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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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getragen hatte, fast als entspannend.
    Das einzige, was er über die Flucht mit Sicherheit wüßte, die er in ein paar Stunden zu bewerkstelligen hoffte, war, daß er sehr wenig Zeit haben würde. Er richtete das Faß nun auf und zog sein Kampfmesser. Die Klinge hatte zwei Schneiden und war einen Fuß lang. Unmittelbar unter der Parierstange war sie fest genug, einen Schwerthieb abzufangen, und sie war so geschliffen, daß man sich damit zwar nicht den Bart schaben, aber sogar Bronze schneiden könnte.
    Samlor setzte die Klingenspitze in der Mitte einer der Dauben an und hielt das Messer mit der Linken aufrecht. Der Knauf war aus Bronze mit völlig flachem Kopf, so daß Samlor mit dem Ballen der Rechten darauf hämmern konnte. Die Klinge summte. Das Buchenholz bekam einen Riß und schien von der Spitze zurückzuweichen. Samlor zog das Messer heraus und hämmerte es auch in die Enden der vier restlichen Dauben. Diese Perforierung machte das Faß nicht undicht, würde ihm jedoch gestatten, den Deckel mit der Faust einzuschlagen, wenn es soweit war.
    Während er den Rest des Tunnels zurücklegte, wurde ihm mehr als zuvor bewußt, wie heiß die Schildpattwände der Laterne waren. Als er das Ende des Tunnels erreichte, hörte er, daß sich jemand über ihm befand. Alles mögliche hätte das Schleifen verursachen können, windbewegte Zweige ebensogut wie die Stiefel eines Wächters. Doch ein verräterischeres Geräusch war nun ebenfalls zu hören: ein Speer oder ein Bogen, den der Jemand dort oben aufsetzte, als er stehenblieb. Der Stein leitete den Schall sehr gut, so gut, daß Samlor nicht zu sagen vermochte, wo sich der Wächter, von der Falltüre aus gesehen, genau befand. Und der Karawanenmeister hatte auch nicht die geringste Ahnung, wie gut die nach oben aufschwingende Tür vor dessen Blicken verborgen lag. Es war nicht ausgeschlossen, daß sie sich in der Mitte des Raums oder gar unmittelbar vor den Füßen des Wächters öffnete.
    Beruhigend war dagegen, daß keine Stimmen laut wurden. Das konnte bedeuten, daß der Wächter allein war. Oder sie sich, falls es sich um mehrere handelte, ruhiger verhielten, als das unregelmäßige Herumstapfen schließen ließ.
    Samlor mußte mehr erfahren, als er im Tunnel herausbringen konnte. Und eine bessere Zeit als jetzt würde nicht kommen. Er schloß die Klappe seiner Laterne und zog den abgegriffenen Bronzeriegel zurück. Zum Hochsteigen ragten ein paar Steine aus der Wand. Samlor setzte den rechten Fuß auf den mittleren, wo das Bein gerade genügend abgewinkelt war, ihm den größtmöglichen Schwung zu geben. Seine Rechte hielt den Dolch, die Linke legte er, zum Hochdrücken bereit, auf die Tür. Dann schoß er hoch wie ein Schachtelmännchen.
    Die Tür öffnete sich zu einem Alkoven, doch den Vorhang, der sie einst vor Blicken geschützt haben mochte, gab es längst nicht mehr. Samlor aber hatte keine Zeit, sich den Raum genauer anzusehen. Der Beysiber schoß herum. Vor Schrecken hatten sich die Membranen vor seine Augen geschoben. Er versuchte, den Bogen zu heben, doch er wäre nicht einmal dazu gekommen, ihn mit dem Knüppel abzuwehren, geschweige denn, einen Pfeil an die Sehne zu legen. Samlor stieß dem Fischäugigen die Faust in die Magengrube und das Messer zwischen die Rippen.
    Der Beysiber stürzte auf den Rücken, und Samlor zog sofort sein Messer zurück, um den Angriff eines zweiten Gegners abwehren zu können. Doch der Beysiber war offenbar allein gewesen. Die Membranen über den Augen des Fischmannes zitterten. Bei besserem Licht hätten sie in Farben geschillert wie die Haut eines sterbenden Thunfischs. Der Hieb hatte die Lunge des Mannes gelähmt, so war der einzige Laut von ihm, ehe er starb, das Kratzen seiner Nägel auf dem Boden.
    Samlor stieß die Leiche durch die Falltür. Er hoffte, daß der Mann keiner von Horts Freunden gewesen war. Er verstand völlig, daß einfache Leute Trost fern von hohen Herren wie Lord Tuhaliya suchten. Aber sie hatten sich in die Nesseln gesetzt, als sie ein Kind aus dem Geschlecht der Kodrix entführten.
    Der Tempel hatte nur aus einem runden Raum bestanden. Jetzt war er ohne Dach, und die kannelierten Säulen, die im Kreis gestanden hatten, waren eingestürzt. Doch die Verbindungswand stand noch gut schulterhoch. Sie war nur in einem Dreiviertelkreis errichtet worden. Ein Neunziggradbogen lag offen vor dem Wasser der Bucht, das bis fast zu den Grundmauern des Bauwerks spülte.
    An der Einfahrt der Bucht war ein großes

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