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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Grundschule«, kehrte Betty zum ursprünglichen Thema zurück. Sie schnaubte abschätzig und tippte sich an die Schläfe. »Männerquote – so ein Quatsch! Bei einer festen Quotenregelung würden alle männlichen Bewerber eingestellt, auch die mit grottenschlechten Examina.«
    »Siehst du, mein Mädchen, und genau deshalb ist die Frauenquote totaler Schwachsinn«, feixte Jacob.
    Heiner machte eine ausladende Geste hinüber zu seinen Enkeln. »Ich möchte nicht, dass Paul gegenüber Emma benachteiligt wird.«
    Seine Augen hüpften zurück zu seiner Ehefrau. »Du weißt doch selbst, dass es auch an unserer Schule die Mädchen viel einfacher haben als die Jungs.«
    »Inwiefern?«, mimte Betty die Ahnungslose.
    »Die Mädchen folgen konzentrierter dem Unterrichtsgeschehen, provozieren die Lehrer weniger, machen häufiger ihre Hausaufgaben, lernen fleißiger und schreiben deshalb die besseren Noten. Prozentual machen inzwischen bedeutend mehr Mädchen das Abitur – natürlich auch noch mit einem besseren Notendurchschnitt.«
    »Kein Wunder«, lästerte seine emanzipierte Gattin. »Frauen sind eben intelligenter als Männer!«
    »Pah, dass ich nicht lache«, höhnte Tannenberg, während sein Vater mit offenem Mund nach Luft schnappte.
    »Schluss jetzt mit dieser fürchterlichen Streiterei!«, sprach Margot ein energisches Machtwort. »Setzt euch alle an den Tisch. Ab sofort will ich nichts mehr von diesem Kram hören. Es wird jetzt in Ruhe und Frieden zu Abend gegessen. Basta!« In versöhnlichem Ton schob sie nach: »Habt ihr denn kein anderes Thema auf Lager?«
    »Doch: Wie wär’s mit Wortakrobatik?«, schlug Heiner vor.
    Mit diesem locker in die Runde geworfenen Begriff erzeugte er staunende Mienen.
    »Spürt ihr das eigentlich auch?«, fragte Heiner.
    Tannenberg schürzte verständnislos die Lippen. »Was?«
    »Diese atmosphärische Spannung hier im Raum, dieses elektrisierende Knistern.« Heiner schüttelte sich wie ein nasser Eisbär.
    »Das kommt garantiert von deiner aufgeladenen Frau«, konnte sich Jacob nicht verkneifen.
    »Nein, nein«, wehrte Heiner ab. »So ist es immer, wenn ein begnadeter Künstler gerade von einer galaktischen Inspiration heimgesucht wird.«
    »He?«, entfuhr es seinem Bruder.
    »Heute ist Limericktag.«
    Margot stellte eine große Schüssel mit den Brockelbohnen auf den Tisch. »Wer oder was ist Limerick?«, wollte sie wissen.
    Die ›Göttin der Hausmannskost‹, wie Tannenberg manchmal seine Mutter titulierte, ging zum Herd und holte die Pfanne mit den Pferdefrikadellen. Heiner wartete geduldig, bis die alte Dame fertig aufgetragen hatte.
    »Limerick ist eine Stadt in Irland. Sie hat einer besonders kreativen Gedichtform den Namen gegeben«, verkündete der Deutschlehrer.
    Tannenberg raufte sich die Haare. »Oh Gott, mir schwant Fürchterliches«, stöhnte er auf.
    Sein Bruder hatte für diesen Einwurf nur ein schalkhaftes Grinsen übrig. »Ein Limerick ist ein schnell dahingeschriebenes, meist fünfzeiliges Gedicht«, dozierte er weiter. »Es erzählt eine kurze Geschichte und endet mit einer Pointe.«
    Der selbsternannte Meisterpoet erhob sich, trottete zum Küchenschrank und besorgte sich einen Kugelschreiber sowie einen Collegeblock. Er wandte seiner Familie den Rücken zu und kritzelte wild drauflos.
    Wolfram Tannenberg hatte sich gerade die zweite Frikadelle auf den Teller geladen, als sein Bruder auf dem Absatz kehrtmachte und sich in Rednerpose warf.
    »Bin schon fertig mit meinem Limerick«, tönte Heiner. Er räusperte sich und präsentierte sein neuestes lyrisches Werk:
    »Eine schicke Dame aus Saarbrücken,
    wollten viele Herren gern beglücken.
    Doch ihre Forderung nach Frauenquoten,
    ging den Männern so tierisch auf die Hoten,
    Dass sich keiner mehr ließ bei ihr blicken.«

    »Das klingt völlig unrund«, kritisierte Tannenberg. »Reim dich oder ich fress dich, oder wie?«
    »Mir gefällt’s«, freute sich Jacob. Schmunzelnd fuhr er mit den Fingern durch seine seitengescheitelten, grauen Haare.
    »Gerade dieses scheinbar Unrunde ist das Kernstück eines gelungenen Limericks, Wolf«, erklärte der Germanist und Hobbypoet. »Erst dadurch stößt das Gedicht in wahrhaft künstlerische Dimensionen vor.«
    »Künstlerische Dimensionen«, prustete Tannenberg.
    »Die provokante Regelverletzung, die anarchische Reimstruktur und die bewusst asynchrone Sprachmelodie. Kreativ, genial, inspirativ!« Heiner winkte ab. »Aber solche modernen lyrischen Kunstwerke verstehen

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