HexenLust 1
Ernst?
»Sorry, Maddox, aber normalerweise kämpfe ich allein gegen Dämonen. Glaub mir, ich kann ganz gut auf mich aufpassen.«
»Das habe ich nie bezweifelt. Aber Nikolai hat dich mit einem ganz besonderen Namen angesprochen.«
Das war genug. Ich vollführte eine Vollbremsung. Die Reifen quietschten schrill, als mein Benz sich einmal um die eigene Achse drehte und schließlich zum Stehen kam.
»Jetzt ist Schluss mit den Andeutungen«, giftete ich ihm entgegen. »Er hat mich Isabella genannt, ja und? Das passiert mir ständig, es war ein Versehen!«
Maddox schüttelte mit dem Kopf, seinen Blick zog es ein weiteres Mal gen Himmel. »Nikolai macht keine Fehler. Nichts, was er tut, entbehrt einem Plan.« Maddox fuhr sich über seine Lippen, als müsste er sie anfeuchten, damit die Worte über sie drangen. »Die Hexe, die ihn damals während der Krim-Kriege überwältigt hatte, hieß Isabella. Er muss in dir so etwas wie ihre Nachfolgerin gesehen haben.«
Bedächtig legte er seine Hand auf meine. Sie war kalt, eiskalt. Dann sah er mir tief in die Augen, genauso wie es Nikolai vor wenigen Minuten getan hatte.
»Lass mich zumindest bis Sonnenaufgang bei dir sein. Dann fühle ich mich sicherer. In der Zeit können wir darüber reden.«
Schweigend vergingen einige Sekunden.
»Gut«, stimmte ich schließlich zu. »Bis Sonnenaufgang.«
Die dritte Regel
Während Maddox sich interessiert in der Wohnung umsah, zündete ich ein paar Kerzen an und öffnete eine Flasche Rotwein. Mein neuer Freund Lemi hatte sich in die Ecke des Stalls gekauert und knabberte genüsslich an einer Karotte, während Maddox ihn durch das Gitter streichelte. Er ließ sich sogar dazu herab, seine Schutzweste, den Mantel und die Waffen abzulegen, als er sich zu mir auf die Couch setzte. Absichtlich hielt ich Abstand zu ihm.
»Du hast eine schöne Wohnung. Wie sieht es mit Schutzzaubern aus?«
»Werden jedes Jahr erneuert und auch magische Runen sind an jeder Ecke angebracht.«
Er nickte zufrieden. »Gut, dass hilft bei Elementargeistern, wie einem Golem. Auch Vampire und Werwölfe kriegst du damit abgeschreckt, aber die höheren Dämonen, wie einen Zauberer oder gar Nikolai, lassen sich dadurch nicht stören.«
Ich goss die tiefrote Flüssigkeit in zwei Schwenker und reichte ihm einen. Dazu lächelte ich amüsiert. Beinahe süß, wie er sich Sorgen um mich machte.
»Die kommen tagsüber nicht raus«, versicherte ich ihm.
Klirrend stießen unsere Gläser aneinander.
»Ich hoffe, dass du recht hast«, flüsterte Maddox in den Schwenker blickend.
Ich hätte zu gern gewusst, an was er dachte, als er das tat.
»Ich sehe keine Bilder«, sagte er schließlich.
Amüsiert setzte ich mich auf meine Knie und kuschelte mich in die weichen Kissen. »Von wem auch?«
»Zum Beispiel von deinen Eltern?«
Für einen Moment hatte ich das Gefühl, als würde er zu mir herüberrutschen. Unsere Hände waren nur wenige Zentimeter entfernt, ich konnte beinahe spüren, wie er mit dem Gedanken spielte, sie zu ergreifen. Doch den Gefallen wollte ich ihm nicht tun.
»Ich kenne meine Eltern nicht. Der Zirkel ist mein Zuhause.« Mechanisch ratterte ich dieses Kapitel meines Lebens herunter. Nicht unbedingt meine Lieblingsgeschichte, aber auch keine, die schmerzte. Nicht mehr. Nicht mehr nach so langer Zeit.
»An das Waisenheim kann ich mich nicht mehr erinnern, irgendwann wurde ich von Madame de la Crox abgeholt, ab dann wohnte ich im Zirkel.« Ich zwinkerte ihm zu. »Wenn du lieb bist, zeige ich dir vielleicht mal mein altes Zimmer im Wolkenkratzer. Ich habe es immer noch. Wenn ich mal länger arbeiten muss und ich keine Lust habe, nach Hause zu fahren, lege ich mich dort hin.«
Er nickte mir zu, nahm einen Schluck Wein. Als wäre er schon leicht betrunken, ließ er Luft durch seine Lippen entweichen.
Ich bedachte ihn mit einem fragenden Blick. »Du trinkt nicht oft Alkohol, oder?«
»Eigentlich nie.«
Ich goss nach.
»Wie sieht es bei dir aus?«, fragte ich.
»Meine Mutter wohnt in Los Angeles.« Er hielt kurz inne und lächelte. Ein ehrliches, strahlendes Lächeln, das eigentlich alles sagte, was ich wissen musste. »Sie ist eine tolle Frau und mein Vater ... Sagen wir so, ich weiß, wer er ist, habe eine Zeit lang bei ihm gelebt, aber seine Einstellung zu manchen Dingen gefällt mir nicht.« Etwas verlegen setzte er seinen verträumten Blick auf.
»Wir wollten reden, mein Lieber«, erinnerte ich ihn.
Entschuldigend erhob er die Arme, nahm noch einen
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