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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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einfach herein und bedienst dich?«
    »Nein.« Haughts Stimme klang ruhig, sein Blick war gesenkt, der Kopf geneigt: Er war Sklave gewesen. Moria erinnerte sich an die Narben auf seinem Rücken und an die Nächte, da sie nebeneinander an einer einfachen Feuerstelle aus Ziegel gekauert hatten; da sie sich unter rauhen Decken aneinandergekuschelt hatten, um sich zu lieben - die einzige Liebe, die es für sie gegeben hatte. Auch das hatte sich geändert. »Sie möchte, daß du etwas tust«, wandte Haught sich an Mor-am. »Heute nacht!« Scheinbar aus dem Nichts legte er ein kleines Päckchen auf den Tisch neben die Weinflasche.
    »Heute nacht . Um Shalpas willen .«
    »Du wirst schon einen Weg finden.« Haught warf einen schnellen Blick in Mor-ams Richtung, dann betrachtete er die Weinlache am Boden. »Es ist ein sehr guter Wein.«
    »Sei verdammt!« fluchte Mor-am mit zuckendem Mund. »Verdammt .«
    »Psst«, warnte Moria. »Psst, Mor-am.« Zu Haught sagte sie: »Es ist noch Essen übrig .« Früher hatten sie häufig gehungert, sie und Haught. Das war vorbei, und sie hatte zugenommen. Damals hatte sie sich sinnlos betrunken, und er hatte sie geliebt, als sie sich selbst nicht mochte. Jetzt war sie weise und nüchtern und wurde fett und hatte Angst. »Bleibst du eine Weile?«
    Sie dachte daran, daß sie allein sein würde, wenn Mor-am ausging, und voller Angst; und sie begehrte ihn heute nacht (von den Dienern wollte sie nichts wissen - sie hatte ihnen wenig zu sagen, außerdem waren sie zu grob). Aber Haught antwortete mit diesem scheuen, kalten Lächeln, das ihn mit IHR verband. Sein Finger fuhr über den Kelchrand; er blickte nicht auf.
    »Nein«, sagte er schließlich und schritt in die dunkle Halle. Die Tür öffnete sich für ihn. Sein Umhang bauschte sich, und die Kerzen flackerten.
    »M-muß gehen«, murmelte Mor-am gequält. »Muß meinen Umhang suchen; muß sehen, daß Ero mitkommt . Ihr Götter, Götter .«
    Die Tür schloß sich, und die Kerzen erloschen fast.
    »Ero!« brüllte Mor-am.
    Moria hatte fröstelnd die Arme um sich geschlungen und starrte ins Leere.
    Es war ein schlimmer Zauber, der sie in Reichtum erstickte und ihr alles raubte. Sie wohnten jetzt in der Oberstadt, in IHREM Haus. Und Haught gehörte jetzt IHR, genau wie der Tote - Stilcho hieß er -, der IHR Bett mit IHR teilte - davon war sie überzeugt. Vielleicht tat Haught es ebenfalls und war, vielleicht mit Hilfe eines Zaubers, immun gegen den Fluch, der angeblich über IHR lag. Mradhon Vis hatte sie nicht mehr gesehen, seit er an jenem Morgen davongestapft war. War er etwa tot? Hatte ihn das Schicksal ereilt, das er am meisten gefürchtet hatte? War er IHR in einem mitleidlosen Augenblick begegnet?
    Erneut brüllte Mor-am nach Ero, einem berüchtigten Dieb, der ihm jetzt als Leibwächter diente.
    Das Kaminfeuer störte sie plötzlich, genau wie das Gold und die Illusionen, die zur irren Wirklichkeit geworden waren.
    Auf dieser Straße in der oberen Stadt war kaum jemand unterwegs. Haught fiel nur der Beobachter am Tor auf, trotzdem hielt er sich im Schatten, nicht nur aus Gewohnheit, um nicht gesehen zu werden, sondern weil es in Freistatt des Nachts schon immer besser gewesen war, nicht bemerkt zu werden. Bei der derzeitigen Lage in der Stadt war es erst recht ratsam. Die Läden aller Fenster hier waren verriegelt, um rankanische Edle vor unrankanischen Einbrechern, Plünderern und Meuchlern zu schützen. In letzter Zeit gab es noch größere Gefahren zu fürchten; politische Attentäter, die sehr geschickt waren und soviel Aufsehen wie möglich erregen wollten.
    Begonnen hatte es mit den Falkenmasken, dann kamen die Stiefsöhne dazu, die Bettler, die Priester, die Götter, die Hexer. Jetzt streiften kleine Trupps mordend durch die Straßen. Sie waren sehr gerissen und überraschten selbst jene, die sich gegen sie gefeit geglaubt hatten. Dadurch wuchs der Terror auf den Straßen und die Überzeugung, daß es das beste war, sich irgendwelchen Trupps anzuschließen. So mußte man in Freistatt nun nicht nur die Straßen kennen, wenn man irgendwo auch wirklich angelangen wollte, sondern auch die Gebiete der einzelnen Parteien und ihrer Anhänger, um jene der Gegner zu meiden oder sie zumindest mit größter Vorsicht zu durchqueren.
    Haught ignorierte all das - zumindest bei Nacht. Es gab nur wenige, die so dumm waren, sich mit ihm anzulegen. Er war an Furcht gewöhnt und empfand sie jetzt weniger als früher. Auch Entsetzen war ihm nicht

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