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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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überhängenden Buchenast.
    Sie zuckte zurück und rieb sich die Stirn. »Blöde Nachtwanderung!«, fluchte sie vor sich hin, während sie sich duckte und geschwind wieder an Vickis Fersen heftete.
    In Lottes Lampenschein tauchte eine Treppe auf, die auf beiden Seiten von einem mausgrauen Metallgeländer gesäumt wurde. Nun hatten die Frauen endlich den Berggrat erklommen.
    Lotte blieb stehen und ermahnte ihre Begleiterinnen: »Aufpassen, Mädels! Hier geht’s auf beiden Seiten steil den Felsen runter. Wer hier ausrutscht, kann sich anschließend dauerhaft die Pfifferlinge von unten anschauen.«
    Mit ihrer Stirnlampe strahlte sie Rollas aschfahles Gesicht an. »Und Schwesterherz, gefällt dir unser kleiner Ausflug?«, fragte sie, während unverhohlener Spott in ihrer Stimme mitschwang.
    Rolla hatte es die Sprache verschlagen. Sie schien auf der Stelle festgewachsen zu sein. Nur ihr Oberkörper schwankte leicht hin und her. Sie schluckte hart und fuhr sich mit fahriger Hand über die Kehle.
    »Wenn du ausrutschen solltest, musst du versuchen, dich an irgendeiner Wurzel festzukrallen«, legte Lotte nach. »Deine Schwestern retten dich dann aus der Todesgefahr.«
    Vicki stimmte in Lottes Hohngelächter mit ein. Doch dann reichte sie ihrer verschreckten Freundin die Hand und zog sie sanft mit sich. Wenige Schritte weiter zerteilte der Wanderpfad hinter einer Wegkehre das Felsmassiv.
    Wie eine geduldige Blindenführerin wartete Vicki, bis Rolla neben ihr stand. Dann legte sie Rollas schlaffe Hand auf ein Stahlseil, das rechts an der in den Sandstein gehauenen Furt befestigt war und sicheren Halt bei dem nun erforderlichen kurzen Abstieg bot.
    Am Fuße des engen Felsdurchgangs stand eine türkisfarbene Bank, auf der die drei unheimlichen Schwestern eine kurze Rast einlegten.
    »Und, geht’s noch?«, fragte Lotte, nun plötzlich in bedeutend einfühlsamerem Ton.
    »Wie weit ist es denn noch?«, keuchte Rolla.
    »Nur noch ein paar Meter, dann hast du’s endlich geschafft«, beruhigte Lotte.
    Sie erhob sich von der Bank und leuchtete mit ihrer Taschenlampe einen pilzähnlichen Solitärfelsen ab, in dessen zerklüfteter Steilwand sich einige verkrüppelte Kiefern angesiedelt hatten.
    »Los, auf, Schwestern, weiter geht’s. Sonst schaffen wir es nicht mehr bis Mitternacht«, drängte Lotte.
    Vicki schoss wie von einer Tarantel gestochen in die Höhe. Rolla dagegen gehorchte nur widerwillig. Ächzend drückte sie sich von den klammen Holzplanken ab. »Bitte wartet auf mich«, jammerte sie.
    »Logo, Schätzchen«, versprach die Todesschützin und reichte ihr wie zuvor die Hand.
    Der enge Wanderpfad führte die drei Freundinnen über eine andere, ebenfalls in den Sandstein gemeißelte Treppe einige Höhenmeter den Berg hinauf.
    Vicki blieb so unvermittelt stehen, dass Rolla von hinten auf sie auflief. Sanft streichelte sie die grünbemoosten Felswände. Dann berührte sie vorsichtig mit ihrer Wange die fädrige Fläche. Plötzlich riss sie den Kopf herum, rammte ihre Nase in das Moos und sog tief den Atem ein. »Weich wie Samt, dieses sattgrüne Zeug, aber auch saunass wie ein Schwamm«, stieß sie aus und wischte sich mit einem Ärmel ihres Parkas über die feuchte Nase.
    Rolla bekam davon nur am Rande etwas mit. Sie hatte zurzeit andere Probleme. Zitternd starrte sie auf den gerademal einen Meter breiten Gratweg, der vor ihr in der Dunkelheit aufgetaucht war.
    »Also, da gehe ich nicht drüber«, fauchte sie entsetzt.
    Der Pfad zum Gipfelkreuz war zwar auf beiden Seiten mit einem halbhohen Maschendrahtzaun gesichert, doch direkt daneben war nichts mehr, nur noch unendlich tiefer, schwarzer Abgrund.
    »Das ist wirklich das absolut ungefährlichste Stück des gesamten Aufstiegs«, beschwichtigte Lotte. »Dieser Zaun ist stabil wie eine Leitplanke. Da kann absolut nichts passieren. Du musst nur an Vickis Hand noch die paar Meter weitergehen.«
    »Das kriegen wir zwei Herzchen locker hin, nicht wahr?«, fragte Vicki.
    Lotte strahlte mit ihrer Taschenlampe ein circa drei Meter hohes Metallkreuz an, das nur einen Katzensprung entfernt auf der anderen Seite des Gratweges errichtet wurde. »Sicher schafft das unsere liebe Rolla, gell?« Als ihre Freundin nicht antwortete, legte sie ihr aufmunternd eine Hand auf die Schulter. »Wenn du drüben bist, hast du diese kleine Mutprobe bestanden und kannst dein restliches Leben auf dich stolz sein.«
    »Ich fühle mich inzwischen zu alt für Mutproben. Ich will da nicht rüber«, wimmerte

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