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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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anfangen sollte. Sie war sehr blaß, das mochte an diesem Schlammgrün liegen, das sie trug. Die Farbe war modern, genau wie der Hausanzug, doch sie wirkte blaß darin.
    »Hast du noch immer Kopfschmerzen?« fragte Till.
    »Kopfschmerzen?« Sie strich sich die Haare zurück. »Nein, eigentlich nicht, es ist nicht so schlimm …«
    Wenn Till sie nicht besser gekannt hätte, würde er ihren Gesichtsausdruck für hilflos gehalten haben, hilflos und schwach. Aber natürlich war eine Frau wie Anette nicht wirklich schwach, es mochte auch daran liegen, daß sie heute kein Make-up aufgelegt hatte. Es war ihm ungewohnt, aber es war auch ein Zeichen, daß sie ihm vertraute, sonst hätte sie ihm nicht ihr ungeschminktes Gesicht präsentiert. Die Morgensonne schien in den großen Wohnraum mit der Glasfront, die sich über die ganze Stirnwand zog. Anette war immerhin sieben Jahre älter als er. Es machte ihm nichts aus.
    »Soll ich uns einen Kaffee kochen?« fragte er. Nicht, weil er selbst noch keinen Kaffee getrunken hatte, er dachte wirklich an sie. »Wenn du willst.« Sie nickte, und er ging in die Küche und setzte Kaffee auf. Es dauerte eine Weile, weil er sich in ihrer Küche nicht auskannte, überhaupt war er nicht daran gewöhnt, Kaffee zu kochen. Als er die Milchpackung aufschnitt, schwappte ein Jutsch auf sein Jackett und seine Schuhe. Er unterdrückte einen Fluch und wischte sich sauber. Zuletzt bückte er sich und fuhr über die Bodenfliesen, die hatten auch ein paar Spritzer abbekommen.
    Er stellte alles auf ein Tablett, das trug er ins Wohnzimmer. Sie hatte sich auf die rote Couch gesetzt, das Rot wirkte wie ein Farbschrei in dem hellen Raum. Ihr schlanker Körper in dem Schlammgrün legte sich als Muster auf das Rot, nur ihr Gesicht stach heraus. Und die Hände, zum ersten Mal fielen ihm die bräunlichen Flecken auf dem Handrücken auf. »Danke«, sagte sie und griff nach der Tasse, die er ihr eingeschenkt hatte. Er hatte auch zwei Stücke Zucker und einen Schuß Milch hineingetan, er hatte sich gemerkt, wie sie ihren Kaffee trank. Sie begann zu rühren, »du kannst schon trinken«, sagte er, denn gerührt hatte er auch schon für sie. »Danke«, sagte sie noch einmal, aber sie bewegte trotzdem weiter den Löffel in der Tasse. Ihre Augen zeigten wieder dieses milchige Grau, das er von gestern kannte. Gestern war es verschwunden, nachdem er mit ihr geschlafen hatte. Till überlegte kurz, ob er sie berühren sollte, doch er entschied sich dagegen. Es war eine andere Stimmung. Sie sah nicht so aus, als ob sie Sex wollte.
    »Soll ich dir etwas den Nacken massieren?« fragte er. Ihm war eingefallen, daß ihm das sehr geholfen hatte, als er neulich bei Ramona gewesen war. »Du bist verspannt«, hatte sie zu ihm gesagt und begonnen, seine Schultern bis hinauf zum Haaransatz zu walken. »Wundert dich das?« hatte Till geraunzt, er hatte eine Stinkwut auf Anna im Bauch gehabt. Ramona hatte mit ihren kräftigen Händen seine Wut aus ihm herausgedrückt, hinterher hatte er sich sehr wohlgefühlt. Jetzt hatte er das Bedürfnis, Anette Erleichterung zu verschaffen. Natürlich wußte er nicht, ob er das mit seinen Fingern überhaupt brachte, er war kein großer Streichler.
    »Du bist lieb.« Anette ließ zu, daß er sie berührte. Knallhart, er hatte nicht gewußt, daß Frauen solche Muskelstränge am Hals haben konnten. Gerade, als sie unter seinen tastenden Fingerspitzen weich zu werden begann, klingelte das Telefon. Sie sprang auf. Noch während sie sich meldete, ging sie mit dem Funktelefon hinüber in ihr Schlafzimmer und schloß die Tür.
    Till schoß dieser Anselm durch den Kopf. Auf ihrem Schreibtisch stand ein gerahmtes Foto von einem Mann, einer mit dunkel gewellten Haaren und dunklen Augen. Ob er der Anrufer war? Till stand auf und griff nach dem Silberrahmen. Er fand nicht, daß dieser Mann besonders gut aussah, eher durchschnittlich. Till vermutete ein weichliches Kinn hinter dem Bart, überhaupt war es fragwürdig, wenn Männer ihr Gesicht mit solch einer Matte zuhängten. Als das Standtelefon auf dem Schreibtisch in sein Ohr fiepte, wäre ihm fast das Bild aus der Hand gefallen. Er stellte es ab und hastete zu dem roten Sofa zurück. Leicht außer Atem sah er zu Anette, die aus dem Schlafzimmer kam, aber sie schien nichts zu bemerken. Wenn sie mit diesem Anselm telefoniert hatte, konnte es kein besonders erfreuliches Gespräch gewesen sein. Eine glücklich verliebte Frau sah anders aus.
    »Alles klar?« fragte

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