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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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faselt? Und der Oberste, der Vorsteher des Ketzergerichtes, der Bischof, macht Ernst?
    Das ist es, schrie Carrieux, was wir eben nicht dulden müssen! Er, der arme, kleine, verdrückte und schwachköpfige Bischof ist ja zehnmal dummer und aberwitziger als diese alten Weiber. Die vom Dorfe hat er auch schon hereinholen und in die Inquisition bringen lassen. Indessen ihr hier schmauset und guter Dinge seid, geht an der andern Ecke der Stadt Vernunft und Menschenverstand zugrunde. Wir müssen gegen diesen Bischof protestieren, der Herzog muß uns helfen. Keiner von uns ist sicher, daß die Verrückten ihn nicht in Bosheit und Dummheit angeben. Nicht ist es nötig, daß einem ein Verbrechen bewiesen wird, oder eine falsche Lehre, eine Ketzerei, oder daß er verbotene Bücher besitze, welches alles, wenn von neuem die Welt durch dergleichen Verbote, Haussuchungen und Fragen belästigt wird, schon schlimm genug ist; sondern, so hat der Bischof es schon in unsrer Gegenwart ausgesprochen, wen diese Hexen (Gott verzeihe mir, daß ich sie auch so nenne!) auf ihrem Hexensabbat (der nur in ihrer verrückten Einbildung ist) gesehen haben wollen, auf wen sie aussagen, der wird auch unmittelbar vor das Gericht gezogen. Da hilft denn natürlich kein Leugnen, und Vernunft und Verstand genug haben, diesen ruchlosen Aberwitz Aberwitz zu schelten, ist dann natürlich schon Verbrechen und hinreichende Gottlosigkeit. Um aber diese Geistlichen zu schrecken und es möglich zu machen, daß der alte Herzog die Sache wichtig genug nimmt, sollten wir Bürger uns alle zusammentun, mit Waffen und Fahnen vor die Inquisition und die Wohnung des Bischofes ziehen, den Törichten zwingen, sein Amt, dem er nicht gewachsen ist, aufzugeben und alles ruhen zu lassen, bis unser wahrer Bischof, der verständige Mann, von Rom zurückkehrt.
    Keine Übereilung! sagte Schakepeh, mäßigt Euch, lieber, heftiger Mann. Die Sache, wie sie jetzt liegt, ist klar, und es ist Hoffnung, daß noch so viel Vernunft im Lande wächst, um diesen Aberwitz unschädlich zu machen. Könnten aber viele vom hohen Adel bei dieser Gelegenheit von Rebellion sprechen, so würde unser Herzog gewiß sich ganz auf die Seite der Geistlichen stellen. Man würde beides verwechseln, und wir Bürger müßten dann das Bad bezahlen, was bis jetzt nur von gutgemeinter Einfalt einigen alten Weibern zugedacht ist.
    Dieser Meinung waren auch die Männer vom Magistrat und einige Schöffen. Man wollte gleich am folgenden Tage etliche aus ihrer Mitte nach Brügge zum Herzoge senden, um diesem Unwesen Einhalt zu tun. So war man wieder einigermaßen beruhigt, als der junge Advokat Flamand das Wort nahm: Ihr überseht nur eins, lieben Männer, daß der Herzog hierbei keine Stimme hat, oder nur wenigen Einfluß ausüben kann. Das Ketzergericht ist da, seit länger als zwei Jahrhunderten in seiner Einrichtung bestehend. Dieser stellvertretende Bischof ist der Präsident desselben; ihm liegt es ob, es zu verwalten und zu regieren. Nun haben wir in unserm glücklichen Lande seit lange von keinem entdeckten und bestraften Ketzer etwas vernommen, ebensowenig von Zauberern und Hexen; in Paris, Brüssel, und in manchen großen Orten, selbst in Rom und Florenz, schreibt man Bücher und Erzählungen, die den Glauben an Zauberei verspotten. Viele meinen, daß, so wie die Wissenschaft, die Kenntnis der Natur und selbst künstliche Erfindung zunehmen, jener Glaube, den sie Aberglauben nennen wollen, immer mehr abnehmen und endlich ganz verschwinden werde. Aber – gibt es wirklich keine Ketzerei mehr? Wandeln keine Geister mehr um, die die Kirche und den Papst stürzen, die geheiligten Lehrsätze unserer Religion entkräften möchten? – Das wird keiner zu behaupten wagen. In Langres ist erst vor wenigen Tagen ein großer Ketzer, der Eremit Robert, verbrannt worden. Nach der Meinung der rechtgläubigen Christen hat er seinen Tod verdient, ebenso wie die Kirche vor zwei Jahrhunderten gegen die Waldenser und Albigenser mit Feuer und Schwert wüten mußte, um die Religion und das Christentum aufrecht zu erhalten. – Wir haben seit lange nichts von Zauberern vernommen. Sind sie deshalb nie gewesen? Ist alles, was die Schrift, die Väter, die Geschichte von ihnen erzählt, darum Lüge? Neu ist es gewissermaßen, und insofern es Fratze ist, auch fast lächerlich, was von diesem Hexensabbat, den Zeremonien, dem Tanzen dort, dem Schmaus erzählt wird; indessen, warum soll sich die Wirkung der bösen Geister, wenn diese

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