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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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Kassettenrecorder laufen. »Rüben hört seine Turtles?« fragte er.
    »Ja«, antwortete sie und wischte sich über die Augen. Gleichzeitig nestelte sie an dem Gummi in ihren Haaren. Sie hatte wohl wirklich nicht mehr mit ihm gerechnet, dabei war es erst kurz nach sieben.
    »Um so besser. Komm.« Er zog sie mit, es waren nur zwei Meter bis zu der Schlafzimmertür. »Zieh die Hose aus«, sagte er.
    Sie gehorchte, ihre Hände zitterten ungeschickt. »Der Spiegel«, sagte sie und nickte zum Fenster hin, drüben war sein eigenes Haus.
    »Egal.« Er hinderte sie daran, den Vorhang zu schließen. Er stand ihm noch immer, in ihm waren Wut und Geilheit, es schien Ramona zu gefallen.
    »So wild warst du noch nie«, sagte sie hinterher.
    »Du hast mich eben heiß gemacht«, antwortete er. »Ich habe auch etwas für dich.« Er angelte nach der Plastiktüte, ein pistaziengrünes Riesen-Ei war herausgerollt, er hatte die Tüte einfach zu Boden fallen lassen. Das zweite Ei war kleiner und ohne Pralinen, »für deinen Sohn«, sagte Till. Einen Augenblick befürchtete er, sie würde wieder zu weinen anfangen.
    Aber sie beherrschte sich und stammelte nur »Danke!« Sie sah ihn nicht an. Als draußen eine Autotür zuknallte, zuckte sie zusammen. Etwas war seltsam an ihr. Sie versuchte nicht einmal, ihn zum Bleiben zu überreden. Sie wirkte nervös, als säße ihr jemand auf den Fersen. Frauen, dachte er.
    Draußen zögerte er kurz, bevor er den Wagen in die Garage fuhr. Im Kofferraum lag noch ein Riesen-Osterei. Für Andrea. Er würde vielleicht morgen zu ihr gehen, morgen war auch noch Ostern. Aber bevor er zu ihr ging, würde er bei Anette anrufen, gleich nach dem Aufstehen. Sie hatte gesagt, er solle anrufen. Er sah sie wieder vor sich, in dem weit schwingenden Kleid und dann nackt. Sie war eine Frau, die einen Mann verrückt machen konnte. Er würde sie morgen noch vor dem Frühstück anrufen, vielleicht konnten sie zusammen frühstücken.
     
    Als Till am nächsten Morgen die Wendeltreppe herunterkam, saß Anna schon am Eßtisch und frühstückte. Sie hielt es nicht einmal für nötig, ihm eine Tasse Kaffee anzubieten. Sie hatte sich an dem Granittisch ausgebreitet, mit Croissants. Seit wann aß sie Croissants? Er verspürte Hunger, als er sie in den Blätterteig beißen sah.
    »Paß auf!« Er mußte das sagen, es war eine Ferkelei, wie sie die fettigen Brösel über den Tellerrand auf die empfindliche Tischplatte fallen ließ. Anna wußte genau, wie eigen er mit dieser Platte war.
    »Worauf soll ich aufpassen?« Anna sah nicht einmal auf, sie aß weiter. Sie trug eine sehr schicke Bluse, die er nicht kannte, sie mußte neu sein; offensichtlich hatte sie zuviel Geld. Ein edles Material, dafür hatte er einen Blick. Früher hatte Anna im Morgenrock gefrühstückt.
    »Bist du blind?« fuhr er sie an, »du ruinierst mir einen Tisch für zehn Mille.« Es war sogar ein Klecks Kirschmarmelade auf die Platte gespritzt.
    »Kacker!« Anna fuhr mit dem Finger über den Klecks und leckte ihn ab, es war eine obszöne Geste.
    »Wo ist das Telefon?« Auf dem Aufladegerät lag es nicht, das sah Till, und er hatte es gestern abend dorthin gelegt, darauf könnte er schwören. Till sah wieder Anna an.
    Anna zog langsam den Finger aus dem Mund. »Ja wo ist es denn? Such mal in deinem Bett!«
    Ob das eine Anspielung war? Till ging zurück in sein Zimmer, das rote Lämpchen blinkte an dem Apparat, den er auf dem Nachttisch liegengelassen hatte. Er wechselte den Aku und wählte Anettes Nummer, es dauerte eine Weile, bis sie sich meldete. Nicht unfreundlich, eher matt, so als ob sie noch geschlafen hätte.
    »Geht es dir gut, mein Liebes?« Till begann, die Treppe hinabzusteigen. Unten saß Anna noch immer am Eßtisch. Wenn er laut genug sprach, mußte sie ihn hören.
    Anette sagte etwas von Kopfschmerzen, das konnte Anna nicht hören. »Ich bin gleich bei dir, mein Schatz«, antwortete Till, er sprach sehr deutlich. Dann klappte er den Hörer zu und brachte das Gerät wieder in sein Zimmer. Nachdem er abgeschlossen hatte, steckte er den Zimmerschlüssel in die Tasche.
    Unterwegs hielt Till an einem Blumengeschäft und kaufte zwölf Baccara-Rosen, natürlich nicht in der »Blume«. In dem fremden Blumengeschäft mußte er ganz kurz an Andrea und das letzte Riesen-Osterei in seinem Kofferraum denken.
     
    »Danke«, sagte Anette, als Till ihr die Baccaras überreichte. Sie hielt die Blumen so schlaff in der Hand, als ob sie nicht wüßte, was sie damit

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