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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Dahner Felsenlandes waren kaum besser als die Raubritter und marodierenden Söldnerbanden, die in der Gegend ihr Unwesen trieben.
    Trotz ihres harten und entbehrungsreichen Frondienstes war die Angst um ihr Leib und Leben ein täglicher Begleiter dieser armen Menschen. Jedes Familienmitglied musste von Kindesbeinen an seinen Betrag zum spärlichen Auskommen leisten.
    Die Buben mussten auf den Feldern und Wiesen hart schuften, während die Mädchen neben der Hausarbeit zum Holzsammeln, Beerenpflücken und Pilzsammeln in den Wald geschickt wurden.
    Das war nicht ungefährlich, denn überall lauerten Wegelagerer und finstere Gesellen, die außer Morden und Brandschatzen nichts anderes im Sinn hatten, als möglichst viele Jungfrauen zu schänden.‹«
    »Ich sag’s ja immer: Alle Männer sind Schweine!«, zischte Vicki dazwischen.
    Lotte gebot ihr mit einer Geste Einhalt und las weiter: »›Und wenn ein armes junges Mädchen einem dieser Unholde begegnete, halfen nur noch schnelle Beine und der liebe Gott. Daher wurde den Mädchen immer und immer wieder eingetrichtert, im Wald stets die Ohren zu spitzen, sich umzuschauen und auf jedes Geräusch zu achten.‹«
    »Sehr vernünftig. Diesen guten Rat sollte sich auch noch heutzutage jede Frau und jedes Mädchen zu Herzen nehmen«, bemerkte die ängstliche Rolla.
    Lotte nickte und fuhr fort: »›Eines Tages streifte eine wunderschöne Maid durch den Wald. Frohgemut summte sie ein Liedlein vor sich hin, bückte sich ab und an, nahm Zweige und Reisig auf und schnürte sie zu einem Bündel zusammen. Als sie einen Augenblick verweilte, wurde sie gewahr, dass im Wald eine ungewöhnliche Stille herrschte. Kein Laub raschelte im Wind, kein Vogel zwitscherte, kein Hund war im fernen Dorf zu hören. Während ihr trotz der sommerlichen Hitze Frostschauer den Rücken hinunterjagten, duckte sie sich und schaute sich ängstlich um. Doch sie entdeckte niemanden. Langsam richtete sie sich auf. Im Hals spürte sie ihr Herz hämmern.
    Plötzlich knackte hinter ihr ein Ast, zerbrochen von einem schweren Tritt. Zu Tode erschrocken drehte sie sich um. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Herzschlag aussetzte. Sie war wie erstarrt, konnte sich nicht rühren, obwohl sie den Wüstling auf sich zukommen sah, der nichts anderes im Sinn hatte, als ihre Unschuld zu rauben. Dieses gemeine Grinsen, diese bedrohlich funkelnden Augen, dieser lüsterne Blick, dieser fordernde Körper, dieses triumphale Lachen. Es war das triumphale Lachen eines Jägers, der seine Beute sicher glaubt.‹«
    »Mensch, ist das spannend. Du solltest Kriminalromane schreiben«, schlug Vicki vor.
    »Pssst«, fauchte Rolla. »Ich will wissen, wie’s weitergeht.«
    »›Das Mädchen wusste nicht, wie ihm geschah‹«, las Lotte weiter. »›Sein Verzweiflungsschrei war so spitz und gellend, dass er an einen Peitschenknall erinnerte. Es ließ sein Holzbündel fallen, raffte seinen Rock und rannte los, als sei der leibhaftige Teufel hinter ihm her. Wie aus einem Vulkan brachen aus dem Unhold Drohungen und Beschimpfungen heraus und er nahm die Verfolgung seiner Beute auf. In seiner panischen Angst sprang das Mädchen wie ein junges Rehlein über umgeworfene Baumstämme hinweg, rannte durch Brennnesselfelder und Brombeerbüsche. Dabei riss die zarte Haut seiner nackten Beine auf, doch es spürte nicht den geringsten Schmerz. Es wollte nur weg von seinem Häscher, koste es, was es wolle. Aber der war stark und schnell und kam so nahe, dass es meinte, bereits seinen hechelnden Atem im Genick zu spüren.
    Die Jungfrau rannte verzweifelt um ihr Leben. Sie wusste nicht mehr, wo sie war, hatte völlig die Orientierung verloren. Ihre Beine bluteten, brannten wie Feuer und das dünne Sommerkleidchen hing in Fetzen an ihrem Körper herab. Mit letzter Kraft hechtete sie eine Anhöhe hinauf. Dort oben war der Wald zu Ende, gleißendes Sonnenlicht brannte auf sie und den Felsen unter ihren Füßen hernieder. Vor ihr lag die Weite des Dahner Felsenlandes, unter ihr die bescheidenen Hütten des Dorfes. Hinter ihr ertönte ein hässliches, grunzendes Lachen. Sie war völlig außer Atem, vor ihren Augen tanzten Sterne. Trotzdem war ihr sofort ihre aussichtslose Situation klar. Hinter ihr der Mädchenschänder, vor ihr nichts als tiefer, freier Abgrund. Bisher hatte sie den Felsen nur von unten gesehen, niemals hätte sie sich hier hochgewagt. Aber nun stand sie hier oben und es gab keinen Ausweg mehr. Zurück konnte sie nicht. Dort erwarteten sie die

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