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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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endlich auf, dich vollzustopfen. Wenn du dich weiter so zufrißt, bist du sowieso aus dem Rennen. Lieber eine Alte mit Figur als eine aus dem Leim gegangene Junge.«
    »Du bist gemein.« Ramona schniefte. Sie hatte eine Art zu jammern, die geradezu nach einem Fußtritt schrie. Sie war das geborene Opfer. Anna nicht. Anna schwor sich, in diesem Spiel nicht zu den Opfern zu gehören.
    »Diese Frau gibt Till Auftrieb. Wenn er so lächelt …« Andrea sprach nicht weiter.
    Anna dachte sich den Satz zu Ende, das war nicht schwer, denn in dem Mädchengesicht gegenüber konnte sie die Fortsetzung lesen, bei Andrea mußte Till auch schon auf diese Weise gelächelt haben. Anna konnte sich nicht erinnern, wann er das zuletzt bei ihr selbst getan hatte, so voll von innen heraus. Es gab ihr einen Stich. »Heute lächelt er bei der einen und morgen bei der anderen. Er benutzt sein Sunny-Boy-Lachen als Waffe, und ihr fallt darauf rein.«
    »Du bist auch mal darauf hereingefallen«, sagte Andrea.
    »Ja, aber das ist vorbei. Man muß aus seinen Fehlern lernen, sonst geht man kaputt. Er oder wir. Wollt ihr euch niedermachen lassen?«
    Andrea schüttelte den Kopf. Ramona schüttelte auch den Kopf, aber das hatte nichts zu sagen, sie hatte die Standfestigkeit einer Zimmerpalme. Dann sah Andrea auf. »Und wenn diese Person ihn nun liebt? Ich schätze, sie könnte ihn dingfest machen.«
    »Mit ihrem Geld«, warf Ramona dazwischen.
    »Nein«, widersprach Andrea. »Es ist nicht das Geld. Es ist etwas anderes«, offenbar fiel es ihr schwer, die richtigen Worte für dieses Andere zu finden.
    »Es ist nur wieder die alte Leier«, fuhr Anna dazwischen. »Sie gibt ihm das Gefühl, wichtig zu sein. Wichtiger als bei dir oder dir.«
    »Oder bei dir«, ergänzte Ramona.
    »Oder bei mir«, sagte Anna leise.
    »Dagegen sind wir machtlos«, sagte Andrea. »Wenn sie ihn nimmt …«
    »Früher oder später durchschaut sie ihn.« Anna sah zu Andrea hinüber.
    »Du meinst …?« Andrea ließ den hochgereckten Finger abklappen.
    »Exakt.« Anna nickte heftig und knickte alle fünf Finger ein.
    »Was heißt das?« fragte Ramona und sah von der einen zur anderen. Sie bekam keine Antwort. Sie spielte zwar mit, aber sie gehörte nicht dazu.
    »Wir werden dieser Anette Schmucker helfen, Till auf die Schliche zu kommen«, schlug Anna vor.
    »Und wie willst du das anstellen?« fragte Andrea. »Sollen wir alle drei bei ihr aufmarschieren und sagen: ‹Sieh uns an! So ergeht’s dir bald auch!›«
    »Blödsinn! Zuerst mal müssen wir mehr über sie wissen.« Anna schluckte, sie verspürte einen seltsamen Geschmack und ein Kratzen im Hals, es mußte an den Erdnüssen liegen. In ihr rumorte, was Andrea eben gesagt hatte: »So eine könnte Till dingfest machen.« Es war keine schöne Vorstellung, daß Till bei einer anderen Frau hängenbleiben könnte. Einen Moment lang war es sogar schlimmer als dieses seltsame Pendeln zwischen mehreren Frauen, wofür man ihn verachten und bestrafen konnte. Dingfest, das hatte etwas Verbindliches und fast schon wieder Seriöses. »Wir werden ihr auf die Sprünge helfen, wir brauchen einen Plan.« Und Anna begann, Ideen zu entwickeln, einfach so, aus dem Stegreif. Es waren Ideen, die etwas von einem Detektivspiel an sich hatten, aber immerhin war es ein Anfang. Es war gar nicht so einfach, einen Hexensabbat zu inszenieren.
     
    Anna gähnte. Es war mühsam, Detektiv zu spielen. Mühsam und auch teuer, sie hatte schon mehr Geld für Taxis ausgegeben, als sie sich eigentlich leisten konnte. Sie wußte jetzt, daß Anette Schmucker freitags einkaufte und samstags zum Friseur und zur Kosmetikerin ging. Das restliche Wochenende gehörte Till. Anna hatte überschlagen, daß die Cocktails und Vier-Sterne-Menüs und Premieren Till ein Vermögen kosten mußten. Am Montag war die Frau gleich von der Firma zum Bodybuilding gefahren, dort hatte Till sie abgeholt, und die beiden waren wieder nobel essen gegangen und hinterher zu ihr gefahren. Bei der Beobachtung des Apartmenthauses hatte Andrea Anna abgelöst. Am Dienstag war die Frau nach Hamburg geflogen, morgens hin und abends zurück, das schien auch zum festen Programm zu gehören, denn Till war wie in den beiden Wochen zuvor erst nach den Spätnachrichten aufgebrochen und zum Flughafen gefahren. Er hatte seine Marmorhallen-Lady abgeholt und heimgebracht, der Rest ließ sich denken. Ramona hatte zu der Zeit praktisch nutzlos vor dem Haus Wache geschoben. Auf sie war sowieso kein

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