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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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dieses Shakespeare-Drama die Macht vor Augen geführt hat, die wir Frauen, das angeblich so zarte und friedfertige weibliche Geschlecht, über die Kerle erlangen können, wenn wir es tatsächlich wollen.«
    »Lady Macbeth und die Hexen haben es gewollt«, mischte sich Vicki wieder ein. »Die Frauen halten in diesem literarischen Meisterwerk die Fäden in der Hand und benutzen die Männer als Marionetten in einem teuflischen Plan.«
    »Mit tödlichem Ausgang«, fauchte Rolla.
    Weil ihr eine plötzliche Winddrehung den beißenden Rauch ins Gesicht wehte, musste sie husten und Tränen schossen ihr in die Augen. »Scheiß Qualm!«, fluchte sie und spuckte angewidert aus. »Irgendwie hat diese Lagerfeuerromantik für mich allmählich ihren Reiz verloren.«
    Rolla hob ihre Bierflasche und prostete den anderen zu. Nach einem tiefen Schluck aus der Pulle kippte sie den Rest ins Feuer, das sich mit Zischlauten für die Erfrischung bedankte.
    »Erinnert ihr euch noch an die Gesichter unserer Klassenkameraden, als wir bei irgendeinem Saufgelage stockbesoffen das Feuer ausgepinkelt haben?«, fragte sie mit versonnenem Blick auf die glühenden Buchenholzscheite.
    »Aber klar doch«, entgegnete Lotte. »Diese geschockten Gesichter werde ich wohl niemals vergessen. Und nur, weil wir uns erlaubt haben, einmal das zu tun, was die Jungs sonst immer getan haben.«
    »Na ja, das war ja vielleicht noch einigermaßen witzig, aber meine Lehrzeit als KFZ-Mechanikerin war’s dann schon nicht mehr. Was haben mich damals diese Drecksäcke in der kleinen Vorstadtklitsche gemobbt und verarscht. Jeden Dreck musste ich für die machen«, zeterte Vicki. »Und dieser alte geile Sack von Meister erst. Dieser widerliche Fettwanst ist mir doch glatt an die Wäsche gegangen.«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, hat er sein Gegrapsche allerdings mit einem Kieferbruch und einigen ausgeschlagenen Zähnen bezahlt«, kicherte Rolla.
    »Tja, der Saukerl hatte eben Pech, dass ich gerade eine Ratsche in der Hand hielt, als er mich von hinter gepackt und auf die Werkbank gedrückt hat.«
    »Am allercoolsten fand ich aber immer noch die Show, die wir auf dem Kreiswehrersatzamt abgezogen haben«, sagte Lotte.
    Rolla band ihre langen braunen Haare zu einem Zopf zusammen. Dann stand sie auf und legte einige trockene Holzscheite nach. Sie zog gierig an ihrer Zigarette. »Unser berühmter Marsch durch die Institutionen«, sagte sie in die ausgestoßene Qualwolke hinein.
    »Angefangen mit einem legendären Musterungsstriptease im Hof des Kreiswehrersatzamtes. Und das vor mindestens einer Million geiler, glotzender Wehrpflichtiger«, verkündete Lotte.
    Über Rollas Gesicht huschte ein süffisantes Lächeln. »Und gekrönt mit dem gemeinsamen Antrag beim Verteidigungsministerium zwecks Aufnahme der unheimlichen Schwestern in eine Kampfeinheit der Bundeswehr.«
    »Damals haben uns ja alle für verrückt erklärt, weil im Grundgesetz stand, dass Frauen keinen Dienst an der Waffe leisten dürfen«, ergänzte Lotte. »Das war natürlich ein klarer Verstoß gegen das Gleichheitsgebot, das der Europäische Gerichtshof zum Glück 2001 gekippt hat.«
    Rolla legte den Kopf schief und kratzte sich an der Braue. »Obwohl ich ehrlich gesagt nicht so recht weiß, ob die Frauenbewegung ausgerechnet über diese Art von Gleichberechtigung glücklich sein sollte.«
    »Es ging doch ums Prinzip«, rechtfertigte sich Lotte. »Wir wollten in Männerdomänen einbrechen. Die Ideologie der Frauenbewegung …«
    »Geht’s jetzt schon wieder los mit eurem aufgeblasenen Intellektuellengelaber?«, würgte sie Vicki sogleich ab. »Ihr wisst doch, dass eure unheimliche Schwester Vicki kein Abitur hat und sich deshalb euch Akademikerinnen gegenüber immer so unglaublich diskriminiert fühlt.«
    »Was für ein totaler Blödsinn!«, schimpfte Lotte. »Auch ohne Abi ist aus dir eine bekannte Schriftstellerin geworden. Im Gegensatz zu uns bist du die Verkörperung einer intellektuellen Künstlerin.«
    Vicki tippte sich auf ihr Schlüsselbein. »Nein, nein, meine Lieben. Ich bin keine begnadete Künstlerin. Ich bin eine Frau der Tat, eine Handwerkerin.« Ihr Zeigefinger hüpfte zwischen ihren Freundinnen hin und her. »Und ihr beide seid Frauen der klugen Worte – und das, obwohl ich offiziell die Schriftstellerin bin.«
    Die Heckenschützin öffnete eine neue Flasche und trank einen großen Schluck Bier. »Allerdings eine ziemlich erfolglose und eine mit einer schier nicht mehr enden wollenden

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