Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
recht«, bemerkte Rolla.
»Wer steht eigentlich als Nächster auf unserer Liste?«, fragte Vicki in einem derart heiteren Ton, als schriebe sie gerade Einladungskarten für ihre Geburtstagsfeier.
»Verlierst du allmählich den Überblick?«, frotzelte Lotte.
»Na ja, es geht doch alles ziemlich schnell über die Bühne. Da kann man schon einmal durcheinandergeraten.«
»Die Anschläge müssen direkt aufeinanderfolgen«, erklärte Rolla. »Damit die Bullen überhaupt nicht zum Durchschnaufen kommen und uns immer nur hinterherhecheln können. Die arbeiten sich gerade in den neuen Fall ein.« Sie schnalzte mit der Zunge. »Und schwups finden sie bereits den nächsten Toten.«
»Wir haben dein nächstes Opfer wieder intensiv ausgespäht«, ergänzte Lotte. »Du musst nur hinfahren und ihn wie einen räudigen Köter abknallen.«
»Alles klar auf der Andrea Doria«, sagte Vicki. Ein teuflisches Lachen erklang. »Diese oberblöden Bullen kommen nie im Leben darauf, dass eine Frau hinter diesen brutalen Aktionen steckt«, behauptete sie.
Lotte schmunzelte. »Und dann auch noch so ein zartes, zierliches Mädchen wie du.« Ihr Grinsen wurde immer breiter. »Wie sollen sie denn auch auf eine solch abwegige Idee kommen?«
»Sag ich doch.«
»Die Menschheitsgeschichte hat es schließlich millionenfach bewiesen«, fuhr Lotte fort. »Am häufigsten tötet ein Mann einen Mann, bevorzugt im Krieg. Weniger häufig kommt vor: Ein Mann tötet eine Frau. Und ganz, ganz selten kommt vor: Eine Frau tötet einen Mann. Aber das immer …«
Lotte warf ihren Freundinnen einen auffordernden Blick zu, dann stimmten alle in den Chor ein: »… aus gutem Grunde!«
»Und der lautet?«, fragte Rolla und klatschte sich auf die Schenkel.
»Weil diese Schweine es verdient haben.«
7
»Also, etwas Gutes hat dieser neue Mord«, tönte Kriminalhauptmeister Geiger lauthals über alle Köpfe hinweg. Und das, obwohl sein Vorgesetzter die Dienstbesprechung offiziell noch gar nicht eröffnet und ihm das Wort erteilt hatte. Wie meist, wenn er ungefragt einen seiner spektakulären Geistesblitze präsentierte, rief auch dieser Ausspruch bei seinen Kollegen nur mürrische Gesichter und Kopfschütteln hervor.
»Was soll denn diese blöde, pietätslose Bemerkung?«, blaffte Tannenberg, während er die Unterlagen des aktuellen Kriminalfalls ordnete.
Armin Geiger setzte eine grimmige Miene auf. »Aber es stimmt doch, Chef«, beharrte er.
»Was stimmt?«, knurrte der Kommissariatsleiter.
»Na ja, der zweite Mord spart uns eine Menge Arbeit, denn dadurch müssen wir in der Pfalzbank nicht mehr nach Baslers Mörder suchen.«
Sabrina und ihr Ehemann tauschten einen genervten Blick aus.
Unterdessen breitete Geiger weiter seine Gedanken aus: »Wegen der Ermordung von diesem Blessing kann ich die Personalratsvorsitzende der Pfalzbank ja wohl streichen. Die stand ganz oben auf meiner persönlichen Verdächtigenliste, schließlich hat Basler ihr Patenkind in den Selbstmord getrieben. Eigentlich schade, denn sie war wirklich meine Top-Verdächtige.« Er seufzte tief. »Tja, da kann man nichts machen.«
»Che-ef«, quäkte es aus der Gegensprechanlage, »Ihr Vater ist dran. Soll ich durchstellen?«
»Auch das noch«, brummelte der Leiter des K 1. »Heute bleibe ich anscheinend von nichts verschont.«
»Also lieber nicht, Chef?«, fragte seine Sekretärin unsicher. Als sie keine Antwort bekam, schob sie nach: »Aber er meint, es sei sehr, sehr dringend.«
Tannenberg fuhr mit der Hand über sein Kinn und wirkte ratlos. »Dann gibt ihn mir halt«, stöhnte er.
»Gut, Chef. Da kommt er auch schon«, posaunte Petra Flockerzie in einer Art und Weise, als ob sie den Stargast einer Radiosendung ankündigen würde.
»Was ’n los, Sherlock Holmes?«, fragte Tannenberg. Mit rollenden Augen hörte er sich an, was ihm sein Vater Wichtiges mitzuteilen hatte. »Danke für diese brandheißen Infos«, sagte er nach ein paar Sekunden und legte auf.
»Und, was hat er Spektakuläres rausgekriegt?«, bedrängte ihn Michael Schauß.
Sein Vorgesetzter faltete die Hände so, dass die Daumen ein Kreuz bildeten. »Einer seiner Tchibo-Kumpels hat ihm gesteckt, dass Basler und Blessing Mitglieder im selben Golfclub waren.«
»In welchem denn, Chef?«, wollte Geiger wissen.
»›Golfclub Sickinger Höhe‹ heißt der wohl, wenn ich meinen alten Herrn eben richtig verstanden habe.«
»Den kenne ich«, behauptete der Kriminalhauptmeister. »Da war ich schon mal zum
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