Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
verschiedenen Stellen parkten.
Von dort aus spazierten sie durch die trotz der späten Stunde recht belebte Stadt, in der mehrere Maifeiern stattfanden. Gegen 23 Uhr trafen die Frauen mit nur kurzem zeitlichem Abstand auf dem stockfinsteren Wanderparkplatz am Fuße des Jungfernsprungs ein.
Vicki kam als Letzte an.
»Und? Hat alles geklappt?«, stürzte sich Lotte sofort auf sie.
»Aber logo, Schwesterherz«, erwiderte Vicki betont cool. »Im Gegensatz zum letzten Mal ging diesmal wieder alles total reibungslos über die Bühne. Zum Glück ist mir nicht wieder so ein abgefuckter Jäger mit Köter begegnet.«
»Nicht so laut«, schimpfte Lotte. »Oben auf dem Felsen kannst du uns deine Heldentat in aller Ausführlichkeit schildern. Aber jetzt müssen wir erst mal schauen, dass wir hier wegkommen.«
»Aber hier unten ist doch weit und breit kein Mensch«, konterte Vicki.
Die Todesschützin zog gierig an ihrer Zigarette, dann schnippte sie den filterlosen Stummel achtlos beiseite. Sie grunzte und verzerrte angewidert das Gesicht. »Vielleicht sollte ich allmählich auf Filterkippen umsteigen«, brabbelte sie vor sich hin.
»Auch wenn hier niemand zu sehen ist, sollten wir trotzdem in die Gänge kommen, Schwestern«, beharrte Lotte. Sie bückte sich zu ihrem großen Wanderrucksack, öffnete ihn und verteilte Halogen-Stirnlampen an ihre Freundinnen. Sie erläutert kurz die Funktionsweise und drückte anschließend jeder zur Sicherheit zusätzlich noch eine leuchtstarke Taschenlampe in die Hand.
»Für alle Fälle«, erläuterte Lotte. »Doppelt genäht hält besser.«
»Blöder Spruch«, raunzte Vicki.
Ihre Freundin ignorierte die abschätzige Bemerkung. »Denkt dran, Mädels, haltet euch auf dem Pfad immer schön dicht hinter mir und setzt nur sichere Tritte«, mahnte sie eindringlich. »Gerade in der Nacht ist die Absturzgefahr nicht zu unterschätzen.«
»Geil, endlich mal wieder ein gemeinsames Abenteuer für die unheimlichen Schwestern«, freute sich Vicki auf die Herausforderung.
Rolla dagegen schien nicht unbedingt begeistert von diesem Vorhaben zu sein. Sie deutete zum Gipfelgrat des mächtigen, 60 Meter hohen, steil in den Nachthimmel hineinragenden Felsmassivs, das wie ein riesiger Keil das Dahner Tal in zwei Hälften teilte.
»Müssen wir wirklich da rauf?«, fragte sie mit dünner Stimme. »Könnten wir uns nicht auch hier unten ein schönes Plätzchen suchen und dort Hexennacht feiern? Hier steht bestimmt irgendwo eine Bank herum, wo …«
»Halt den Schnabel, du Angsthäsin«, würgte sie Vicki brüsk ab. »Na ja, du warst ja schon früher nicht gerade die Mutigste von uns dreien.«
Lotte legte Rolla den Arm auf die Schulter. »Wenn du dich an meine Anweisungen hältst, kann dir überhaupt nichts passieren«, versprach sie. »Glaub mir, der Aufstieg lohnt sich. Der Panoramablick über die Lichter der Stadt hinweg ist einfach fantastisch. In dieser klaren Sternennacht werden wir auch bestimmt einige Sternschnuppen sehen. Bei denen kannst du dir etwas wünschen. Diese Wünsche gehen immer in Erfüllung.«
»Ha, ha«, kommentierte Rolla.
»Außerdem schmeckt der Schampus dort oben auf der Aussichtsplattform viel besser als hier unten im dunklen Wald«, schob Lotte nach.
»Wer’s glaubt, wird selig«, kam es spöttisch zurück.
»Du wirst sehen, Schwesterherz, wenn du erst einmal oben bist, willst du nicht so schnell wieder hinunter«, behauptete Lotte. »Diese gemeinsame Walpurgisfeier anlässlich unseres erfolgreichen Projektes werden wir alle garantiert nie mehr vergessen. Das verspreche ich euch.«
Vicki hob einen Fuß an und drehte ihn so, als wolle sie ihren Freundinnen stolz ihre neu gekauften, schicken Schuhe präsentieren. Dann setzte sie den Fuß auf den Waldboden zurück und ging einige Schritte.
»Endlich hab ich mal Wanderschuhe an, in denen ich richtig gut laufen kann. Nicht immer diese Riesenlatschen« Sie hielt ihre Taschenlampe unters Kinn und schaltete sie ein. »Und, wie seh ich aus?«, fauchte sie.
Lotte verwandelte ihr Gesicht in eine Fratze. »Gruuuuselig«, entgegnete sie mit zitternder Stimme.
Vicki knipste die Lampe aus, wodurch das furchterregende Gespenstergesicht genauso schnell verschwand, wie es aus der Finsternis aufgetaucht war.
»Dieser Ausflug ist fast genauso gruselig, wie die, die wir damals veranstaltet haben«, sagte die vierfache Mörderin.
»Du meinst, die Mutproben, die wir uns auferlegt haben, um mit den Jungs gleichzuziehen?«, fragte
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