Hexennacht
um, und noch ehe Zip Zeit hatte zu fragen, welche Aufzeichnungen, oder seine Einladung abzulehnen, schritt er zu dem Tisch, den Marc am Eingang aufgestellt hatte.
Sync blieben neben Kama stehen und wartete, bis Jubal Platz genommen hatte. Jubal war der zweite, um den die Anwesenden einen Bogen machten. Er hatte draußen im Dunkeln verborgen in Begleitung seiner Lakaien auf Syncs Ankunft gewartet und erst nach ihm den Raum betreten.
»Nun, da wir alle hier sind«, Sync vergewisserte sich mit schweifendem Blick, daß das auch tatsächlich der Fall war, »erteile ich das Wort unserem hiesigen Fachmann für Tarnunternehmen, Geheimhaltung und Zauberei, Randal, unserem eigenen Ex-Hazard, ehemals von der tysianischen Magiergilde.«
Ein Raunen ging durch die Menge, die Männer und Frauen streckten die Hälse und schauten sich nach dem Zauberer in ihrer Mitte um.
Aus Ischades Ecke erklang ein melodisches Lachen. Während sich alle Blicke ihr zuwandten, stand der räudige Köter auf, der fast wie ein Wolf aussah, und verließ Zips Seite. Niesend und schnüffelnd tappte er scheinbar aufs Geratewohl zu dem Tisch, wo Kama sich nun niederkniete. Sie nahm ihren Umhang von den Schultern und drapierte ihn um den Hals des alten Hundes.
Lautlos erhob sich Zip, doch der Waffenhändler Marc streckte die Hand aus, um ihn zurückzuhalten.
Niemand bemerkte es.
Aller Aufmerksamkeit galt dem Hund, der vor ihren Augen zum Menschen wurde.
Es war eine saubere Verwandlung, besser, als sie Randal gewöhnlich gelang. Er mußte diesmal nicht einmal heftig niesen.
Als er sich schließlich aufrichtete, wirkte er durch den Umhang, den Rauch und die huschenden Schatten der flackernden Kerzen viel imposanter, als er eigentlich war.
Wie immer, wenn eine seiner Strategien zur Wirklichkeit wurde, spürte Sync eine angenehme Wärme in seiner Magengrube.
»Vielen Dank, Commander«, sagte Randal.
Sync murmelte: »Nichts zu danken«, und setzte sich.
»Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren«, begann Randal. »Ich übermittle euch Grüße von Tempus und all unseren Freunden am Hexenwall. Die schreckliche Lage, in die Freistatt geraten ist, seit die Stiefsöhne die Stadt verließen, ist uns zu Ohren gekommen. Mit eurer Hilfe wollen wir die Mißstände beheben, die Beysiber vertreiben und Freistatt wieder in seinem alten - ah - Glanz erstehen lassen.«
Zustimmendes Murmeln wurde laut.
Randal glückte sein gewinnendes, jungenhaftes Lächeln. Der schreckliche Zauberer, dessen langes Haar geschickt die zu großen Ohren und den zu dünnen Hals verbargen, verstand es wie keiner, seine Zuhörer mitzureißen. Als er heftig niesen mußte, entschuldigte er es mit >momentanem Mangel an geeigneter Kleidung<, und die Versammelten glaubten es ihm. Sie waren so erfreut über die Hilfe eines Zauberers im Kampf gegen die Beysiber, daß sie selbst dann respektvoll und dankbar zugehört hätten, wenn Randal in Gestalt eines Maultiers oder Salamanders zu ihnen gesprochen hätte.
Ein wenig ärgerte es Sync, daß vertrauenswürdige Kämpfer nicht genügten, dieses Gesindel zufriedenzustellen, ein einfacher Verwandlungstrick jedoch bewirkte, daß sich alle hier wie tapfere Eroberer fühlten. Das war zwar beabsichtigt gewesen, trotzdem störte es ihn, denn Soldaten mochten Zauberer nicht.
Wenn es in diesem Raum eine Person gab, die nicht verzaubert und überzeugt war von Randals Tricks (zu ihnen gehörte das plötzliche Erscheinen einer topographischen Karte von Freistatt), dann Zip.
Marc wußte es und Sync ebenfalls.
Als das Treffen zu Ende war, hielt Marc Zip so lange auf, bis Sync sie erreichte, der nur einen kurzen Umweg machte, um Strat betont zu fragen: »Hast du deine Seele noch?« Was mit einem knappen Nicken beantwortet wurde. Dann legte Sync die Hand auf den Arm des jungen Rebellenführers und schlug vor, daß sie >auf einen Drink und was immer< ins Wilde Einhorn gingen.
Zu Syncs Erleichterung schlug Zip die Einladung nicht aus, sondern erwiderte: »Wenn wir die Sache überhaupt angehen wollen, sollten wir es auch richtig machen!«
»Was ist >richtig« fragte Sync. Er wußte nicht, worauf sein Gegenüber hinauswollte.
»Richtig? Richtig wird es durch Eindaumens Hilfe, Soldat. Oder hast du Angst vor Nisibisimagie? Sie ist anders als die eures kleines Zauberers.« Abfällig deutete er auf Randal.
»Magie? Vor deiner Art von Magie habe ich Angst - in finsterer Nacht ein Messer im Rücken -, nicht vor ihrer«, spöttelte Sync. Er fragte sich,
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