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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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die ich so roh und wild Euch gebe, sind ja nur eine andre Art von Liebeserklärung, und ich muß mich bewachen und mir in die Zügel fallen, um mich nicht noch mehr zu erniedrigen. Schändlich könnte ich in diesen Augenblicken werden, und innerlich bin ich es schon, aber ich will Euch den Anblick ersparen. Vergebt mir denn, wie Ihr könnt. Aber Ihr könnt nicht, da das Wort einmal gesprochen ist. Wenn ich mich bis daher für gut hielt, so bin ich jetzt zu der Überzeugung gekommen, daß ich ganz schlecht bin und werden kann.
    Er entfernte sich, und Catharina blieb in tiefer Trauer zurück. So müssen sich also, klagte sie, die Menschen, die sich verstehn und lieben, am schlimmsten verletzen? So führt gerade die Einigung der Seelen zur feindlichsten Entfernung? Ja, wenn sich nicht Leidenschaft in Freundschaft und Liebe mischte, so wären sie himmlische Güter. – Und was wäre Freundschaft und Liebe ohne Leidenschaft? Würde ich gekränkt sein, wenn nicht diese süße Leidenschaft, dies selige Einssein und innere Näherverwachsen der Empfindung und des Verständnisses mich an ihn mit ewigen Banden gekettet hätte? Und liebe ich ihn denn vielleicht? – Ja und nein. Nicht wie Robert, nicht als Gatten, – und doch kann ich ihn nicht entbehren, und doch hat er mein Herz zerrissen. – Ja wohl besteht unser Leben nur darin, daß wir immer und immer wieder alle Güter, allen Besitz aufopfern müssen. Unser Dasein ist wie der Sturm auf der See; mehr und mehr werfen wir über Bord, um uns selbst nur zu retten, und gehn doch wohl auch unter; oder, wenn wir endlich landen und uns geborgen nennen, so sind wir Bettler, und es verlohnt sich nicht, das nackte Leben fortzugehen.
    Nacht und Schlaf unterbrachen endlich diese Klagen.
    In einem Winkel der Vorstadt lebte in einer unbemerkten Hütte eine alte, sonderbare Frau, ganz von der Welt zurückgezogen, die bei den Nachbarn, vielen Priestern und denen, die nicht bloß weltlich gesinnt, und sich um die Einsamen bekümmerten, in dem Ruf der Heiligkeit stand. Sie war so arm, daß sie bettelte und nur von Almosen und Wohltaten lebte. Für sich selbst bedurfte sie fast nichts, sie lebte von Brot und Wasser, und versagte sich jede Erquickung, denn das Gebet und der fleißige Besuch der Kirche war ihre höchste Labsal. Aber verarmte, elternlose Kinder unterstützte sie, brachte sie in den Häusern armer, gutwilliger Handwerker unter, und sprach darum die Wohltätigkeit Gutgesinnter an, um die Pflegeeltern der Waisen zu unterstützen. Für diejenigen, die schwer krank lagen, die keine Hülfe hatten, bettelte sie unermüdet bei den Vornehmen, und zürnte nie, oder klagte, wenn sie auch wieder und immer wieder, oft mit harten Worten, abgewiesen wurde, nicht selten von den übermütigen Dienstboten oder von solchen Reichen, die noch niemals von ihr vernommen hatten, gemißhandelt wurde.
    Sowie sie aus ihrer finstern Hütte auf die Straße trat, fiel sie allen am Licht des Tages als ein sonderbares Schauspiel auf. Sie war mit Lumpen bedeckt, in Holzschuhen ging ihr nackter Fuß, die greisen Haare strebten reich und lang aus einer schwarzen, kleinen Tuchmütze hervor, die sich eng dem Kopfe anschloß. Ihre weißen, struppigen und langen Augenbrauen verschatteten die dunkeln großen Augen. Ihr Antlitz war kreideweiß, am meisten die lange vorstehende Nase. So erschien sie allen, vorzüglich der Jugend, wie ein Leichnam, oder wie ein Gespenst. Die Buben auf den Straßen nannten sie nur die alte verrückte Gertrude, und liefen ihr schreiend und sie verhöhnend nach; die schlimmsten warfen sie dann mit Steinen, und würden sie verwundet, wohl gar getötet haben, wenn die ältern Leute die Frechen nicht gehemmt und bestraft hätten. Sie selbst aber blieb immer ruhig und freundlich, erwiderte niemals ein böses Wort, beklagte sich auch nicht, sondern wandelte fort, ohne sich nur nach den Scheltenden und Höhnenden umzusehen.
    Der Küster Wundrich, ein kleines, stets heiteres Männchen, wandelte jetzt nach der stillen, einsamen Gasse, in welcher die Hütte der Alten lag. Er kannte sie und brachte ihr das, was ihm von weichherzigen Menschen war mitgeteilt worden, damit sie es an die verarmten Kinder und notleidenden Kranken verteilen könne.
    Indem Wundrich sich der Hütte näherte, überlegte er noch einmal, wie er am besten seinen Auftrag ausrichten könne; denn so freundlich, ruhig und demütig die Alte war, so hatte er doch schon die Erfahrung gemacht, daß es nicht immer leicht sei, sie zu

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