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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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um. »Ich habe hier gerade zwei Lösungen präpariert: einmal Luminol in Natronlauge und eine verdünnte Wasserstoffperoxidlösung. Kurz bevor ich anfange, werden diese beiden Flüssigkeiten miteinander vermischt und ich sprühe damit die Stellen ein, die mir verdächtig erscheinen. Sind Reste von Blut vorhanden, so katalysiert der Blutfarbstoff Hämoglobin. Es kommt also zu einer bläulichen Chemolumineszenz. Mit dem Zeug findet man noch Blut, selbst wenn eine Putzfrau unterwegs war, und ich rede von einer guten Putzfrau, nix wischiwaschi.«
    »Hast ja gut aufgepasst beim Spurensichererlehrgang. Bist abends wohl gar nicht weggegangen, he. Immer den Kopf in den Unterlagen und brav gelernt da drunten in Ainring, wo Salzburg doch so nahe ist. Ich wundere mich …«
    Wenzel grinste hinterhältig.
    »Was ist denn, Robert?«, fragte Schielin und sah zu Funk, der immer noch vor dem Sideboard stand.
    Der drehte sich zu Schielin herum und sagte: »Es muss jemand hier im Haus gewesen sein heute Nacht.«
    »Ach«, entgegnete Schielin.
    »Das Täschchen ist weg. Das bestickte mit dem komischen Zeichen. Ich hatte es gestern kurz in der Hand und habe es hier neben die Schale gelegt. Und jetzt ist es weg. Ich nehme nicht an, dass ihr das mitgenommen habt.«
    Schielin schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Lydia schob die beiden zum Ausgang. »So, ihr geht jetzt besser mal nach draußen, denn Wenzel versprüht hier gleich sein Gift und ich sehe mich solange oben um. Danach sind wir vielleicht schlauer.«
    Wenzel zog ein überlanges Wattestäbchen aus einem Plastikkolben. »Erst mal die grobe tour à la chef de maison.«
    Die Sonne brannte giftig herab, trotz des dunstigen Tuchs, das über dem See hing. Unter dem Ahorn bei der Garage setzten sich Schielin und Funk auf eine alte Holzbank und warteten.
    Es dauerte zu lange, als dass sie eine gute Nachricht hätten erwarten können. Endlich ging die Tür auf und Wenzel trat schwitzend heraus. Hinter ihm Lydia, die gleich begann den weißen Overall loszuwerden. Wenzel riss den Reißverschluss bis zum Anschlag auf und kramte eine Schachtel Zigaretten hervor. Schielin zähmte seine Ungeduld, bis Wenzel zwei lange genussvolle Züge getan hatte. Dann fragte er: »Und!? Hämoglobin?«
    Lydia rollte schweigend und mit ernster Miene den Overall zusammen.
    Wenzel nahm noch einen langen Zug und sagte dann finster: »Das da drinnen – das ist ein Schlachthaus.«
    *
    Kimmel war bald darauf vor Ort. Er wischte schon den Schweiß von der Stirn, als er aus dem Auto stieg. Die anderen hatten vor dem Haus gewartet.
    »Also, was haben wir?«, begann er schmucklos.
    Lydia meinte, dass es besser sei, sich das, was eigentlich nicht mit bloßen Augen zu sehen war, an Ort und Stelle zu betrachten, zumal die Spuren bereits gesichert waren.
    Die Fensterläden waren inzwischen geschlossen und die Vorhänge zugezogen. Es war duster und Wenzel bat darum, das Licht auszulassen. Er knipste seine Quarzlampe an und hielt sie auf den Boden. »Nur, dass ihr mal seht, wie sich das hier so darstellt. Alles, was leuchtet, ist Blut.«
    Im dunklen Raum war auf dem Holzboden ein breiter Streifen zu erkennen, der in unnatürlichen Farben leuchtete, grelles Weiß, Violett und phosphorfarbenes Lila changierten aufgeregt, je nachdem wie Wenzel den Lampenschein veränderte. Er ging ein paar Schritte in Richtung Küche, und der etwa einen Meter breite Farbstreifen setzte sich Richtung Küche am Boden fort. Wenzel stoppte. »Da ist viel Blut geflossen, sehr viel Blut. Es handelt sich nicht um Tierblut, so viel ist auch schon klar. Ich habe mit einem Wattestäbchen den Abfluss in der Spüle grob getupft – Blut. Draußen in diesem Wasch-, Bügel-, Abstellraum, da hingen dann richtige Blutklumpen am Probestäbchen. Das klebte alles im Bodenabfluss.«
    Er hob die Hand, ein Zeichen für Lydia, dass sie nun dran war. Das Licht wurde angemacht und die Vorhänge wurden aufgezogen. Sie versammelten sich am runden Tisch, auf welchem Lydia ein Blatt Papier ausgebreitet hatte. Darauf hatte sie einen groben Grundriss des Erdgeschosses aufgezeichnet.
    Vom Tisch aus war der Raum gut einsehbar. Vom Treppenpodest bis zum Kachelofen und hin zum Durchgang in die Küche.
    Lydia deutete auf ihre Skizze. »Die Hauptverbreitung der Blutspuren findet sich direkt am Aufgang zur Treppe, etwa einen Meter vor der ersten Stufe, also mitten im Raum.« Auf ihrem Plan war der Fleck, den sie meinte, als AI eingezeichnet. Sie deutete darauf und fuhr fort. »Von hier

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