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Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Titel: Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Koch
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Halbwüchsigen vorgeht, die zu so etwas fähig sind. Wie abwegig veranlagt, gestört, grenzenlos dumm, gelangweilt oder hasserfüllt man sein muss, um offenbar Spaß daran zu haben, eine alte hilflose Frau zu terrorisieren.
    Und nein, er will sich nicht vorstellen müssen, wie Sandra und Daniela den alten Getränkeschrank seines Vaters plündern. Wie diese vierzehnjährigen Mädchen Weinbrand und Schnaps und Kirschlikör und Mutters geliebten Baileys in sich hineinschütten, als wäre es Wasser. Wie sie betrunken durchs Haus torkeln und auf den Boden urinieren und weiter trinken und lachen und kreischen und im Vorhaus die Kellertür entdecken und sie öffnen. Und wie das Lachen plötzlich aufhört, und nur mehr ganz kurz das Klirren von Flaschen zu hören ist und ein Schrei und ein paarmal das dumpfe Geräusch aufschlagender Körper und ein leises Stöhnen, ein paar Sekunden lang, und dann nichts. Nein, er will sich nicht vorstellen, wie seine Mutter irgendwann dieKellertür schließt und die Mädchen ganz einfach liegen lässt, froh darüber, dass endlich Ruhe ist und dass sie diese Weiber nicht mehr quälen können. Und wie sie nach ein paar Stunden in den Keller hinuntersteigt, um zu sehen, ob die besoffenen Weiber noch immer ihren Rausch ausschlafen, und wie eine sie anstarrt und irgendein Wort flüstert, das sie nicht versteht, und wie sie die Treppe einfach wieder hinaufsteigt und dann die Kellertür zusperrt.
    Und er will auch nicht glauben, dass seine Mutter nicht mehr weiß, wann das alles geschehen ist. Gestern oder vor zehn Tagen, sie weiß es einfach nicht. Sie will es auch gar nicht wissen. Und jetzt soll er sie gefälligst mitnehmen, diese Weiber, mitnehmen und mit ihnen verschwinden. Und diese andere, mit der er dauernd draußen im Garten ist, die soll auch verschwinden, aber vorher sollen sie das Geld zurückgeben, das Geld, das sie ihr gestohlen haben und das Julia gehört, das Geld, das sie für Julia gespart hat, damit Julia studieren kann.
    Ein beschissener Horrorfilm, denkt Wagner. Alles nur ein verdammter, hundsgemein beschissener Horrorfilm. Mit einer beschissenen Story. Mit beschissenen Darstellern. Und mit einer beschissenen Filmmusik. Diesem beschissenen Lied, das er jetzt schon wieder aus der Küche hört, während er auf der Kellertreppe sitzt und die Taschenlampe einschaltet und ausschaltet und einschaltet und ausschaltet. Und während die beschissenen Ameisen sich in die beschissenen Körper der toten Mädchen fressen.
    Beschissen. Alles total beschissen.

A ber es war kein Film. Es war die beschissene Wirklichkeit. Wagner kurbelte das Autofenster herunter, damit die kühle Nachtluft hereinströmen konnte. Dann zog er den Hebel seitlich am Fahrersitz hoch und drückte die Rückenlehne so weit wie möglich nach hinten, bis sie mit einem Knacken einrastete. Er machte die Scheinwerfer aus, lehnte sich zurück und starrte durch die Windschutzscheibe in die Dunkelheit, wo gerade eben noch der Wald zu sehen gewesen war.
    Er musste nachdenken. Unbedingt endlich nachdenken. Genau überlegen, was er jetzt tun sollte. Einen Plan fassen. Bis vor einer Stunde war er auf der Kellertreppe gesessen und hatte die Taschenlampe ein- und ausgeknipst, doch schließlich hatten die Batterien den Geist aufgegeben. Möglicherweise war er dann noch sitzen geblieben, oder auch nicht. Möglicherweise hatte er nach seiner Mutter gesehen, oder auch nicht. Er wusste nur, dass er auf einmal in seinem Auto unterwegs gewesen war. Nur fort von dem Keller, weg von dem Haus, hinaus aus der Stadt, ohne wirklich zu wissen, wohin. Zweimal hatte er anhalten und aussteigen müssen, und sich am Straßenrand übergeben. Und irgendwann war er in einen schmalen Weg eingebogen, und erst nach ein paar hundert Metern hatte er bemerkt, dass er auf diesem Forstweg gestern schon einmal gefahren war, und er hatte dann den Wagen auch an der selben Stelle angehalten wie gestern. Doch heute war ihm weder nach Kartoffelchips noch nach Schokoriegeln zumute. So wie er sich im Augenblick fühlte, schien es ihm sogar völlig unmöglich, überhaupt jemals wieder etwas essen oder trinken zu können, nicht einmal einen Kaffee. Aber eine Zigarette brauchte er jetzt, und er war froh über die Packung, dienoch im Handschuhfach lag. Eine Zigarette würde ihm beim Nachdenken helfen. Und er musste jetzt ganz gewaltig nachdenken, denn auch das Problem, für das er eine Lösung finden musste, war ganz gewaltig.
    Eines war Wagner klar: Er konnte auf keinen

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