Hexenopfer
zärtlicher Ton, den ein Mann im Bett anschlagen würde, nachdem sie miteinander geschlafen hatten.
»Geht klar«, sagte sie. »Und, mein guter Bekannter, wie heißen Sie?«
»Caleb McCord.«
Der passte zu ihm. Ein starker Name. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass Caleb ein guter Mann war, wenn auch vielleicht ein gefährlicher. Und sie hatte keinerlei Zweifel daran, dass er ein starker, zäher Teufelskerl war. Ohne es zu merken, verbreitete er die Warnung, sich nicht mit ihm anzulegen.
»Woher kommen Sie, Caleb?«
»Memphis.«
»Aha. Was machen Sie in Cherokee Pointe?«
»Bin zu Besuch.«
»Dann haben Sie Freunde oder Verwandte in Cherokee County?«
Er schüttelte den Kopf. »Besuche nur die Gegend.«
»Haben Sie vor, länger zu bleiben?«
»Schon möglich.«
»Sie sind nicht gerade gesprächig, nicht wahr?«
»Meine Talente liegen woanders.«
Tief in Jazzy entzündete sich ein Feuer und breitete sich rasch in ihrem Körper aus. Das Bild von ihnen beiden, nackt und eng umschlungen, schoss ihr blitzartig durch den Kopf. Noch nie hatte sie sich so sehr zu einem Mann hingezogen gefühlt – nicht seit ihrem sechzehnten Lebensjahr, als sie sich Hals über Kopf in Jamie Upton verliebt hatte. Doch im Nachhinein betrachtet hatte sie sich eher in das verliebt, was Jamie darstellte, als in den Jungen selbst. Dieser Mann hier war anders. Sie schätzte ihn als jemanden ein, der sich treiben ließ, keine Bindungen, keine Wurzeln – wenig oder kein Geld. Was also hatte er an sich, das sie erregte?
»Sie nehmen auch kein Blatt vor den Mund, wie ich sehe.« Jazzy schaute ihm in die Augen und sah ihr eigenes Verlangen darin gespiegelt.
»Wenn man von Anfang an vollkommen offen und ehrlich ist, fährt man am besten, habe ich festgestellt.« Er nahm noch einen Schluck aus der Bierflasche. »Sollte etwas zwischen uns laufen, wird es nicht mehr als körperliche Hitze sein. Sie erregen mich, ich errege Sie. Keine emotionalen Verwicklungen.«
»Falls etwas zwischen uns läuft, kommt mir eine rein körperliche Beziehung gerade recht.«
Jazzy schob ihren Stuhl zurück und stand auf. Caleb schaute zu ihr auf.
»Sie gehen schon?«, fragte er.
Sie grinste. »Ich bin fast jeden Abend um diese Zeit hier. Wenn Sie wiederkommen, werde ich es als ein Zeichen nehmen, dass Sie interessiert sind. Wenn nicht …« Sie zuckte mit den Schultern.
»Ich bin interessiert. Heute Abend. Jetzt sofort.«
»Ziehen Sie die Bremse an. Wir haben uns gerade erst kennengelernt. Ich küsse nicht mal beim ersten Date.«
»War das unser erstes?«
»Könnte unser einziges Date sein.«
Bevor sie Calebs tödlicher Anziehungskraft erlag, drehte sich Jazzy um und ging. Auf halbem Weg zur Bar atmete sie tief ein und langsam wieder aus. Als sie zum hinteren Lagerraum gehen wollte, um in ihr Büro zu entkommen, öffnete sich die Eingangstür von Jazzy’s Joint und ließ kalte Nachtluft herein. Jazzy blieb kurz stehen, warf einen Blick zurück und stöhnte. Jamie Upton marschierte in die Bar, und als sich ihre Blicke trafen, lächelte er und steuerte auf sie zu. Dieselbe alte aufreizende, überhebliche Prahlerei. Sollte seine schwarze Seele doch zum Teufel gehen!
»Jazzy, Schätzchen, lauf nicht weg«, rief Jamie ihr zu.
Jazzy setzte eine stoische Miene auf, straffte kampfbereit die Schultern und drehte sich zu ihm um.
Breit lächelnd betrachtete er sie von Kopf bis Fuß und ließ seinen Blick auf ihren Brüsten verweilen. »Du siehst so gut aus heute Abend. Zum Anbeißen.«
Jazzy schaute sich im Raum um. Alle hatten den Blick auf sie gerichtet. Bis auf Caleb McCord. Er funkelte Jamie an und betrachtete ihn wie eine Probe unter dem Mikroskop.
Die acht Zentimeter hohen Absätze ihrer wadenlangen Stiefeln klapperten laut auf dem Holzboden, als sie schnurstracks auf Jamie zuging.
»Was willst du?« Sie sprach leise, denn sie wollte vor den Gästen nicht noch mehr von ihrem Privatleben preisgeben.
Jamie griff nach ihr, aber sie wich ihm aus. Er lachte. »Du weißt, was ich will. Ich will dich. Dasselbe wie immer.«
»Es wird nicht so sein wie immer«, sagte sie ihm. »Nie wieder.«
»Ach, Schätzchen, warum führst du dich so auf, wenn du doch weißt, dass du früher oder später kapitulieren und uns beiden geben wirst, was wir wollen.«
»Ich möchte, dass du gehst.« Sie zeigte zur Tür. »Verschwinde. Geh und lass dich nie wieder blicken.«
»Ich gehe, wenn du mitkommst.« Sein Blick wanderte an die Decke. »Lade mich nach oben ein. Komm
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