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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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dünne bleiche Narbe an ihrem linken Unterarm nach. »Ein Wildfang bist du offenbar immer noch!« Er schnalzte tadelnd mit der Zunge und seufzte. »Was führt dich nach Freistatt, Kusine? Bist du mit deinem Vater gekommen?«
    Chenaya lachte silberhell. »Immer noch mein kleiner Prinz!« Sie tätschelte seinen Kopf, als wäre er ein Hündchen auf ihrem Schoß. »Ungestüm und ungeduldig wie eh und je! So viele Fragen!«
    »Gar nicht mehr so klein, meine Liebe.« Nun tätschelte er ihren Kopf auf die gleiche gönnerhafte Weise. »Ich bin jetzt größer als du!«
    »Aber nicht viel!« Sie drehte sich, daß ihr Gewand sich bauschte. »Vielleicht sollten wir ringen, um zu sehen, ob der Größenunterschied etwas ausmacht?« Sie betrachtete ihn mit schrägem Kopf, als er nicht antwortete. Als er sie stumm musterte, wurde das Schweigen plötzlich zuviel für sie. Sie kam wieder auf ihn zu und nahm seine Hände in ihre. »Es ist so schön, dich wiederzusehen, mein kleiner Prinz.«
    Sie umarmten sich aufs neue. Doch diesmal war seine Berührung anders, abwesender. Sie löste sich sanft aus seinen Armen, machte einen Schritt zurück und blickte in sein Gesicht, in seine Augen, die plötzlich traurig wirkten oder bedrückt.
    Konnte es sein, daß er die Nachricht aus der Hauptstadt bereits kannte?
    »Ich roch einen Garten, ehe ich den Palast betrat«, sagte sie und zog an seiner Hand. Jetzt erst wurde ihr bewußt, wie düster sein Gemach war, wie karg und kalt. »Gehen wir spazieren! Die Sonne scheint warm und freundlich!«
    Kadakithis wollte ihr folgen, doch dann zögerte er merklich. Seine Augen blickten über ihre Schulter auf etwas hinter ihr, seine Hand in ihrer wurde kalt und angespannt. Sie spürte, daß er zitterte. Langsam drehte sie sich um. Warum verhielt er sich so?
    Vier Männer, Wächter offenbar, standen dich vor der Schwelle. Ihr waren bereits mehrere wie sie aufgefallen, als sie durch den Palast geeilt war. Es waren fremdartige Männer mit starren Augen, von einer Rasse, die sie nicht kannte. In ihrer freudigen Erwartung des Wiedersehens mit ihrem Vetter hatte sie jedoch kaum auf sie geachtet und angenommen, daß es sich um Söldner handelte. Jetzt erst musterte sie ihre Gewandung und ihre Waffen. Sie unterdrückte ein spöttisches Lächeln. Ein Mann mußte schon sehr gut mit seiner Klinge umgehen können, wenn er sich so geschmacklos und auffällig kleidete.
    Einer der vier klopfte mit dem Pikenschaft auf den Steinboden und meldete so unnötigerweise ihre Anwesenheit. »Die Beysa ersucht Eure Hoheit, ihr auf der Westterrasse Gesellschaft zu leisten.« Chenayas Verwirrung wich Ärger, als der Wächter sie anstarrte und unverschämten Tons hinzufügte: »Sofort!«
    Kadakithis löste behutsam seine Hand aus ihrer und schluckte. Mit resigniertem Schulterzucken richtete er sich auf. »Wo wirst du wohnen, Kusinchen? Im Sommerpalast ist reichlich Platz. Auch möchte ich zur Feier deiner Ankunft einen Ball geben - ich weiß doch, wie sehr du Feste liebst!« Er warf, während er sich so unterhielt, einen hochmütigen Blick auf den Kommandanten der Wache, machte jedoch einen Schritt auf die Tür zu.
    Seine Miene bat Chenaya um Nachsicht, mehr noch, sie warnte sie. Mit zusammengezogenen Brauen beobachtete sie ihn, als er sich daran machte, den Raum zu verlassen. »Mein Vater hat ein Haus etwas außerhalb eurer Tempelallee erworben. Die dazugehörenden Ländereien reichen bis zum Fuchsfohlenfluß. Der Kaufvertrag wird gerade unterzeichnet.« Mit voller Absicht setzte sie die belanglose Plauderei fort, um den Prinzen zu zwingen, noch zu bleiben; dabei beobachtete sie aus den Augenwinkeln die Reaktion der Wachen. Wer immer diese Beysa war, es handelte sich gewiß um ihre Leute. Aber wer war sie, daß sie den Befehl über die Wachen im Palast eines kaiserlich rankanischen Statthalters führte?
    Der Prinz nickte, entfernte sich jedoch wieder um ein paar Schritte.
    »Gutes Land ist zur Zeit billig zu erwerben«, sagte er. »Wie geht es Lowan Vigeles?«
    »Er ist freundlich wie immer«, antwortete sie betont. Ihre Miene fragte: Was geht hier vor? Bist du in Schwierigkeiten? »Allerdings etwas müde. Wir machten die Reise mit nur acht Dienern, oder richtiger gesagt Leibwächtern - Gladiatoren aus der Schule meines Vaters. Ich habe sie selbst ausgewählt.«
    Kadakithis schürzte ganz leicht die Lippen, um ihr zu bedeuten, daß er ihr Angebot verstanden hatte. Bessere Kämpfer als jene, die aus Lowans Schule hervorgegangen waren,

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