Hexennacht
erwiderte: »Nehmt Eure Maske ab und schickt Eure Spielgefährten weg, dann reden wir miteinander. Das ist eine Sache zwischen uns beiden, oder wir lassen es!«
»Sollte es dazu kommen, daß wir es lassen«, brummte Jubal, »dann hättet Ihr unsere Zeit vergeudet, und das mögen wir gar nicht. Nicht wahr?«
Zehn verwahrloste Freistätter knurrten drohend.
»Wir wollen eines klarstellen, Slumlord: Steht Ihr im Sold der Beysiber? Wenn nicht, wollen wir die Karten aufdecken. Ich bin nicht hierhergekommen, um Euren Leuten eine Lektion im Kämpfen zu erteilen. Wenn sie so was brauchen, habe ich meine Ausbilder im 3. Kommando, die aus Waschlappen verwegene Streiter machen können.«
Drei der zehn Gestalten kamen geduckt näher. Jubal hielt sie mit erhobener Hand auf. Aus der Maske erklang ein rasselnder Seufzer. »3. Kommando? Sollte mich das beeindrucken?«
»Ich weiß nicht, was Ihr in diesem lächerlichen Federumhang und der Maske darstellen wollt, Jubal«, höhnte Sync. »Ein Vorbild könnt Ihr damit sicher nicht sein.« Er verschränkte die Arme und dachte, daß er einen mit Freistatt vertrauten Veteranen hätte schicken sollten, um diesen Schwarzen an den Ohren zu ihm zu schleifen. Es kostete ihn große Beherrschung, diesen Jubal nicht einen Winder zu schimpfen. Es war eine verdammte Schande, daß man sich mit einem ehemaligen Feind verbinden mußte, den man vor Jahren völlig besiegt hatte. Der Krieg wechselte ständig sein Gesicht.
»Nicht allen«, erwiderte Jubal kalt und beugte sich vor.
Sein Ton verriet, daß er sich keine Unverschämtheit mehr gefallen ließe. Also änderte Sync die Taktik. »Wie beruhigend.
Da Ihr Euch von Euren Leibwächtern nicht trennen wollt, obwohl Ihr meines Erachtens ganz gut allein zurechtkommen würdet, werde ich Euch eben in ihrer Anwesenheit den Grund meines Besuchs nennen. Dann können wir auch gleich abstimmen, wie hoch der Anteil am Profit für einen jeden sein soll, wieviel Ihr behalten dürft, was jeder zu tun hat und wer noch ...«
»Schon gut!« unterbrach ihn Jubal. »Saliman, verschwinde mit den andern und achte darauf, daß keiner zu lauschen versucht!«
»Aber, mein Lord ...«, protestierte Saliman.
»Tu, was ich gesagt habe!«
Die Männer verschwanden fast wie durch Zauberei.
»Also, worum geht es, Sink?«
»Ihr habt gewiß gehört, daß das 3. Kommando unabhängig vom Kaiser operiert - wir gehorchen nur unseren eigenen Gesetzen!«
»Ja?«
»Wir versuchen eine Koalition zusammenzustellen, um die Stadt von den Harka-Babies zu befreien und um einen Interimsherrscher einzusetzen - und um Freistatt zu einem unabhängigen Staat zu machen. Ich habe eine halbe Armee ohne eine Heimat!«
»Und Ihr möchtet Freistatt zu Eurer Heimat machen?«
»Das steht noch nicht fest. Aber wenn wir unseren Plan durchführen, möchten wir, daß Ihr mitmacht. Ohne Eure Zustimmung und Unterstützung kann niemand Freistatt übernehmen und halten, haben wir gehört.«
»Woher wollt Ihr wissen, daß die Beysiber das nicht ebenfalls gehört haben?« fragte Jubal.
Der alte Schwarze war schlau, aber Sync spürte, daß er ihm die Sache abkaufte, voll und ganz, die Verdrehungen eingeschlossen. »Weil sie schon von zu vielen - unerkannten - Seiten Schwierigkeiten haben.«
Jubal lachte, und die Falkenmaske verstärkte sein Lachen noch; so laut schallte es in dem Raum, daß sich die Vorhänge bewegten. »Mag sein. Aber nur mit Schmeichelei kommt Ihr nicht weit. Also heraus mit den Einzelheiten!« Der Ex-Gladiator streckte die Arme aus dem Umhang heraus. Die verfärbten Narben verrieten Sync, daß der Schwarze mindestens ebenso viele Kämpfe wie er selbst durchgestanden hatte.
»Ihr erwartet doch nicht wirklich, daß ich hier, wo Ihr so viele Ohren habt, darüber spreche?« entgegnete Sync. »Ich möchte, daß Ihr zu der kleinen Gesellschaft kommt, die wir heute abend in Marcs Waffenladen in der Straße der Schmiede geben. Vertreter einer jeden Gruppe, die meine Kundschafter für wichtig halten, werden anwesend sein. Ich möchte sie - mit Eurer Hilfe, selbstverständlich - zu einer gut aufeinander abgestimmten Einheit zusammenfügen.«
»Interessant.« Die Falkenmaske nickte bedächtig. »Und dann?«
»Dann machen wir diese Stadt zu dem, was sie sein sollte, zu dem, was sie war und was sie wieder sein möchte: eine Freistatt, eine Diebeswelt, eine sichere Zuflucht, wo Männer wie Ihr und ich nicht die Ringe pomadiger Päderasten küssen müssen und wo Frauen tun, was Frauen am besten
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