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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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gab es nicht, und sie stellte sie ihm zur Verfügung! »Geh jetzt heim und übermittle Lowan meine besten Wünsche. Ich werde einige Zeit brauchen, um das Fest für dich vorzubereiten, aber ich werde dir Bescheid geben, wann es stattfindet.« Er drehte sich um und ging zu den vier Wachen, die ihre Ungeduld kaum verhehlten - oder war es Ärger, weil er sie hatte warten lassen? Trotzdem blieb er noch einmal stehen. »Warst du schon bei Molin?«
    Sie runzelte die Stirn, dann zwang sie sich zu einem breiten Lächeln. »Unerfreulichkeiten können warten, ich wollte erst einen Freund sehen.«
    Das Lächeln, das jetzt des Prinzen Gesicht erhellte, wirkte echt. Sie hatte schon in früher Kindheit gelernt, in ihm wie in einem Buch zu lesen, und sie konnte es glücklicherweise immer noch. »Urteile nicht so streng über den alten Priester. Er ist mir eine große Stütze und weiß immer ...« Er zögerte und ein flüchtiges Glitzern machte sich in seinen Augen bemerkbar. ». Rat.«
    »Na schön, vielleicht besuche ich ihn bald.« Sie strich mit beiden Händen über ihre bloßen Schultern und Arme und fühlte sich nackt und allein, als Kadakithis das Gemach verließ.
    Zwei der fischäugigen Wachen blieben. »Würdet Ihr uns bitte begleiten?«
    Höfliche Worte, aber sie spürte die Kälte in ihnen. Verärgert schüttelte sie ihr Haar zurück, beschattete die Augen unter den langen Wimpern und hob hochmütig den Kopf, ehe sie über die Schwelle stolzierte. Ihre Miene verriet nichts, als sie den beiden auf die Zehen trat, während sie zwischen ihnen hindurchschritt.
    Zornig ballte Chenaya die Faust hinter ihrem Rücken und musterte die hochgewachsene Frau mit der blassen Haut, zu der man sie gebracht hatte. Sie war ganz offensichtlich von derselben Rasse wie die vier Wachen. Aus welchem gottverfluchtem Land stammten diese Leute? Geschminkte Brüste! Und waren das tatsächlich Schwimmhäute zwischen den nackten Zehen? Eine Mißgeburt! Auf jedem Hof in Ranke würde man sie auslachen, allein schon wegen ihres Kostüms!
    Mit Beysa wurde sie angeredet, was immer das bedeutete. Die Wachen hatten sich tief vor ihr verbeugt, als sie ihr Chenaya vorgestellt hatten.
    Der Raum, in dem sie sich befanden, war wohl das Privatgemach dieser Beysa, die jetzt mit einem knappen Händeklatschen die Wachen und Bediensteten wegschickte. Nur die beiden Frauen blieben zurück und blickten einander an.
    »Was habt Ihr von Kadakithis gewollt?« fragte die Beysa und setzte sich in einen Sessel in der Mitte des Gemachs. Chenaya vermutete, daß er erst für diese >Audienz< dorthin gestellt worden war.
    Chenaya beherrschte sich und antwortete bedächtig. Hier ging etwas vor, von dem sie nichts gewußt hatte, als sie in diese Stadt gekommen war. Nun ahnte sie allmählich, weshalb man in Ranke seit Monaten keine Nachrichten mehr aus Freistatt erhalten hatte.
    »Das Leben besteht aus einer Reihe vergeblicher Bemühungen«, murmelte sie leise. »Mit welchem Recht erteilt Ihr Befehle in einem rankanischen Statthalterpalast? Und wie kommt Ihr dazu, das rankanische Gesetz zu übertreten und hier eigene Wachen zu halten?«
    Der Blick der Beysa ruhte nun kalt und drohend auf ihr. Chenaya hob das Kinn und erwiderte ihn fest.
    »Ich bin eine solche Impertinenz nicht gewöhnt! Ich könnte Euch die Zunge herausreißen lassen!« Die Beysa, die lässig in ihrem Sessel geruht hatte, setzte sich auf, und ihre sorgfältig gepflegten Fingernägel klopften nervös auf die geschnitzte Armlehne.
    Chenaya hob eine Braue. »Ihr könntet es versuchen«, entgegnete sie ruhig. »Aber ich glaube, noch ehe Eure Wachen herbeieilen könnten, würde ich diese sonderbaren Murmeln, die Ihr Augen nennt, in den Händen halten.«
    Die Beysa starrte sie an, doch Chenaya konnte diese fremdartigen Augen nicht lesen. Nur ein flüchtiges Zucken ihrer Mundwinkel und das heftigere Klopfen ihrer Nägel verrieten den Ärger dieser seltsamen Frau.
    Nach langem, drückendem Schweigen sagte die Beysa, diesmal beschwichtigenden Tons: »Vielleicht seid auch Ihr nicht an Impertinenz gewöhnt. Der Torwächter, der Euch den Zutritt gestattete, sagte, daß Ihr das kaiserlich rankanische Siegel tragt. Wie seid Ihr dazu gekommen?«
    Chenaya tastete nach dem Siegelring an ihrer Rechten und drehte ihn. Jeder Angehörige der kaiserlichen Familie besaß einen solchen Ring - das wußten selbst die rankanischen Bauern. Aber sie hatte keine Lust, das dieser Frau zu erklären. Statt dessen blickte sie sich in dem Gemach um.

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