Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
Vom Netzwerk:
ruhigen Gebete macht er sich nichts, der will schon stärker angegriffen sein. – Ehrwürdiger Herr, erwiderte ich, nicht ohne Verlegenheit, Ihr seid einsichtiger, frommer, älter, als ich, wenn Ihr ihn selber bannen wolltet, würde er Eurem stärkern Worte gewiß leichter, als dem meinigen, schwachen, gehorchen. – Nicht unwahr, sagte der Bischof; und wenn ich ihn mit meinen Feueraugen so recht starr anschaue, seht, so zittert die ganze Kreatur, wie der Nebel im Morgenwinde. Das Getier hat aber, wie ich schon lange gemerkt, eine sonderbare Sympathie zu mir, es kommt ebensooft freiwillig, als es wieder von einem mächtigem Geiste, um mich zu turbieren und zu entsetzen, abgesendet ist; denn Ihr müßt wissen, daß der verdammten Bestie wohl in meiner Nähe ist, von meiner heiligen Weihe strömt auf ihn etwas über, und mildert auf Augenblicke seinen unseligen Zustand. Seht, darum wird er auch schwächer und ohnmächtiger durch Eure Gegenwart, denn er kann Euch und Euer etwas weltliches Wesen nicht ausstehen, weil seine Qual durch Euer Nahesein verstärkt wird. Der ganze Kerl wird sich, so bärbeißig er tut, gleich davonmachen müssen, denn Gesellschaft, das sehe ich ihm an, kann er durchaus nicht vertragen. – Nach einigen Gebeten war denn auch wirklich, nach der Aussage des Bischofs, das Ungeheuer verschwunden. Er dankte mir für meine Bemühung und fügte hinzu, es sei auch eine nicht zu verachtende Gabe, daß ich so scharfe, grimmige und witzige Höllengeister, wie die, die ihn quälten, durch eine gewisse Mittelmäßigkeit meines Geistes, durch das Unbedeutende, ja fast Langweilige, was mir anklebe, verscheuchen könne; der Arbeiter im Weinberge müßten eben manche und von verschiedenen Tugenden und Qualitäten sein. Ja, beschloß er, das habe ich schon bemerkt, in Eurer Nähe hält kein Geist aus, weil Ihr das seid und vorstellt, was man geistlos nennt. Dankt dem gütigen Himmel für diese Gabe und wuchert mit Eurem Pfunde.
    Catharina lachte laut und sagte dann: Dem guten alten Herrn legt Ihr allerliebste Sachen in den Mund; weil Ihr Scherz liebt und versteht, macht Ihr den lächerlich, der nur ernsthaft sein kann und mag.
    Nein, rief der Dechant, eben in seinem steinharten Ernst hat er mir buchstäblich so diese Worte gesagt. Glaubt mir, teure Freundin, man braucht bei manchen Menschen nichts zu erfinden, wenn man von ihnen wiedererzählt, so fern stehn sie mit ihrem Wesen der hergebrachten Möglichkeit. Nachher führte er mich zu einem Sessel, und ich mußte ihm diesen entzaubern helfen. Er erzählte mir, daß, sooft er in diesem sitze und meditiere, steige jedesmal hinter seinem Rücken ein ungeheures, widerliches Fratzengesicht empor, und kucke ihm über die Schultern in sein Buch; er sei oft erschrocken, und habe darüber den Faden seiner Gedanken verloren; manchmal aber habe er lachen müssen, was noch schlimmer sei, denn im Gelächter erlösche alle Frömmigkeit, und das, was die Menschen Lachen nennten, sei eigentlich der bestimmteste Gottesleugner. Seht, werte Frau, so denkt, handelt und träumt dieser sonderbare Mann, den wir wohl zu den Wahnsinnigen rechnen müssen. – Doch, warum soviel von diesem Toren sprechen? Diesen klaren Augen gegenüber? Wenn der Wahnsinn dort in jener finstern Gegend eines willkürlichen Aberglaubens liegt, so ist in diesem Lächeln und liebevollen Blick Freude, Vernunft und die Wahrheit, um die es sich allein der Mühe lohnt, das Leben noch so weiter zu leben.
    Ihr seid sehr artig, Herr Dechant, sagte Catharina nicht ohne Verlegenheit; wie sollte man glauben, daß ein Priester auch wie ein Weltmann so überfeine Schmeicheleien und Unwahrheiten einer alternden Witwe vorsagen könnte? Möchte ich Euch doch auch fast für einen bösen Geist halten, der mir erschiene, um mich zu töten, so wie jener Euren Bischof irrte, wenngleich Eure Gestalt nicht so abschreckend ist.
    Ihr seid witzig und bitter, sagte der Dechant, und das habe ich nicht um Euch verdient. Ihr sprecht das Wort Priester mit einem besondern Ausdruck. Euch, der Verständigen, brauche ich doch wohl nicht zu sagen, daß alles Abschreckende, Beschränkende, Verweisende und Furchtbare, was ehemals in diesem Laut liegen konnte, jetzt seine Bedeutung verloren hat. Ihr kennt und wißt von den Italienern. Sind sie doch oft genug als Gesandte, Reisende, Geschäftsträger in unserm Lande. Ihr habt so viele Franzosen gesehn, auch von hier sind, wie oft, die vorzüglichsten Männer in Eurem Hause gewesen. Mag der Haufen,

Weitere Kostenlose Bücher