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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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mir doch versprechen, nicht wahr? Nicht wahr?«
    Marc blickte auf die großen, knochigen Hände des verwahrlosten Jungen, der zum Waisen geworden war, als die Rankaner die Stadt einnahmen. Er erinnerte sich nicht mehr an seine Eltern. Er war rasch und auf die harte Weise erwachsen geworden, und er haßte die Rankaner aus tiefster Seele. Er hatte niemanden, keinen Mentor, keinen, der sich um ihn kümmerte.
    Marc kannte Zip seit Jahren und hatte nicht gewagt, etwas für ihn zu empfinden, denn seinesgleichen starb jung und meistens auf ziemlich unerfreuliche Weise.
    Doch nun, aus Gründen, die nur die Götter kannten, machte Marc sich etwas aus ihm.
    »Nein, Junge, das kann ich dir nicht versprechen. Vielleicht können sie es. Ich weiß nur, daß es weder dich, mich und meine Frau, noch diesen Laden am Morgen noch geben wird, wenn du dich bei diesem Treffen nicht sehen läßt! Sie werden das Haus dem Erdboden gleichmachen, und wir werden darunter begraben sein!«
    »Danke, daß du keinen Druck auf mich ausübst!«
    »Schon gut. Danke, daß du meinen Laden zu deinem Lieblingsaufenthalt machst!«
    »Na schön! Also sag, wer alles kommen wird.«
    Marcs Magen verkrampfte sich. Er spielte mit einem Shalpaamulett, in der Hoffnung, die Göttin würde den Jungen davon abhalten, durch das offene Loch neben ihm in die Tunnels zu tauchen und nie wieder hochzukommen. Er zählte auf: die Vampirfrau Ischade, der König der Unterwelt Jubal, der rankanische Führer des 3. Kommandos Sync, der Geschichtenerzähler Hakiem und der stellvertretende Standortkommandant Walegrin.
    Während er das tat, entging ihm nicht, daß die ungläubig geweiteten Augen des Jungen eisig und feindselig wurden. Marc war nicht einmal selbst sicher, daß aus dem Treffen heute abend nicht ein Gemetzel wurde. Wer die Liste der Eingeladenen kannte, könnte sich auf einen Schlag aller Unruhestifter von Bedeutung in Freistatt entledigen - durch ein Feuer, vielleicht.
    Er hoffte nur, daß dieser Jemand nicht Strat war.
    Auf seiner Liste fehlte lediglich ein Vertreter der Magier -ein Mitglied der Zaubergilde oder Enas Yorl oder irgendein Hexer der Hazardklasse: jemand, der durch Angst vor einem tödlichen Fluch für Ordnung sorgen konnte.
    Wenn die Stiefsöhne nicht äußerst mißtrauisch den Magiern gegenüber gewesen wären, hätten sie bestimmt auch einen von ihnen eingeladen.
    Als Sync zu dem Treffen kam, war die Luft bereits blau von Krrfrauch und der Boden feucht von verschüttetem Wein.
    Kama hielt den Vorsitz über fünfunddreißig Personen, die einander unter anderen Umständen längst an den Hals gesprungen wären.
    Der Geschichtenerzähler Hakiem war als einziger unbewaffnet, aber Sync wußte, daß in einer Situation wie dieser der Mund mächtiger war als das Schwert. Wenn die Sache hier schiefging, konnte man den Rest laufenlassen, Hakiem aber würde man töten müssen.
    Walegrin, der heute keine Uniform trug, war von sechs, ebenfalls nicht uniformierten Offizieren umgeben. Selbst wenn sie sich nicht entschließen konnten, Sync tatkräftig zu unterstützen, würden sie ihm nicht schaden, denn allein, daß sie der Einladung gefolgt waren, würde gegen sie sprechen.
    Straton saß auf einem Weinfaß in einer Ecke, allein mit einer Frau, die wohl Ischade sein mußte, da sich offenbar niemand in ihre nächste Nähe wagte. Nur gut, daß Critias nicht in der Stadt war, sonst hätte Strat die Vampirfrau bestimmt nicht geholt. Sync mußte sich beherrschen, daß er nicht zu auffällig auf Strats Hals nach Bißwunden suchte.
    Der junge Untergrundkämpfer, mit dem Sync, Gayle und Strat auf der Straße der Roten Laternen zusammengestoßen waren - und der seine eigenen Leute getötet hatte, damit sie nicht in Gefangenschaft gerieten -, hockte in der gegenüberliegenden Ecke. Ein räudiger Köter kratzte sich neben ihm die Flöhe aus dem Fell. Sync nickte Zip zu und bahnte sich einen Weg zu ihm. Von all dem Gesindel hier war dieser verwahrloste Rebellenführer für ihn der wichtigste, wenn er einen taktischen Vorteil erlangen wollte. Aller Augen richteten sich auf sie, als Sync die Hand ausstreckte und sagte: »Das letzte Mal haben wir vergessen, uns vorzustellen. Ich bin Sync. Und du .?«
    »Zip genügt.« Der junge Mann blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an und schüttelte ihm schließlich die Hand.
    »Ich bin sehr froh, daß du gekommen bist. Wenn das vorbei ist, lade ich dich zum Essen ein, und wir können unsere Aufzeichnungen vergleichen.«
    Sync drehte sich

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