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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Rolla wie ein störrisches Kleinkind.
    Vicki riss der Geduldsfaden. »Stell dich nicht so an«, schimpfte sie und streckte ihrer schockgefrorenen Freundin die Hand hin.
    Rolla schnaufte tief durch, dann gab sie sich einen Ruck, ergriff mit geschlossenen Augen Vickis Hand und ließ sich von ihr langsam über den Grat ziehen. Am Kreuz angelangt, klammerte sie sich an die Stützpfeiler wie an eine Rettungsboje in stürmischer See.
    »Gut gemacht, Schwesterherz, wir sind stolz auf dich«, lobte die Organisatorin des nächtlichen Ausflugs und tätschelte Rollas Wange. »Kommt, setzt euch hin und genießt die Aussicht.« Sie breitete ihre Arme zu einer ausladenden Geste aus. »Und ergötzt euch an diesem wahnsinnigen Sternenhimmel.«
    Ihre Begleiterinnen taten, wie ihnen geheißen. Rolla entspannte sich merklich, sogar ein zartes, erleichtertes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Lotte kramte derweil in ihrem Rucksack herum.
    Sie reichte Vicki eine Champagnerflasche und Rolla zwei langstielige Sektkelche. Während Vicki das Drahtgeflecht von dem wulstigen Flaschenhals entfernte und den Korken lockerte, fischte Lotte zwei Päckchen Grissini aus dem Wanderrucksack und riss die Verpackungen der Knabberstangen auf. »Damit wir hier oben nicht verhungern«, sagte sie.
    Der Korken verabschiedete sich mit einem dumpfen Knall in Richtung der nahegelegenen Häuser. Ein Hund schlug an und wurde sogleich von einigen anderen unterstützt. Doch nach kurzer Zeit beruhigten sich die aufgeschreckten Hunde wieder und man hörte nur noch das Gegröle von Jugendlichen, die irgendwo in der Stadt mit lauter Musik feierten.
    Vicki schenkte die Kelche voll und reichte sie weiter. Feierlich erhoben sich die alten Freundinnen.
    »Prost, meine Lieben, lasst uns anstoßen«, sagte Lotte, wobei sie jede Silbe akzentuierte. »Auf die unheimlichen Schwestern und ihr Meisterwerk.«
    Mit einem spitzen Klirren stießen die Gläser aneinander.
    »Wie immer: ex und hopp!«, forderte Vicki.
    »Eigentlich schade um den teuren Schampus«, monierte Lotte.
    »Nix da«, blaffte Vicki. »Tradition ist Tradition.« Sie grinste breit. »Von mir aus hättest du auch einen Kasten Bier hier hochschleppen können.«
    Ohne abzusetzen, schütteten die einstigen Schulkameradinnen den trockenen Champagner die Kehlen hinunter.
    »Geiles Gesöff«, lobte die vierfache Mörderin. Sie schloss die Augen und sog in tiefen Zügen die kühle Waldluft in ihre Lungen. »Ich kann euch gar nicht sagen, was für ein irres Gefühl es jedes Mal ist, wenn ich abdrücke.«
    »Pst«, zischte Lotte. »Nicht so laut!«
    Vicki zeigte ihre Handflächen. »Diese Macht, Leben auszulöschen. Das ist der blanke Wahnsinn«, fuhr sie mit leiserer Stimme fort. »Einen Mann abzuknallen ist der größte Kick, den es gibt. Ich verstehe inzwischen, wenn Soldaten in einen regelrechten Blutrausch geraten und alles massakrieren, was sich ihnen in den Weg stellt.«
    Nervös leckte sich die Heckenschützin ihre spröden Lippen. Während sie den Mund wie für einen gellenden Schrei weit öffnete und die Zunge herausstreckte, atmete sie immer schneller.
    Lotte ging zu ihr hin und umarmte sie, woraufhin sich Vickis verkrampfter Körper sofort spürbar entspannte. Sekunden später drückte Vicki ihre Freundin von sich weg und bückte sich. Sie zog gleich drei Gebäckstangen auf einmal aus der Packung, schob sie sich in den Mund und zerhackte sie regelrecht mit ihren Zähnen.
    Dann fielen auch ihre Freundinnen über die gewürzten Grissini her, allerdings in deutlich kultivierterer Art und Weise. Lotte lehnte sich mit dem Rücken an das Metallkreuz und streckte die Beine von sich. »Ach, tut das gut. Manchmal merkt man eben doch, dass man nicht unbedingt jünger wird«, seufzte sie.
    »Mann vielleicht, Frau dagegen nicht«, konterte Vicki. »Bei mir wirkt diese geile Männer-Abknallerei jedenfalls wie eine Frischzellenkur.«
    »Schön für dich, Schwesterherz«, flötete Lotte. »Jetzt könntest du uns eigentlich mal in aller Ruhe von deiner Aktion heute Abend erzählen.«
    »Nichts lieber als das.«
    »Hast du dich genau an meinen Plan gehalten?«, fragte Lotte mit skeptischem Unterton.
    Vicki grinste herausfordernd. »Klar, mein liebes Lottchen«, erwiderte sie keck.
    Anschließend steckte sie sich eine Zigarette zwischen die Lippen, zündete sie an und beobachtete die Spitze, wie sie glutrot aufleuchtete. Sie inhalierte tief und sagte in die ausströmende Rauchfahne hinein: »Wie von dir gewünscht, habe ich

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