Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
Vom Netzwerk:
Wangen noch glühten, wie man niemals und unter keinen Umständen seinem Zorne Raum geben müsse.
    So war die Ruhe des Hauses wiederhergestellt, und Labitte, welcher, selber halb trunken, für seinen Freund, den jungen Friedrich, lebhaft Partei genommen hatte, setzte sich auch zu Schakepeh nieder, um von den gezuckerten Früchten zu genießen. Ihr seid der echte Friedensstifter, Freund, sagte er zum Alten, denn Euer Wein, der erst den Zwist erregt, besänftigt ihn auch wieder. Wenn es wirklich schadenfrohe Geister gibt, so haben sie heute ihren Fastnachtsaufzug in diesen Sälen gehalten. Mir deucht, meinem verklärten Auge sind sie auch sichtbar gewesen. Das gaukelte von allen Seiten, an den Fenstern, über der Tafel, und die Geisterkerle, die lange rote Nasen hatten, hielten diese immer über den Kelchgläsern, noch ehe die Gäste daraus tranken. Hatten sie nun den Duft eingezogen, so glänzten und gläserten die grünen, widerwärtigen Augen noch grüner. Und bei dieser Gelegenheit habe ich die naturhistorische Bemerkung gemacht, daß die Arten des Weines verschiedene Arten von Geistern anziehen und sichtbar machen. Denn ich, der ich ein Fürst und kommandierender Feldherr über alle diese Arten von Kobolden bin, und jedem gleich an der Nase ansehen kann, wohin er zielt, oder was er meint, hielt alle diese geflügelten, schwebenden, Duft einschlürfenden Vagabunden durch meinen Blick in eine gewisse Ordnung, denn sonst hätten sich wohl heut ganz andre Prügeleien in Euren hübschen Sälen kundgetan. Ich brachte es aber dahin, daß sie den Anstand doch einigermaßen beobachteten. Ach! Ihr glaubt nicht, wackrer Schakepeh, als die hübschen Mägde den süßen, lieben Wein aus Languedoc hereinbrachten, der in den Kristallgläsern so zart schwebte und bebte, was sich da schöne, rosenrot durchsichtige Sylphiden mit den brennenden Lippen an den Rand drängten, um von der zauberischen Flut zu nippen. Darauf schlugen sie die himmelblauen Augen so entzückt auf, daß es von dem klaren Schimmer selbst im Saale leuchtete; die eine, die etwas zu viel getrunken haben mochte, schwebte nach dem Fenster und setzte sich dort in den großen Blumenkranz, steckte ihr krauses Köpfchen in die kühle, eben auf geblätterte Rose und schlief nun so süß und entzückend ein, daß ich mich in das Feenkind mit meinem ganzen Herzen verliebt habe. Wenn sich der blanke Busen im Schlummer hob und senkte, so wallten die Rosenblätter gelinde, und das Aurikelchen daneben bebte vor Wonne. Dem groben Blick schien es, als spiele nur die Sommerluft manierlich in den bunten Blätterchen. Ei, Alter, es verlohnte sich schon deswegen der Mühe, einmal zu sterben, um diese Kinderchen mehr in der Nähe kennen zu lernen, und ihnen die Liebeserklärung zu machen. Nachher kam eine Fliege durch das Fenster geflogen, stieß in ihrer groben Ungeschicklichkeit an die Rose, und mein Liebchen wachte wieder auf. Nun setzte sie sich aufrecht, legte die Beinchen ruhend übereinander, und sah alles aufmerksam an, was die wilden, törichten Sterblichen im Saale vornahmen. Glaubt Ihr wohl, edler Mann, daß einer von den rotnasigen Kerlen jetzt mit dem Kindgeiste ein dummes Gespräch anfangen wollte? Der Stümper war auf gemeine menschliche Art so simpel hin betrunken, und verstand nicht den edlen Rausch meiner Sylphe. Sie winkte ihm aber mit den weißem Fingern, gegen die die Lilienblume noch schmutzig ist, so majestätisch und doch so freundlich ernst, daß er nicht den Mut hatte, seine Dummheiten oder Liebeserklärungen anzubringen. Nun glaubte ich gewonnen Spiel zu haben, und lächelte sie mit so vieler Holdseligkeit an, als ich nur zustande zu bringen wußte; da schlug sie aber ein so lautes und possierliches Gelächter auf, daß ich beschämt von meinem Traum erwachte. Ich saß gerade dem Spiegel gegenüber, und erschrak vor der grinsenden Fratze, die ich mir selbst entgegenhielt.
    Der verstimmte Schakepeh hörte nur halb auf das Geschwätz des alten Malers hin, denn ihm war, als wenn eine trübe Ahndung ihm sagte, daß neue Unruhe oder neuer Zwist diesen Tag wiederum verstören würden. Auch schwebte ihm immer noch das Bild der ohnmächtigen, leichenblassen Frau Catharina vor den Augen. Er mochte den heiter faselnden Labitte nicht durch die Nachricht von der plötzlichen Krankheit der Frau überraschen, weil er wußte, wie sehr der Maler ihr Freund war. Dieser hatte den sonderbaren Vorfall nicht bemerkt, weil seine Aufmerksamkeit indessen im andern Saale war

Weitere Kostenlose Bücher