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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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begutachtete sich ausgiebig im Spiegel, bevor sie ihren Entschluss umsetzte. Ein leichter, schwarzer Seidenstoff war deswegen geeignet für diesen in jeder Hinsicht heißen Tag, weil nur durch das Schwarz dieses herrliche dunkle Rot der Seidenbluse zur Geltung kam. Sie lächelte ihren grünen Augen zu, als sie die Perlenkette anlegte.
    *
    Zwei Stunden später begleitete sie Conrad Schielin durch den Gang der Dienststelle, nach hinten in den Vernehmungsraum. Die anderen saßen in ihren Büros und warteten.
    Im Vernehmungsraum angekommen, sah Schielin Nora Seipp unverhohlen prüfend an. Sie präsentierte sich einige Sekunden, ohne dass es offensichtlich gewesen wäre, und genoss es im Stillen aufzufallen. Sie hatte eine gute Wahl getroffen an diesem Morgen.
    Beide setzten sich gleichzeitig; jeweils an einer Längsseite des alten Tisches, dessen gemaserte Resopaloberfläche an den Ecken schon brüchig war. In der Mitte standen ein Aufzeichnungsgerät und ein Mikrofon. Schielin hatte am Tisch gestanden und gespannt gewartet, für welche Tischseite Nora Seipp sich entscheiden würde. Sie hätte sich auch an den schmalen Bereich setzen können, doch sie wählte die offensive Position, was ihn nicht verwunderte, wenn er ihre Kleidung betrachtete. Sie trug nichts Dezentes, Einschmeichelndes oder gar Unauffälliges, vielmehr einen einzigen Ausdruck von Selbstbewusstsein und Dominanz.
    Er war gespannt und fühlte trotz der guten Vorbereitungen etwas Aufregung in sich aufkommen. Sie war mit einer Bandaufzeichnung einverstanden, was das schriftliche Mitprotokollieren ersparte. Vor ihm auf dem Tisch lag ein Stapel Unterlagen, darauf sein Notizbuch. Er richtete den Blick darauf und massierte sein Kinn nachdenklich. Er hatte Zeit.
    Sie war es, die das Gespräch begann, zu dem sie noch gestern Abend von Lydia Naber gebeten worden war. »Jetzt werde ich schon zum dritten Mal von der Polizei vernommen. Sie wissen ja, Herr Schielin, beim dritten Mal wird alles ernst.« Sie ließ ihre Zahnreihe aufblitzen und ein warmes Lachen hören.
    »Bei uns ist es schon beim ersten Mal ernst, Frau Seipp«, entgegnete Schielin und fügte hinzu: »Wie geht es Ihnen heute?«
    »Blendend.«
    »Das scheint mir, ist zu sehen.«
    Sie nickte und freute sich über das Kompliment, das deshalb eines war, weil ihm jegliche Anzüglichkeit fehlte.
    Er fixierte weiter sein Notizbuch, weil er ihr noch nicht offen ins Gesicht sehen wollte. So weit waren sie noch nicht. Er fragte: »Ihren Beruf betreffend, Frau Seipp … Sie hatten mit meiner Kollegin ja schon bereits darüber gesprochen … was war das noch mal?«
    »Hm … nennen wir es einfach Coach. Das klingt gut und passt in die Zeit.«
    »Ja, das sind sie, diese schönen neuen Worte, unter denen ich mir immer alles und nichts gleichzeitig vorstellen kann. So richtig kleine Blender, will ich meinen, wenn man die Anglizismen aus der Finanzwelt einmal versucht zu übersetzen.«
    Sie stimmte zu und erklärte unter dezenter Zuhilfenahme ihrer Hände: »Nennen wir es Persönlichkeitsbildung. Es ist so eine Mischung aus Motivationstraining und Rhetorik.«
    »Für Vertreter und mittleres Management?«
    Sie hatte den Stuhl inzwischen ein Stück vom Tisch weggerückt und ihre Beine übereinandergeschlagen. Ihre Hände lagen gefaltet im Schoß. Sie lachte: »Das ist nicht gerade meine Zielgruppe, nein.«
    »Welche Leute sind es dann? Ich meine … könnte ich denn so einen Kurs … nennt man doch so, oder … könnte ich so einen Kurs bei Ihnen buchen?«
    Ihr Mund blieb geschlossen und ihr Lachen wies nach innen. Langsam, als würde sie nachdenken, schüttelte sie ihre rote, lockige Mähne. »Nein, Herr Schielin, Sie bräuchten diese Kurse nicht, wirklich nicht. Es würde Sie auch, denke ich, überhaupt nicht interessieren.«
    Conrad Schielin verbannte das Lächeln von seinen Lippen. »Nun gut, ich hätte wahrscheinlich auch gar keine Zeit. Aber zur Sache … weswegen wir Sie nochmals hergebeten haben …«, er schlug sein Notizbuch auf und suchte etwas, »… es geht um ein Buch, ein altes Buch, es heißt …«, wieder unterbrach er und sah umständlich auf die aufgeschlagene Seite, Die sieben Martern. Jetzt sah er auf und ihr direkt in die Augen.
    Sie erwiderte den Blick und schürzte die Lippen. Kein Zwinkern war zu sehen. » Die sieben Martern , also«, kam es wissend.
    »Sie kennen es?«
    »Sicher. Es ist mir durchaus bekannt, ja …«
    Schielin ließ sie nicht weitersprechen und meinte eifrig: »Herr Brüggi, der

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