Hexensabbat
Geistlichkeit, mit den Prälaten sich hat einlassen wollen. Ich suchte ihr die Grille auszureden, aber sie beharrte fest, weil sie etwas Wichtiges entdecken wolle und müsse. So trug ich denn dem Herrn Bischof von Baruth die Sache vor, und er ging mit mir zum alten, wunderbaren Weibe hinaus. Die Vorstadt und die Nachbarschaft verwunderte sich, daß der hohe Prälat in eigner Person die Hütte besuche.
Wie wir hineintraten, fand ich die Alte wie verwandelt. Sie erhob sich hastig, sie bewegte sich schnell, ihre Augen glänzten auf unnatürliche Art, und sie hatte fast das Wesen einer Trunkenen. Ich entsetzte mich vor dem Anblick, sie aber, die mein Erstaunen sah, lachte mir höhnisch ins Gesicht. Der Bischof breitete die Arme aus, indem er sie segnete, und sagte: Fromme, heilige Frau, sei mir gegrüßt, nach deren Anblick mein Auge sich schon lange gesehnt.
Sie sah ihn an und lachte wieder, beugte sich dann und fiel zu seinen Füßen nieder. Ihr irrt, gnädiger Herr, rief sie, ich wollte Euch eröffnen, daß ich die größte, die allerschlimmste Sünderin auf der ganzen Welt bin. Seit Jahren bin ich verworfen und heuchle in Bosheit Christentum, Demut, Wohltun und Frömmigkeit. Ja, hoher Bischof, seit vielen Jahren habe ich mich mit meinem eignen Blute dem Satan und allen Teufeln verschrieben, habe Gott und Christum auf ewig verleugnet, meinem Anteil an der Seligkeit abgesagt, und bin nichts als eine versuchte Hexe und Zauberin, die den Scheiterhaufen verdient. Seit manchem Jahre habe ich mit vielen andern fast alles Unglück, welches unsre Stadt betroffen hat, herbeigezaubert, die Dürre, den Mißwachs, die Feuersbrünste, den Tod so mancher guten Menschen, Alte wie Junge. Immer höher ist meine Bosheit gestiegen, und ich war nun dabei, die Brunnen zu vergiften und alles zu verderben, soweit mein Wunsch und Wille nur reichen mochte. Das versprach mir auch mein Geist, der in Gestalt einer Ziege seit einem Monat mit mir hauste. Nehmt nun mein Bekenntnis an, glorreichster Herr, gebt mir meine Strafe, so kann meine arme, so tief verschuldete Seele vielleicht noch gerettet werden.
Der Prälat stand da, in Staunen aufgelöst; ich entsetzte mich vor diesem Wahnsinn der Armen und näherte mich demütig dem Bischofe, um den Unsinn der Alten zu entschuldigen.
Der Küster hielt inne, um sich wieder zu erholen. – Und der Bischof? fragte Schakepeh. – Und wie ward es? riefen viele Stimmen durcheinander.
Hier nun, hier, so schrie Carrieux mit donnernder Stimme, hier fängt es nun an, Freunde, wo uns allen das Blut in den Adern stocken muß. Hört ihn nur, unsern wackern Küster, laßt ihn nur zu Ende erzählen!
Wundrich stand auf und sah sich in der Versammlung um. Ja, lieben Freunde und verehrte Männer, sagte er mit feierlicher Stimme, beratet euch, sinnt, denkt, wie uns Hülfe werde. Denn der Bischof, ohne auf meine Mahnung zu achten, wies mich strenge zurück und hieß mich schweigen. Seit lange, rief er, habe ich eine solche Entdeckung, wenn auch nicht aus Eurem Munde, Frau Gertrud, erwartet. Man wird gewiß Rücksicht darauf nehmen, daß Ihr Euch freiwillig, obgleich Ihr im Geruch der Heiligkeit standet, angegeben habt.
Ich fuhr zurück, denn diese Rede hatte ich nicht erwartet. Er aber rief seine Diener, die auf der Gasse seiner warteten, und hieß sie die Häscher holen. Es geschah. Der Pöbel hatte sich schon versammelt. Die Häscher kamen mit einer Trage, auf welcher man die Verbrecher, wenn sie nicht mehr gehen können, zur Folter schleppt. Der Bischof trat heraus. Wir haben, rief er, hier eine schreckliche Zauberin und furchtbare Hexe entdeckt! – Ja! ja! rief Gertrud mit gellender Stimme, ich bin eine Hexe! ich bin mit dem Satan vermählt! – Sie hatte in der Eile ihre schwarze Kappe verloren und die greisen Haare flatterten im Winde, indem sie auf der Tragbahre saß. – Ein Zetergeschrei verfolgte sie. Sie ist im Gefängnis, unterirdisch verschlossen, mit Ketten und Eisen belegt, an die Wand geheftet, denn man hat Furcht, es könne ihre Aussage sie gereuen, und sie sich in der Nacht, durch Hülfe ihrer Geister, wieder in Freiheit setzen.
Alle waren vor Schrecken blaß. Jeder schwieg, keiner wagte, laut Atem zu holen. Ist es möglich? sagte endlich Schakepeh, als er die Sprache wiedergefunden hatte, kann es einen Geistlichen, einen verständigen Menschen, ja einen Toren hier in der Stadt oder irgendwo in der Welt geben, der nicht den baren klaren Aberwitz der Alten erkennt? Daß sie krank ist? Daß sie
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