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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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After-shave! Neue Lady?« Normalerweise wäre er an die Decke gegangen. Aber seit Ostern schaltete er auf stur, so als ob er gerochen hätte, daß es ein Komplott gegen ihn gab. Er war maulfaul und hatte einen satten Zug um die Lippen. Es war keine Frage, daß er sich bei der Marmorhallen-Lady auftankte. Bei Ramona und Andrea hatte er sich in den letzten vierzehn Tagen jedenfalls rar gemacht.
    Ramona war eine blöde Kuh. Garantiert hatte sie Till mit dieser Szene am Ostersonntag vergrault. Anna hatte Till gegen Abend kommen und packen hören, total in Eile, hinterher hatte sie festgestellt, daß sein Smoking fehlte. Vom Wohnzimmerfenster aus hatte sie ihn beobachtet. Ihn und Ramona. Die war aus ihrem Haus angerannt gekommen. Schlampig! Theatralisch! Till hatte sie beiseite schieben müssen, es war ein Wunder, daß sie sich ihm nicht vor die Räder geschmissen hatte. Männer hassen Szenen. Anna hatte Ramona hinterher ins Gebet genommen, doch da war es schon zu spät gewesen. Till entglitt ihrem Zugriff. Es war wie verhext.
    Das Magazin, das Till auf dem Eßtisch hatte liegengelassen, hieß »Feinschmecker«. Es klappte wie von selbst auf, als Anna es in die Hand nahm. Auf Seite vierunddreißig. Anna starrte auf das Foto. Es war ein verdammt seltsames Gefühl, den eigenen Mann in Hochglanz und öffentlich und mit einer anderen Frau abgebildet zu sehen. Es war die Frau, mit der Anna ihren Mann auf dem Betriebsfest zusammen gesehen hatte, die nicht mehr taufrische, die Marmorhallen-Lady, eine mit Geld und Prestige und immerhin wichtig genug, um in diesem Schlemmerblatt fotografiert zu werden, zusammen mit Till. Er trug ein Gockelgrinsen, dafür also hatte er den Smoking gebraucht. Anna las über handgehämmerte Platzteller aus Bronze, über Blattgold und Antiquitäten, viel Marmor und große Spiegel im »La Mer«, dort war das Foto aufgenommen worden. Der Besitzer trug einen deutschen Namen, was eigentlich nicht verwunderlich war, denn das »La Mer« war ein Hamburger Lokal. Aber die Grande cuisine brauchte französische Namen. Anna überflog Hummerjus und Sorbets und Souffles und Patisserien, was zum Teufel waren Brimbellier-Törtchen mit Mandel-Coulis? Daneben stand der Name Emile Jung, er kam Anna bekannt vor. Sie mußte einen Moment lang überlegen, dann fiel es ihr wieder ein. Sie hatte im Kölner Stadtanzeiger von den vier Meisterköchen gelesen, die eine Schiffspartie über den Rhein zum Gourmet-Trip aufgepeppt hatten, für einen Tausender pro Nase und Tag. Till war dabei gewesen. Till und diese Lady. Und Emile Jung war einer der vier Köche gewesen. Der Kreis schloß sich.
    Anna hätte die Illustrierte zerreißen mögen. In winzige Fitzel und dann ab ins Klo, runter damit, weg. Sie tat nichts dergleichen, es würde nichts ändern. Diese beiden Seiten waren ein Dokument, Till hatte es nicht zufällig liegengelassen, das konnte ihr keiner weismachen. Er brüstete sich mit seinem Fremdgehen. Schaut alle her, was für eine ich mir an Land gezogen habe! Eine mit Klasse, die anderen waren für die Reserve. Eine Fußpflegerin und eine Verkäuferin und eine Ehefrau zeigte man nicht vor. Es war ein Schlag ins Gesicht.
     
    »Es wird höchste Zeit«, sagte Anna. Das war am selben Abend, sie hatte Andrea und Ramona angerufen und zu sich bestellt. Es war kein Risiko dabei, weil Till seit zwei Wochen einen festen Ausgeh-Rhythmus hatte. Sein einziger marmor-hallenladyfreier Abend schien der Mittwoch zu sein, und dienstags verließ er das Haus erst nach den Spätnachrichten. Freitags und samstags blieb er über Nacht ganz aus.
    »Zeit wofür?« fragte Ramona. Sie war wirklich nicht sehr helle. Zugenommen hatte sie auch. Seit sie in Annas Wohnzimmer saß, hatte sie ohne Unterbrechung geknabbert, Erdnüsse und Cracker und Rumkugeln.
    Statt einer Antwort ließ Anna die Illustrierte rundgehen. Sie wartete ein paar Minuten und beobachtete die Gesichter der beiden Frauen, sie las Neid und Wut darin. »Das ist sie«, sagte Anna endlich. »Das ist Anette Schmucker. Ich hatte recht.«
    »Sie könnte glatt seine Mutter sein.« Ramona saugte sich an dem Foto fest, das eine sehr attraktive Frau zeigte, die sich zu kleiden verstand, das Abendkleid verriet schlichte Raffinesse. Ein spröder Typ auf den ersten Blick, aber womöglich schätzten Männer gerade das. Es stellte sie vor eine Hürde, und hinterher konnten sie sich als Eroberer aufführen.
    »Übertreib’s nicht.« Anna griff nach den Schüsselchen mit dem Knabberzeug. »Und hör

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