Ich hatte den Arm bereits ausgestreckt, um den Türknauf zu umfassen, da spürte ich seinen Körper an meinem. Der Duft seiner Haut drang mir in die Nase und betörte meine Sinne. In leicht wiegenden Bewegungen schmiegte er sich an meinen Rücken. Mit dosierter Gewalt hielt er mich fest. Seine Hand ruhte an meinem Bauch, streichelte die Stelle unter meinem Bauchnabel.
»Bekomme ich wirklich kein Dankeschön?«, flüsterte er mir ins Ohr. Auch wenn ich es nicht wollte, aber meine Stimme zitterte wie das letzte Blatt an einem Baum im stürmischen Wind. Mit warmen Lippen bedeckte er meinen Hals mit Küssen. Ich schloss die Augen.
»Soll ich?«, fragte er herausfordernd. Mit den Fingern drückte er meinen Kopf nach oben, legte meinen Hals frei. Ich spürte, wie meine Beine das Gewicht meines Körpers nicht mehr tragen konnten, knickte leicht nach hinten weg. Gleichzeitig küsste er die Stelle hinter meinen Ohren, knabberte mir am Ohrläppchen. Er ließ sich Zeit dabei, strich mit dem warmen Handtuch über mein Kinn, dann meinen
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