Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
fremd, und so kam er ganz gut zurecht.
    Im Norden, am Hexenwall, war er bei einem Meister in die Lehre gegangen, und der war mit ihm verhältnismäßig sanft umgesprungen.
    »Warum bleibst du?« hatte seine gegenwärtige Lehrerin ihn gefragt.
    »Damit du mich alles lehrst«, hatte er erst heute morgen geantwortet. Ein Verlangen erfüllte ihn, das der Tanz nur zum Teil hatte stillen können. Er hatte ihr die paar Zauber gezeigt, an die er sich erinnerte. Und sie hatte gelächelt - sie, Ischade, die nicht verriet, woher sie kam. Ja, sie hatte gelächelt, auf schreckliche Weise, und gesagt: »Du möchtest gern Magus werden, nicht wahr?«
    Damals hatte er Moria geliebt. Als kaum jemand freundlich zu ihm gewesen war, hatte Moria sich seiner angenommen. Und er hatte gedacht (doch nun befürchtete er, daß es vielleicht gar nicht sein eigener Gedanke gewesen war, sondern daß Ischade ihn ihm eingegeben hatte, denn so groß war ihre Macht), daß er Moria am besten helfen konnte, wenn er sich mit der Hexe gut stellte. Dadurch würde er Moria schützen und sich selbst: Denn sich mit den Mächtigen zu verbünden war das Sicherste, das hatte ihn die Erfahrung gelehrt.
    Doch tief in seinem Herzen hatte er erkannt, daß Ischade nicht Hieromantin, sondern Nekromantin war; daß das Entzünden von Kerzen und das Rufen des Windes für sie nur Tricks waren.
    Er hatte den Wind eingeatmet und die Macht gewittert, und Gründe hatten ihn gelockt, die nichts mit Liebe oder Dankbarkeit zu tun hatten, denn er war ein Nisibisi, und die Hexerei steckte ihm im Blut.
    Heute nacht schritt er durch die Straßen, und niemand wagte, sich ihm in den Weg zu stellen. Etwas, das jahrelang tief in ihm verborgen gewesen war, breitete die Flügel aus (und sie waren schwarz).
    Er hätte in dem Haus in der oberen Stadt wohnen können. Aber er hatte den anderen Weg gewählt.
    Das Rauschen des Flusses klang hier, wo die alten Steine in dem niedergetretenen Gebüsch zum Vorschein kamen, sehr laut. Squith schauderte, blinzelte und entdeckte etwas, das noch schwärzer war als die Nacht zwischen den zwei Häusern am Fluß.
    »Squith«, sagte eine Frauenstimme.
    Er drehte dem stehenden Stein den Rücken zu.
    »Hast du keinen Respekt?« fragte die Frau.
    Er riß die Hand von dem Stein zurück, als erinnere er sich plötzlich, daß dort eine Schlange lauerte. Es war Vashankas Stein, wie alle anderen ringsum. Aus freiem Willen wäre er nie hierhergekommen!
    »Moruth - Moruth k-konnte nicht k-kommen. Er ist erk-kältet.«
    »O wirklich?« Die schwarzgewandete Frau trat in der Dunkelheit näher und war unter überhängenden, verkümmerten Bäumen nur schwer zu erkennen. »Ich könnte ihn vielleicht heilen.«
    Squith fiel auf die Knie, sie waren so weich geworden, daß er sich nicht mehr aufrecht hatte halten können. »Er hat m-mich geschickt, mit allem Respekt. Squith, hat er gesagt, geh du und sag der Lady ...«
    »Was?«
    »Mein Herr tut, was Ihr wollt.«
    »Dann überlebt er seine Erkältung vielleicht. Es muß heute nacht geschehen, Bettler!«
    »Ich sag es ihm; sofort.« Squith nickte heftig, sog Luft durch die Zahnlücken und kämpfte gegen die Übelkeit, mit der die Furcht ihn erfüllte. Den Blick hielt er gesenkt, so sah er nur den dunklen Saum ihres Kleides.
    »Geh!«
    Er plagte sich auf die Füße und stolperte an einem Dornbusch vorbei. Ein Zweig zerkratzte ihm die Wange und peitschte gegen seine blicklosen Augen, Er floh.
    Ischade schaute ihm nach und unterließ die Zauber, die seine Flucht noch beschleunigt hätten. Roxane befand sich heute nacht in ihrem Haus nicht weit von hier. Dornen wuchsen nach. Es wimmelte von Schlangen. Mit übernatürlicher Schnelligkeit bedeckten sich verbrannte Stellen mit neuem Grün.
    Ein Bettler hastete zum Bettlerkönig Moruth. Ein schwarzer Vogel landete auf einem ganz bestimmten Sims in Abwind. Und Squith kam. Moruth litt unter einer Erkältung und tödlicher Feigheit.
    Aber eines Nachts war Moruth jemandem in einer Gasse in Abwind begegnet - einer Frau, die ihm auf unwiderstehliche Weise zu Bewußtsein gebracht hatte, was gut für ihn war.
    »Geh zu Roxane«, hatte sie in Moruths ungewaschenes Ohr geflüstert. »Geh zu Yorl. Geh zu jedem beliebigen Zauberer -ich werde es wissen! Oder du kannst deinen Bettlern sagen, daß sie wieder sicher sein werden auf den Straßen. Zumindest vor mir. Vielleicht auch vor anderem. Im schlimmsten Fall werden sie gerächt. Wenn ein Vogel sich auf dein Fenstersims setzt, dann komm zu

Weitere Kostenlose Bücher