HexenLust 1
Monument ihrer Selbstherrlichkeit in Flammen steht, bis es schließlich zusammenbricht. Wenn der Wolkenkratzer des amerikanischen Zirkels Ost nicht mehr als Schutt und Asche ist, wenn Blut und Stahl vom Himmel regnen, dann müsst ihr losschlagen! Achtet auf sein Zeichen! Hört ihr! Achtet auf sein Zeichen!«
Maddox wandte sich mir zu. »Ich hab genug gehört, und du?«
Beiläufig nickte ich, den Blick nicht von Creepy nehmend. Seine Worte waren wie Gift und brannten sich beißend in mich hinein. Es war größer, als ich angenommen hatte. Viel größer.
Wir hatten Glück, dass uns auf dem Weg aus der Halle niemand bemerkte. Vor dem Notausgang stoppten wir und atmeten eine Minute durch. Ich stemmte die Hände in die Hüften, blickte mit verlorenem Blick in den schwarzen Nachthimmel.
»Ich hätte nicht geglaubt, dass die Gerüchte wahr sind.«
Maddox lächelte mild.
»Kennst du Nikolais anderen Beinamen? Früher wurde er auch der Verführer genannt. Jetzt weißt du warum«, erklärte Maddox mit einer Kopfbewegung in das Innere der Halle.
Ich nickte wortlos.
Nach einer Weile sagte ich: »Creepy meinte, dass überall im Land solche Veranstaltungen stattfinden. Er hat es in kürzester Zeit geschafft, eine Armee aufzustellen, und wenn die Zentrale des Zirkels brennt, dann ...«
»... hat er eine verdammte Hexenjagd losgetreten«, beendete er meinen Satz.
Ich fuhr mir übers Gesicht, als wolle ich den Gedanken aus meinem Verstand herauspressen. Von überall her waren Dämonen im Anmarsch, nur mit dem einen Ziel: Den Tod der Hexen.
Kurz überlegte ich, wie ich das Gesehene formulieren sollte. Dann zog ich mein Mobiltelefon aus der Tasche. Mir war klar, sollte ich die Worte aussprechen, dann würden sie von einem Gedanken zur schrecklichen Realität werden. Ich wählte direkt de la Crox an.
»Guten Morgen, Miss Ashcroft«, antwortete sie sichtlich im Stress. Anscheinend war sie nicht allein, wenn sie mich so ansprach.
»Madame, wir haben unseren Tipp überprüft und ...«
»Mir ist alles bekannt: im Garden, hier, überall ... Ich weiß! Danke für den Hinweis«, unterbrach sie mich.
Anscheinend war ich nicht die Einzige, die Meldung bei ihr gemacht hatte.
»Überall im Land scheint es solche Veranstaltungen zu geben«, fuhr sie fort. »Wir verstärken alle Abwehrzauber, ziehen unsere Kräfte hier in Manhattan zusammen. Ich möchte, dass Sie sich nun ausruhen.«
Etwas verdutzt brauchte ich einen Moment, bis ihre Worte meinen Geist erreichten.
»Ich soll Feierabend machen?«, vergewisserte ich mich.
»Ja. Es wird Krieg geben, Miss Ashcroft. Der Tag bricht bald an, es gibt nichts mehr für Sie zu tun. In den letzten Stunden hat es keine Aktivität mehr gegeben.« Sie seufzte in den Hörer. Ein gespanntes, nervöses Geräusch. »Es ist die Ruhe vor dem Sturm, und wenn dieser losbricht, möchte ich, dass Sie ausgeruht sind.«
Dann klickte es am anderen Ende. Ich ließ mein Handy sinken.
»Ich soll ...«
»Habe alles mit angehört«, sagte Maddox mit tiefer Stimme. »Sie hat recht, du musst dich ausruhen.«
Er nahm mich in den Arm, führte mich in Richtung meines Wagens. Ich war erschöpft. Es tat gut, sich beim Gehen an seiner Schulter anzulehnen. Unter anderen Umständen hätte ich es noch mehr genossen. Doch leider lagen die Dinge etwas anders. Mein Verstand arbeitete unaufhörlich und wollte einfach nicht zur Ruhe kommen.
Die haushohen Laternen warfen ihr orangefarbenes Licht auf den Asphalt des Parkhauses. Nur wenige Autos standen hier und bald war das Empire State Building zu erkennen, welches sich ruhig in das Panorama schmiegte.
»Wenn es wirklich losbricht, dann musst du fit sein.« Er nahm mich ein wenig fester in den Arm. Sofort fühlte ich mich wohl und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Seine Lippen kamen nahe an mich heran. »Immerhin könnte ich mir das nie verzeihen, wenn dir etwas ...«
Ich stoppte, ohne dass ich es wollte. Irgendetwas hinderte mich daran weiterzugehen.
»Was ist los?«, fragte Maddox und hielt im nächsten Moment meine Hand fester.
»Ich weiß es nicht, irgendwie ...«
Doch schon wieder versiegten meine Worte im Nichts. Ich fühlte eine Schwere auf mir lasten, als hätte ich tagelang nicht geschlafen. Gleichzeitig wollte ich nichts anderes, als mich umdrehen. Mein Blick glitt zu dem Parkplatz, den wir beinahe verlassen hatten und wieder beschlich mich dieses ungute Gefühl von Hilflosigkeit, das ich so sehr hasste. Mein Körper schien meinem Geist nicht mehr zu
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