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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ob dieser Junge aus der Gosse nicht etwa klüger war, als er aussah. Kein Stiefsohn, keiner vom 3. Kommando und schon gar kein rankanischer Berufsoffizier wollte etwas mit den Nisibisihexen zu tun haben.
    Als Sync zu der Treppe unter der Falltür gehen wollte, die zu Marcs Laden führte, schlossen sich Zips Finger um einen Arm. »Doch nicht auf diesem Weg, Narr! Wenn du zum Einhorn willst, dann durch die Tunnels. In der Straße der Schmiede wird die Sperrstunde eingehalten, auch wenn sich im Labyrinth niemand darum kümmert. Und zwei Männer erregen in dieser Zeit immer Aufsehen. Also komm, außer du hast Angst, daß deine schönen Stiefeln naß werden.«
    Sync staunte, wie Zip sich in dieser dumpfigen und glitschigen Dunkelheit zurechtfand. Bis zu den Knien wateten sie in Abwasser, dann in saubererem Wasser durch dieses andere Labyrinth mit seiner phosphoreszierenden, dunkelgrünen Finsternis, das kein vernünftiger Kämpfer ohne Seile, Fackeln, Kreide und Verstärkung betreten hätte.
    Zip fühlte sich hier offenbar zu Hause; zwar sah Sync sein Gesicht nicht, aber seine Stimme klang völlig entspannt. Wie der Junge ihm geraten hatte, hielt er sich an seiner Schulter fest und versuchte, nicht auf die Stimme zu hören, die ihm sagte, daß er es bereuen würde, sich der Gewalt dieses Kanallords ausgeliefert zu haben. Wenn Zip ihn hier allein ließ, würde er den Weg hinaus vielleicht nie mehr finden.
    Doch es sah so aus, als hätte der Rebell tatsächlich keinen Verrat im Sinn, jedenfalls fragte er fast freundlich: »Du erwartest doch nicht wirklich, daß dieses Bündnis hält?«
    »Nein«, antwortete Sync, »aber ehe es mit dem Kampf losgeht, möchten wir uns miteinander bekannt machen. Gute Manieren schaden nie, und vielleicht bringt es uns doch den einen oder anderen Verbündeten ein, auch wenn es zu keinem stadtweiten Zusammenschluß kommt.«
    »In zwei Wochen«, sagte Zip mit spöttischer Bitterkeit, »wird es dank dir jede Menge kämpfender Gruppen geben: Armee, Todestrupps, idealistische Revolutionäre, beysibische Weiber, deine Kämpfer, falsche Stiefsöhne, echte Stiefsöhne - was soll alles das?«
    »Es muß nicht dazu kommen.«
    »Wenn man dir die Führung überläßt! Die Chance ist ebenso gering wie die, daß ich Roxane heirate und der herrschende Nisibisihexer werde!«
    In diesem Augenblick fragte sich Sync, ob Zip ihn wirklich zum Wilden Einhorn brachte. Allein die Erwähnung von Roxanes Namen ließ ihm kalte Schauder den Rücken hinabrinnen. Er hatte genug von Hexenkriegen. Er hatte beschlossen, sein Winterquartier in Freistatt aufzuschlagen, weil es hier genug Unruhen gab, daß seine Männer nicht verweichlichen würden, und keine Zauberei, der sie nichts entgegensetzen konnten, sondern nur die Beysiber und die unbedeutenden Hexer von Freistatts drittklassiger Magiergilde.
    »Du bist wohl gut mit Roxane befreundet?« wagte sich Sync vor.
    »Sie ist ein Problem - aber das wirst du früher oder später selbst noch herausfinden. Sie ist der eine, sehr große Grund, daß ich mich nicht mit dir zusammentun kann. Der zweite ist, daß ich nicht für alle sprechen kann - ja kaum für irgend jemanden.«
    »Nur für die von den Nisibisi ausgebildeten und bezahlten Todestrupps?«
    »Stimmt. Wir biegen jetzt nach links ab, dann geht es steinerne Stufen hoch, die sehr glitschig sind. Es sind fünfzehn bis zu einem Absatz, dann kommen noch zehn.«
    Im Dunkeln stiegen sie empor. Sync fragte weiter. »Ich habe gehört, daß du die Kontrolle über den größten Teil von Abwind hast, daß du ihn gegen die Beysiber gehalten hast und sie es inzwischen aufgegeben haben, ihn zurückerobern zu wollen.«
    »Den größten Teil! Drei Blocks? Das ist alles, was ich habe, alles, was ich halten kann. Wir haben nicht gerade einen Überfluß an Waffen oder Kämpfern und erhalten nur eine geringe Unterstützung durch die Nisibisi. Ich zeig’ dir gern mal mein Gebiet, aber beeindrucken wird es dich sicher nicht.«
    »Wir werden sehen!« Sync hatte vergessen, die Stufen mitzuzählen, er hob den Fuß zur nächsten und trat ins Leere: Sie hatten den Treppenabsatz erreicht. Mit einem dumpfen Gefühl im Magen, das nichts damit zu tun hatte, daß sie sich unter der Erde befanden oder daß er einem jungen Rebellen ausgeliefert war, sagte er: »Ich möchte sie gern kennenlernen - diese Roxane. Kannst du das einrichten?«
    »Ist dir das Leben zu eintönig? Kannst du es nicht erwarten, deine Seele zu verlieren? Hast du gehört, daß die

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