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Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Titel: Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Koch
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Rettung. Wenn es nur nicht so dunkel gewesen wäre. Im ganzen Haus war es dunkel. Sie hatten ihr ja den Strom abgedreht. Wie sollte sie da jetzt die Schlüssel finden, wenn sie nichts sehen konnte?
    Wie gut, dass sie die Schachtel mit den Christbaumkerzen noch nicht weggeräumt hat. Dabei war Weihnachten doch schon langvorbei, oder? Jetzt konnte sie sich doch tatsächlich nicht mehr daran erinnern, vor wie viel Tagen sie Weihnachten gefeiert haben. Oder war Weihnachten erst nächste Woche? Jedenfalls war das ganze Haus weihnachtlich geschmückt. In allen Räumen Tannenzweige und Strohsterne und Lametta und Engelshaar, genau so, wie sie es liebte. Und die Schachtel mit den Christbaumkerzen und den Streichhölzern stand neben ihr auf der Eckbank in der Küche. Jetzt musste sie nur eine Kerze anzünden, und dann konnte sie die Schlüssel suchen. Und dann die Kellertür zusperren. Ja, sie wusste sich zu helfen, und wenn sie ihr noch tausendmal den Strom abdrehen würden. Sie musste keine Angst haben. Vor niemandem. Sie war stärker als sie. Und klüger.
    Es war schwierig. Sie konnte nicht gleichzeitig die Kerze halten und das Streichholz anzünden. Sie brauchte beide Hände, die linke, um die Streichholzschachtel zu halten, und die rechte, um den Streichholzkopf an der Reibfläche zu entflammen. Dann musste sie die Schachtel auf den Tisch legen, die Kerze nehmen und die Streichholzflamme an den Docht halten. Als sie so weit war, erlosch das Streichholz. Sie versuchte es noch einmal. Und noch einmal. Ihre Hände zitterten. Immer wieder riss sie das Streichholz an, und immer wieder erlosch das Flämmchen. Erst beim vierten oder fünften Mal brannte die Flamme endlich lang genug, aber nun wollte der Kerzendocht nicht Feuer fangen. Sie hielt das Streichholz so lang an den Docht, bis ihr die Flamme die Finger verbrannte, und da erschrak sie und ließ das Streichholz fallen.
    Das brennende Streichholz fiel auf den Tisch, fiel auf Papier, das auf dem Tisch lag, fiel auf Ludwigs Briefe. Und Maria Wagner sah, wie die Briefe sofort Feuer fingen, einer nach dem anderen, diese vielen Briefe, Ludwigs wunderschöne Briefe. Sie sah, wie die Briefe brannten, als wären sie Zunder, und sie starrte die Flammen an, und sie wusste nicht, was sie tun sollte.
    Und sie sah, wie das Tischtuch zu brennen anfing und die Schachtel mit den Kerzen. Sah, wie aus der Streichholzschachtel eine Stichflamme emporschoss, als sich alle Streichholzköpfe auf einmal entzündeten. Sah, wie der Stoffbezug der gepolsterten Eckbank zu brennen begann – und da sprang sie endlich auf und griff im flackernden Schein des Feuers nach einer Flasche, die neben dem Herd stand, dachte, es sei eine Flasche mit Wasser, wollte damit das Feuer löschen, goss den Inhalt der Flasche in die Flammen, aber es war nicht die Wasserflasche, es war die Flasche mit dem Speiseöl.
    Und da waren Strohsterne und Lametta und Engelshaar. Und Polsterbezüge und an den Wänden weiße Leinentücher mit blauen Stickereien. Und Gardinen und eine Zimmerdecke aus Holz. Und da waren Flammen, blaue, gelbe und rote Flammen. Und da war Rauch, grauer Rauch, schwarzer Rauch, undurchdringlicher Rauch, beißender Rauch.
    Und dann die Stimme des alten Herrn Gruber. Sie holen uns hier raus, Fräulein Baumann, sie holen uns hier raus. Und Ludwigs Briefe und ein Berg alter Ziegel, von denen sie den Mörtel abklopfen muss. Und Julia auf ihrem roten Kinderfahrrad. Und Klaus, der seiner kleinen Schwester die Geschichte vom Weihnachtsgeschenkefresser erzählt. Und Ludwig, der ruft: Kinder, ich glaube, das Christkind ist gekommen! Und ein Garten mit Ribiselstauden und Apfelbäumen und einem Haus, aus dem sie niemals weggehen wird. Niemals, in ihrem ganzen Leben nicht. Und dann dieses Lied, das sie so gern singt. Sie hat nämlich eine wunderschöne Stimme. Wenn sie wollte, könnte sie sogar eine richtige Sängerin werden.
    Warum eigentlich nicht? Ja, das wird sie jetzt machen. Sie wird eine Sängerin. Sie wird eine richtige Sängerin mit ihrer wunderschönen Stimme.
    Sie wird singen.
    Und sie wird nie wieder aufhören, zu singen.

L iebes Tagebuch! Ich muss dir unbedingt noch erzählen was heute passiert ist. Als ich schon im Bett war habe ich auf einmal Feuerwehrautos hupen gehört die draußen vorbeigefahren sind. Meine Oma hat gesagt dass in der Nähe ein Haus brennt und da habe ich so lange gebettelt bis sie mit mir hingefahren ist, obwohl es schon ganz spät war, weil ich unbedingt sehen wollte wie das ist

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