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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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rechtmäßige Ehe gewesen sei, die widerrechtlich sei aufgehoben worden. Als Denisel erfuhr, seit wie lange er schon sei getäuscht worden, und mit welchen Künsten sein größter Feind sich ihm genähert und seine Freundschaft erworben habe, geriet er von neuem in Wut und Raserei. Er stürzte, indem er einen Dolch faßte, auf Robert, um ihn zu ermorden; dieser aber stieß ihn mit solcher Gewalt zurück, daß der Alte rücklings über stürzte, wiederum in seine Krämpfe fiel und sich nicht erhob. Er war gestorben.
    Robert fand zuerst Sprache und Besinnung wieder. Was wir in diesen Augenblicken erlebt hatten, war so erschütternd, so allgewaltig in unser Leben gedrungen, daß wir fühlten, eine neue Bahn liege vor uns, wenn wir uns nicht zugrunde richten sollten. Robert war in Reue und Trostlosigkeit zerflossen. Die herzzerreißendste Anklage seiner selbst floß von seinen Lippen, wie er mich, die er zu lieben und zu verehren gemeint, in den Abgrund gezogen habe, und wie er jetzt sehe und innigst fühle, daß die Liebe selbst das Böse sei; wie er jetzt verstehe, daß im ersten Keime derselben, in der frühesten und unschuldigsten Regung, die ihn wie mit himmlischer Heiligkeit überschüttet habe, schon das Laster geschlummert. Das Leben selbst, so fuhr er fort, sei Sünde, und das Gift in diesem regiere. Er bereue auch jetzt alle seine Irrtümer gegen die Kirche, er widerrufe jene Lehren, die er und Philipp ihren Vertrauten geprediget hätten, und einzelne schlechte Priester könnten niemals die hohe Würde des Standes erniedrigen.
    Er war ganz vernichtet, erflehte in Tränengüssen meine Verzeihung, daß er mich zur Sünde verleitet habe, und ging, sich mit der Kirche zu versöhnen. Seitdem, so hat man mir erzählt, lebt er unter strengen Büßungen in einem Walde als Einsiedler.
    Es machte kein Aufsehen, daß Denisel gestorben war; er war Greis, es war bekannt, daß die fallende Sucht ihn schon oft dem Tode nahe gebracht hatte. Auch mein Vater verließ bald die Zeitlichkeit, und ich war mir nun, im Besitz eines mäßigen Vermögens, selber überlassen; denn vieles, das wir früher besessen hatten, war durch Denisel und meinen Vater an Klöster und Kirchen vergabt worden. –
    Nun wißt Ihr alles, mein vertrauter Freund, und ich hoffe, Ihr helft mir dieses Leben erheitern, welches ich mir erwählt habe, nachdem so viele Stürme mein Gemüt erschütterten.
    Liebe Catharina, sagte der junge Mann, Euer Bekenntnis hat Euer ganzes Wesen mir näher gebracht, und doch wieder seid Ihr mir fremder und entfernter als gestern. Ich meine nur, da Ihr schon früher nachgabt, um einen andern zu beglücken, solltet Ihr um so leichter meinen Bitten nachgeben.
    Lieber Friedrich, antwortete sie, ich habe in allen diesen Jahren nicht aufgehört, mich als Roberts wahre, vom Priester angetraute Gattin anzusehen. Ich wäre, wenn es seine Reue und Zerknirschung zugelassen hätte, wohl mit ihm, da ich nun frei war, nach England gereist. Ich liebe ihn noch, sein Bild wohnt in meinem Herzen, ich darf ihm die Treue nicht brechen. Ihr verwundert Euch vielleicht, wenn ich Euch sage, daß ich selbst jene Umwandlung seines Wesens so wenig verstand, wie billigte. Gewiß hatten wir uns schwer versündiget, und viele Augenblicke der Scham und Reue hatten mich zu dem Vorsatz geführt, besser zu werden. Meine unsterbliche Seele bedurfte es, aus dem Zustande der Erniedrigung wieder erhoben zu werden. Aber nicht durch Untreue gegen mich und das Edelste, was ich geschaut und erlebt hatte, durfte die Besserung anheben. Sein Bild, jenes Frühlingsgefühl, welches den Winter meines Herzens damals durch Duft, Glanz und Blüte vertrieben hatte, war mir noch heilig, muß es mir in Ewigkeit bleiben. Ich kann nicht jenen Glauben aufgeben, alle jene Ansichten, die ich damals durch Robert und Philipp gewann; denn sie läuterten und erhoben alle meine Seelenkräfte. Und so bin ich seitdem allgemach und sicher zu meiner frühern Lebensweise zurückgekehrt, in Scham und Vergessenheit sind jene unseligen Verirrungen begraben, mit jedem Tage ward ich sicherer, fester und im Herzen glückseliger. Werdet Ihr mich verstehen, wenn ich Euch sage, daß ich es nicht fasse, wie jene wilde, verzweifelnde Reue, Buße und Trostlosigkeit, Selbstqual und Selbstverachtung uns dem Ewigen näher bringen soll? Im Anschauen des Schönen und Edlen, im Glauben an meine Liebe, im Genuß von Kunst und Poesie, im Umgang mit Freunden und edlen Menschen habe ich die Verklärung meiner Seele

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