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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Auge zu sehen.«
    Lydia schnaufte genervt aus und ging hinüber zur Treppe. Sie ließ die anderen reden und setzte sich auf die ersten Stufen oberhalb des Podestes.
    Schielin meinte: »Ich würde vorschlagen, wir durchsuchen Haus und Grundstück noch einmal, und geben dann eine Fahndung raus – nach beiden. Das nimmt erst mal Druck raus und in der Zwischenzeit können wir mittels DNS-Vergleich sicher feststellen, zu welcher Person das Blut gehört. Dann können wir unsere Ermittlungsrichtung immer noch verifizieren.«
    Wenzel nickte zustimmend. Kimmel presste die Lippen aufeinander. »Immerhin hieß er Gundolf.«
    Schielin sah ihn konsterniert an. »Ja, und?«
    »Kommt aus dem Althochdeutschen und steht für Kampf und Wolf – Gundolf.«
    Robert Funk hatte sich inzwischen auf der Eckbank niedergelassen und schüttelte den Kopf. »Wolf hin, Kampf her. An ein Familiendrama glaub ich auch nicht. Dann wäre er ja heute Nacht nicht zurückgekommen und hätte dieses komische Mäppchen geholt, aber Geldbeutel und anderes Zeug liegen lassen. Das passt nicht. Hier passt alles nicht.«
    Alle am Tisch fuhren mit einem Mal zusammen, denn in die kurze Stille, die nach den Worten Funks entstanden war, drang ein tiefer, heiserer Schrei – von Lydia. Er war voller Entsetzen und Abscheu. Als sich ihre Kollegen erschrocken der Treppe zuwendeten, sahen sie, wie sie die Stufen herunterstürzte, kreidebleich, eine Hand auf dem Bauch haltend, und zur Tür stolperte. Schielin war ihr am nächsten, sprang nach und fasste sie unter dem Arm. Draußen angekommen, strebte sie dem Rasenstreifen gegenüber der Auffahrt zu und übergab sich. Drinnen suchten die anderen den Raum ab. Nichts war zu sehen, nichts war zu hören. Ein Streifenfahrzeug stand inzwischen in der Auffahrt und Ewald Kubow lehnte am vorderen Kotflügel. Scheinbar unbeeindruckt verfolgte er die hektische Szene, öffnete die Rücktür des Wagens und kam mit einer Flasche Wasser und ein paar Tempotaschentüchern auf die beiden zu. Schielin hatte es bisher sein lassen Fragen zu stellen. Lydia würde schon noch reden. So etwas hatte er noch nie erlebt bei ihr, und sie hatte wahrlich schon Schlimmes erfahren und sehen müssen. Kubow reichte ohne ein Wort zu sagen Wasserflasche und Tempos. Funk beobachtete das Ganze ratlos von der Türe aus. Niemand sprach, fragte oder verfiel in nutzlosen Aktionismus. Alle warteten. Lydia Naber spülte ein paar Mal den Mund und als sie sich mit einem befreienden Atmen aufrichtete, sagte sie zu Schielin: »Die Holzwand. Wir müssen hinter die Holzwand an der Treppe kommen.«
    »Aber … da ist nichts zu sehen, Lydia«, sagte er mit fragendem Blick.
    Sie nahm einen Schluck Wasser und spülte noch mal. »Aber zu hören, Conrad. Es ist zu hören. Weißt du, wenn man weiß, wohin man kommt und was einen erwartet, dann geht das ja. Aber wenn man so überrascht wird und einem seine Gedanken die Bilder vorspielen, wie es sein könnte, dann ist das viel grausiger. Ich bin so erschrocken.«
    »Wovon?«
    »Setz dich auf die Treppenstufen und lausche, dann weißt du, was ich meine. Ich bleibe jetzt erstmal ein paar Minuten hier.«
    Schielin ging ins Haus zurück. Die anderen drei standen in der Stube und unterhielten sich mit gedämpfter Stimme.
    »Ist sie wieder in Ordnung?«
    »Ja«, sagte Schielin, bedeutete ihnen leise zu sein und setzte sich auf die Treppenstufen, wo zuvor Lydia gesessen hatte – und lauschte. Zunächst vernahm er nichts Außergewöhnliches. Von draußen war ganz aus der Ferne das Rauschen von Motoren zu hören. Sonst wurde dieses Geräusch sicher vom Wind unterdrückt, der Blätter aneinanderreihen ließ. Doch der war mit der Hitze verschwunden. Auf einmal drang ein Geräusch von rechts an Schielins Ohr. Es kam von der Holzwand. Ein leises Pochen. Dann wieder und wieder. Es klang, als werfe jemand mit kleinen Papierbällchen von innen gegen das Holz. Schielin verzog das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse.
    Kimmel wurde zornig. »Jetzt sag schon, was los ist, Conrad. Ich kriege hier gar nichts mit.«
    »Fliegen«, sagte Schielin und deutete auf die Holzwand, »dahinter ist alles voll mit Fliegen. Sie knallen von innen gegen die Wand und wenn man genau hinhört, ist auch das Summen zu hören.«
    Mehr musste er nicht sagen. Alle ahnten, was sie erwarten würde.

    Schielin ging hinaus und holte einen Overall. Wenzel kroch auch wieder in die Folie. Sofort stieg die Körpertemperatur. Lydia zog trotz aller guten Ratschläge von

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