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HexenLust 1

HexenLust 1

Titel: HexenLust 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S York
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schritten wir weiter durch den Flur, bis wir schließlich im Wohnzimmer ankamen und um die Ecke spähten. Flackernd erleuchtet präsentierte sich eine Ledergarnitur vor einer breiten Fensterfront. Drei große Plasmafernseher waren an der Wand befestigt und wurden nur übertroffen von unzähligen, alten Büchern, welche aufeinandergestapelt im Raum lagen. Das Feuer im Kamin warf sein Licht in den orange-glühenden Wohnbereich. Tatsächlich wirkte Bashirs Gesicht matt und hatte auch eine Spur von Glanz verloren. Eine dunkle Strähne hing ihm ins Gesicht. Eifrig überprüfte er einige uralte Bücher, bevor er sie in Kisten packte. Anscheinend musste er eine Auswahl treffen und konnte nur seine Lieblingsstücke mitnehmen. Für einen Moment tat es mir weh, ihn so fahrig und wehmütig zu sehen, wie er liebevoll über den Einband strich und eins nach dem anderen wieder zurück auf den Stapel legte.
    »Macht das, wofür ihr hier seid«, waren seine ersten Worte in den Raum hinein. Sie klangen gleichgültig.
    »Guten Abend, Bashir«, sagte ich und versuchte, Wärme in meine Worte zu legen.
    Er hielt einen Moment inne, befüllte die Kiste weiter.
    »Ich hatte mit jemand anderem gerechnet«, gab er zu.
    Schließlich traten wir in den Raum. Dann entsann er sich doch noch seiner bis zur Vollendung ausgeprägten Manieren.
    »Guten Abend, Ira.« Erst jetzt drehte er sich zu uns um. Seine Augen sahen traurig aus. »Hallo, Isabelle.«
    Wir standen nun neben ihm, als er seufzend und in Gedanken versunken über die vergilbten Seiten eines riesigen Buches strich.
    »Es ist das Tagebuch von Richard Löwenherz. Der Wert dieses Exponats ist unermesslich.« Als würde das Buch in Flammen stehen, ließ er es los, sodass es klatschend auf einem Stapel landete. »Leider kann ich es nicht mitnehmen, ich habe einfach keinen Platz mehr. Nun befürchte ich, dass es in die Hände eines Banausen geraten könnte, jemand, der es unbeachtet in einem feuchten Keller lagert oder den wahren Wert nicht zu schätzen weiß.« Seine Faust schnellte gegen die Wand.
    War das der so ruhige und überlegte Bashir, den ich kannte? Der mächtige, uralte Dämon, der schon gelebt hatte, als der englische König Richard I. diese Zeilen notiert hatte? War das der charmante Lehrer, der über Jahre hinweg mein starker Fels in dieser verrückten und von Unglaublichkeiten regierten Welt gewesen war?
    Es war etwas Großes im Gange, wenn selbst er seine kostbaren Stücke aufgeben und den geliebten Antiquitätenladen verlassen musste.
    Gerade, als er ein weiteres Buch ergreifen wollte, hielt ich ihn sanft am Arm fest. Unsere Blicke trafen sich. Jetzt war ich nicht mehr die Schülerin, die sich zitternd und mit den unsicheren Schritten eines neugeborenen Fohlens in dieser Welt bewegte und er war in diesem Moment nicht mehr der selbstsichere Lehrer, der auf alles eine logische Antwort wusste und mir in Sphären geholfen hatte, die ich nicht für möglich hielt.
    In diesem Augenblick hatte sich alles verändert und wir beide wussten es. Wortlos ergriff ich seinen Nacken, stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich. Ich wollte ihm den Trost der Berührung schenken, in der Worte nichts ausrichten konnten.
    Eine Weile sah ich in seine dunklen, großen Augen und streichelte die Spitzen seiner Haare, die auf den breiten Schultern ruhten.
    »Ich kann dir nichts sagen. Und das weißt du auch.« Er atmete tief. »Er würde mich sonst umbringen.«
    Iras Absätze klackten, als sie sich hinter Bashir stellte.
    Er blickte sich kurz um, lächelte amüsiert und für einen Moment blitzte wieder der Hauch von Überheblichkeit auf, der eine ungeheure Anziehung auf mich hatte.
    »Ihr könnt mich foltern, Schwarze Magie einsetzen, machen, was ihr wollt. Du weißt genau so gut wie ich, dass ich in all den Jahren schon schlimmeren Torturen ausgesetzt war und niemals ein Wort über meine Lippen drang.«
    »Ich weiß«, hauchte ich ihm entgegen. »Und ich bin sehr stolz auf dich, dass selbst Nikolai es nicht geschafft hat, deinen Willen zu brechen.«
    »Ihr vergeudet eure Zeit«, sagte Bashir ruhig.
    Ira legte ihr Kinn auf seine Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: »Das werden wir sehen.«
    Schon war sie dabei, ihm den schwarzen Rollkragenpullover über den Kopf zu ziehen. Im Schein des Feuers glänzte seine Haut rötlich. Das Zusammentreffen musste ihn viel Kraft gekostet haben. Auch wenn er körperlich erschöpft wirkte, so konnte ich das angriffslustige und stolze Glänzen in seinen

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