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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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beschäftigt gewesen. Es war dem Wirte daher lieb, daß Labitte noch weiter dichtete, und einige der jüngeren Leute der Laune des Alten gern zuhörten. Noch mehr war er erfreut, als Köstein sich jetzt erhob, um Abschied zu nehmen; dasselbe tat der Ritter Beaufort und Friedrich, dessen Augen vergeblich die Frau Denisel gesucht hatten. Köstein, ganz ernüchtert, wie es schien, ging ohne Nachweisung selbst zu dem Tische, auf welchem sein Degen lag, steckte ihn ruhig an und sagte dann, indem er dem Ritter die Hand reichte: So sind wir denn also wieder Freunde, und bleiben solche.
    Beaufort gab ihm nachlässig die Hand und sagte leichthin: Warum nicht? Was man im Trunke spricht, vergißt sich am leichtesten.
    Kann sein, erwiderte Köstein, indem er stolz das Haupt aufrichtete und mit wichtiger Miene sein kostbares Barett aufsetzte. Aber wir Hofleute, fuhr er lächelnd fort, sind tückisch, wir haben unsre Freude an der Bosheit, und nichts geht über die Lust, als den Gegner, den man sicher gemacht hat, so recht plötzlich, wie ein Blitz aus heiterm Himmel, zu beschädigen und ihm recht empfindlich wehe zu tun. Von dergleichen Feinheiten des Lebens wißt ihr hier herum nun freilich nichts, ihr Holzhändler, Tapetenweber oder Rittersleute aus dem vorigen Jahrhundert. Wer aber mit Grafen und Herrn umgeht, mit den Croys, den Etampes, den Herzogen, der lernt auch diesen hohen Geschmack unter den Gerichten der Lebensmahlzeit am meisten schätzen und genießen.
    Friedrich wollte etwas antworten, hielt aber auf einen ernsten Wink des Vaters seine Rede zurück, und Schakepeh, der den jungen übermütigen Ritter noch begleitete, kam ganz heiter die breite Treppe wieder herauf und trat gesprächig zur Gesellschaft, um in dieser noch eine frohe Stunde zu genießen, da sich der Unruhestifter endlich friedfertig entfernt hatte, als eine neue Erscheinung ihn und alle, die noch zugegen waren, heftig erschreckte und ihre Gemüter mit Grauen erfüllte.

Der Küster Wundrich stürzte blaß, entstellt, mit aufgesträubtem Haar und allen Zeichen des Entsetzens herein. Seine Kleidung war unordentlich, die Krause seines Halses verschoben, und sowie er eintrat, fiel er, bevor er noch jemand begrüßt hatte, matt in einen Sessel nieder. Die Brust klopfte ihm, er suchte nach Atem und Stimme, aber das Wort versagte ihm. Ihm folgte ein starker, fest gebauter und untersetzter Mann, ein alter Freund des Schakepeh, Peter Carrieux, der reichste Tapetenwirker der Stadt Arras. Auch dieser schien aufgebracht und erschrocken, hatte aber doch mehr Fassung behalten als der Küster.
    Alles drängte sich um den wohlgekannten Wundrich, und Labitte zeigte sich am meisten besorgt. Der Wirt des Hauses reichte dem Erschöpften selbst einen Becher Wein, damit dieser sich erholen und seine Kräfte wiederfinden möge. Carrieux ging indessen im Saale auf und ab und stampfte heftig mit den Füßen.
    Endlich hatte sich Wundrich etwas gefaßt und sagte nun mit matter Stimme zu Schakepeh und den Umstehenden: Verzeiht, daß ich Euch durch meinen Eintritt diesen Schrecken verursacht habe, aber ich weiß wirklich nicht, wie ich zu Euch gekommen bin. Ich erinnerte mich plötzlich, daß ich Euch versprochen hatte, Euer großes Fest mitfeiern zu helfen. Die Zeit war schon vorüber, und ich komme jetzt her, zu einem alten Freunde, bei dem ich Trost suche, oder dem ich meine Klagen sagen darf.
    Ihr wißt, daß unsre alte Gertrud seit einiger Zeit krank und das ist, was man unklug nennen muß. Ich habe sie gesehn und getröstet, und sie schien wieder auf dem Wege der Besserung. Geistlichkeit und viele vom Adel und Bürgerstand halten das liebe alte Weib für eine Heilige, die auch seit Jahren mit schmerzlicher Aufopferung sich so milde, wohltätig und demütig erzeigt hat, daß sie für das Muster einer wahren und ungefälschten Christin gelten konnte.
    Ihr habt von dem Geschwätz vernommen, wie einige dumme alte Weiber in einer Art Wahnsinn sich selbst, nachdem die Bauern sie lange schon so gescholten, für Hexen angegeben haben. Wir glaubten über diesen Unsinn lachen zu können. Eine alte Magd, die der Alten zuweilen etwas hilft, ihr auch vom Dorfe Kohl oder sonst ein Gemüse bringt, erzählt unsrer Gertrud von diesen Albernheiten. Als ich zu ihr komme, finde ich sie sehr matt und schwach, und sie bittet und forscht, ob es nicht möglich sei, daß der Bischof zu ihr kommen oder sie zum Bischof gehen könne. Ich begriff die Bitte nicht, da sie niemals mit den Herren aus der

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