Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Heiner dauert der Besuch des Wertstoffhofs eine geschlagene halbe Stunde. Danach ist er schweißgebadet und mit den Nerven völlig am Ende. Wohingegen du dich auf der Heimfahrt noch in den Blicken und Komplimenten der Müllmänner suhlst – wie eine Wildsau in der Schlammkuhle.«
Inzwischen hatte sich Bettys Teint ihrer Haarfarbe angeglichen. Wie ein Springteufelchen schoss sie in die Höhe. »Jetzt reicht’s mir aber endgültig mit euch unbelehrbaren Chauvinisten«, zischte sie empört.
Um nicht laut loszuprusten, hielt Tannenberg die Luft an.
»Mir ist der Appetit gründlich vergangen. Mit solchen unverschämten Machos will ich nicht länger gemeinsam an einem Tisch sitzen«, schimpfte sie. »Ich fahre zu meiner Freundin und lade sie zu einem schicken Italiener ein. Diese südländischen Männer wissen wenigstens, wie sie sich einer Frau gegenüber zu benehmen haben.«
»Ja, genau wie die Müllmänner«, gab Wolfram Tannenberg seinen Senf hinzu.
An der Tür wandte sich Betty noch einmal zu ihrer Familie um. »Was haben Wolken und Männer gemeinsam?«, rief sie in die Küche hinein.
Keine Antwort.
»Wenn sie sich verziehen, kann es doch noch ein schöner Tag werden.«
Als die Tür zuknallte, schnaufte Jacob erleichtert durch. »So, jetzt können wir endlich in Ruhe zu Abend essen.«
»Du bist einfach unmöglich, Jacob«, zeterte seine Ehefrau. »Betty ist doch deine Schwiegertochter. Und sie war und ist für Marieke und Tobias eine gute Mutter.« Ein Blick zu ihren Urenkeln. »Und für Paul und Emma eine gute Großmutter.«
»Mag ja sein, dass sie das wirklich war und von mir aus auch immer noch ist«, gestand Jacob ein. »Aber wieso erzählt sie immer solch dummes Emanzenzeug?« Er vergrub beide Hände in den Hosentaschen. »Dieses Gelaber bringt mich total auf die Palme.«
»Was sich liebt, das neckt sich eben«, frotzelte Tannenberg. Er grinste schadenfroh und schenkte sich ein Bier ein. Dann gab er eine großzügige Portion Ketchup auf seine zweite Frikadelle. Anschließend zerdrückte er ein Stückchen Kartoffel in der Brühe, pickte zwei Bohnenbrocken auf und schob die Gabel in den Mund.
»Mmm, diese Mischung schmeckt klasse«, schwärmte er.
Jacob ließ ihn die ganze Zeit über nicht aus den Augen. Während sein Sohn einen Bissen Pferdefrikadelle nachschob, sagte er: »Wenn du so gut gelaunt bist, kannst du doch mal ausnahmsweise über deinen Schatten springen und deinem alten Vater etwas über deinen neuen Fall erzählen.«
»Unser Sherlock Holmes aus der Beethovenstraße lässt einfach nicht locker«, entgegnete sein Sohn.
»Zur Belohnung überlasse ich dir auch meine zweite Frikadelle.«
Wolfram Tannenberg lachte herzhaft auf. »Nee, danke, Vater, also die schaffe ich beim besten Willen nicht mehr. Dann hätte ich ja drei Härting-Frikadellen gegessen. Das wäre selbst mir zu viel«, sagte er schmatzend.
»Na, komm schon«, drängte der ehemalige Mitarbeiter der Firma Pfaff.
»Okay, dann will ich mal nicht so sein«, erbarmte sich Tannenberg. Drohend hob er die Augenbrauen. »Aber keinen einzigen Ton zu einem Nachbarn oder zu deinen Tchibo-Kumpels. Versprochen?«
Wie zum feierlichen Schwur hob der Senior die Hand. »Versprochen.«
Der Kriminalbeamte lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Also, was willst du denn wissen?«
»Bei dem Ermordeten handelt es sich um den Basler von der Pfalzbankzentrale am Stiftsplatz, gell?«, nutzte Jacob sofort die Gunst der Stunde.
Tannenberg nickte.
»Er wurde durchs Wohnzimmerfenster erschossen. Ein tödlicher Schuss in den Rücken. Und zwar von einer bislang unbekannten Person. Oder habt ihr schon einen Tatverdächtigen?«
Sein Sohn schüttelte den Kopf.
»Hätte mich auch sehr gewundert«, bemerkte Jacob grinsend. »Seine Frau hat ihn gefunden und die Polizei verständigt.«
Der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission widersprach nicht.
»Das ist ja nichts Neues, steht alles in der Zeitung«, meinte Jacob. Sein Gesicht leuchtete auf. »Aber ich möchte natürlich das wissen, was dort nicht steht.«
»Das habe ich mir doch glatt gedacht, mein lieber Sherlock. Leider haben wir noch nicht viel mehr.«
»Aber ein bisschen mehr habt ihr wohl, oder?«
Der Chef-Ermittler lächelte gönnerhaft. »Wir haben Fußabdrücke, eine Patronenhülse und ein paar Haare, die möglicherweise vom Täter stammen.«
»Und damit habt ihr die DNA des Schützen.«
»Es geht einfach nichts über einen zweiten Kriminalbeamten in der Familie«, scherzte
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