Hexenopfer
weiß ich nicht.« Genny schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich nicht freiwillig. Im Übrigen ist es der falsche Zeitpunkt für ihn, sich mit jemandem auf eine Romanze einzulassen. Er ist hier, weil er nach Antworten sucht. Er sucht nach dem Mörder seiner Nichte.«
»Und er glaubt, derjenige, der Susie und Cindy umgebracht hat, ist derselbe, der seine Nichte getötet hat?«
»Er hält es für möglich.«
»Was meint Jacob?«
»Er ist unentschlossen, aber er steht der Angelegenheit offen gegenüber.« Das Telefon klingelte. Jazzy schaute kurz auf das Display.
»Wieder Jamie?«, fragte Genny.
»Er hat heute sechs Mal angerufen.«
»Soll ich drangehen?«
»Lass es einfach klingeln.« Jazzy nahm Genny am Arm. »Komm, wir holen uns Kaffee und Kuchen.«
»Ich habe bei Gertie Suppe und Sandwiches bestellt. Ich dachte, ich esse mit Jacob und Dallas zu Abend, bevor ich nach Hause fahre.«
»Bleib doch bei mir, bis der Mörder gefasst ist. Es heißt, wenn man zu mehreren ist, sei man sicherer.« Sie gingen aus Jazzys Büro und ließen das beharrliche Klingeln des Telefons hinter sich.
»Ist schon gut. Ich habe Drudwyn. Und ich kann für gewöhnlich spüren, wenn jemand kommt.«
Bevor sie den Gastraum erreichten, kam Misty Harte auf sie zugelaufen. »Dieser verrückte alte Idiot, Wallace MacKinnon, ist hier und macht eine Szene. Er will Genny sehen. Als er fragte, ob sie hier sei, hatte ich ja keine Ahnung, dass er durchdrehen würde. Er sagt, er hat ihr etwas von Brian auszurichten.«
Jazzy lachte. »Na dann komm, Gen. Am besten besänftigst du das wilde Tier. Der arme alte Wallace war wahrscheinlich verzweifelt, als er versucht hat, dich zu erreichen, und keinen Erfolg hatte.« Sie wandte sich an Misty. »Geh zu Wallace und sag ihm, dass Genny gleich zu ihm rauskommt. Und Misty, bezeichne Wallace nie wieder als Idionten.«
Nachdem Misty beleidigt abgezogen war, sagte Jazzy zu Genny: »Wallace hat sich selbst zu deinem Schutzengel ernannt, als du noch klein warst, und er nimmt seine Beschützerrolle sehr ernst. Ich schwör dir, ich weiß nicht, was du an dir hast, dass Männer dich anbeten und sich um dich kümmern wollen. Mich wollen sie nur ficken.«
Genny grinste. »Jazzy, du bist unmöglich! Du willst, dass alle dich für richtig schlecht halten. Du hast dein Image als böses Mädchen kultiviert und lässt niemanden hinter die Fassade auf dein wahres Ich schauen.«
»Du siehst es.«
»Ja, aber ich kenne dich, seit wir in den Windeln steckten.«
»Und du weißt besser als alle anderen, dass das böse Mädchen nur teilweise Fassade ist. Ich bin nicht blütenrein, und das wissen wir beide. Ich habe mehr als genug Unfug getrieben. Typisches Beispiel: Jamie Upton.«
»Du hast Jamie geliebt. Er ist so dämlich, nicht einzusehen, wie wundervoll du bist.«
Wallaces beinahe hysterische Stimme hallte durch den Flur.
»Sieh lieber zu, dass du ihn beruhigst, bevor er die paar Gäste vertreibt, die ich da draußen habe«, sagte Jazzy.
Genny eilte in den Gastraum. Wallace ging von Tisch zu Tisch, suchte nach Genny und rief ihren Namen.
»Wallace«, sagte sie freundlich, aber bestimmt.
Er blieb auf halbem Weg durch den Raum stehen, drehte sich um und lächelte selig. Wallaces Lächeln war sehr nett und liebenswürdig. Wie das eines kleinen Kindes, das er in vieler Hinsicht auch war. Ein kleines, liebevolles Kind, das im Körper eines großen, körperlich starken Siebzigjährigen steckte.
Er stapfte auf sie zu, grinste, kicherte in sich hinein und breitete die Arme aus. Als er Genny erreichte, hob er sie in einer Bärenumarmung vom Boden, wobei er ihr den Mantel vom Arm riss.
»Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Ich bin bei deinem Haus gewesen, und du warst nicht da.«
»Heute bin ich in die Stadt gefahren«, erklärte sie ihm.
»Das hat Brian auch gesagt. Er sagte, Genny ist wahrscheinlich in der Stadt. Geh rüber zu Jazzy und frag sie. Die wird es wissen.«
»Lass mich wieder runter, Wallace«, sagte Genny mit ruhiger Stimme.
Er kam ihrer Bitte nach, hob ihren Mantel vom Boden auf und reichte ihn ihr. »Brian hat sich auch Sorgen um dich gemacht. Das soll ich dir ausrichten.«
»Das war sehr lieb von dir und Brian, sich um mich zu sorgen, aber wie du siehst, geht es mir gut.«
»Brian mag dich.«
»Ich mag Brian auch.«
Wallaces Lächeln wurde breiter. »Er ist ein guter Mann, nicht so wie früher. Er ist jetzt immer nett zu mir. Er spricht sogar mit mir.«
»Das ist schön.« Genny hakte
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