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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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das Portal.«
    Nachdem die Energie weitere fünf Minuten Fußmarsch lang immer stärker geworden war, standen wir vor einem schimmernden blauen Feld zwischen zwei Bäumen, etwas abseits des Fußwegs, links von uns. Chase hatte recht – das Ding sah tatsächlich aus wie ein Portal, aber es fühlte sich eindeutig anders an als die Portale, an die wir gewöhnt waren. Was bedeutete, dass es entweder eine andere Art Portal war oder nur wie eines aussehen sollte.
    Ich winkte Shade zu mir herüber. Nach Morio war er der magisch Versierteste, und er würde mir am ehesten helfen können, falls irgendein Ungeheuer aus diesem Ding purzeln sollte.
    Er beugte sich zu mir herab und flüsterte: »Dieses Portal stammt aus den uralten Wäldern. Sei vorsichtig, Camille. Sehr mächtige Wesen leben in den Wäldern der Erdwelt.«
    Smoky räusperte sich und musterte Shade streng, als dessen Lippen sich meinem Ohr näherten. Ich verdrehte die Augen. Drachen fiel es schwer, sich ein Territorium zu teilen. Sogar ein Halbdrache wie Shade hatte seine Schwierigkeiten damit, aber in Kombination mit Smoky – der in Sachen Testosteron als Vollblutdrache so ziemlich jedes Alphamännchen in den Schatten stellte … Seit Wochen mussten wir ständig für Frieden sorgen, wenn die beiden sich so aufplusterten. Denn so höflich Shade auch sein konnte, er war immer noch zur Hälfte Drache, und diese Seite von ihm ließen Smokys kleine Provokationen nicht kalt.
    Ich rückte langsam einen Schritt von Shade ab, um Smoky zu beruhigen. Shade konnte sich ein schiefes Grinsen nicht ganz verkneifen, und mir wurde klar, dass er absichtlich im Wespennest gestochert hatte.
    »Scherzkeks«, brummte ich und wandte mich wieder den anderen zu. »Wir können da nicht einfach durchgehen – wir haben keine Ahnung, wohin es führt. Die Energie der Feenköniginnen ist unverkennbar, aber ich bezweifle ernsthaft, dass die drei es geschaffen haben. Sie würden ein Portal auf ihrem Hoheitsgebiet öffnen, wenn überhaupt.«
    »Das klingt logisch.« Trillian rieb sich das Kinn. Mit seiner schimmernden, onyxschwarzen Haut war er im Dunkeln kaum zu erkennen. »Aber sie könnten wissen, was genau das ist. Was haltet ihr davon, wenn wir sie fragen?«
    Delilah und ich wechselten einen Blick. Die Vorstellung, die Dreifaltige Drangsal zu bitten, sie möge hier herauskommen und uns helfen, war nicht verlockend. Sosehr ich Aeval und Titania respektierte, so misstrauisch war ich Morgana gegenüber. Sie mochte eine entfernte Verwandte von uns sein, aber ihr ging es nur um Macht – für sich selbst. Ich würde ihr alles zutrauen, wenn es darum ging, noch mehr Macht an sich zu raffen.
    Langsam schüttelte ich den Kopf. »Ich weiß nicht …«
    »Hört ihr das?«, fiel Chase mir ins Wort. Er wurde blass und drehte sich zu dem Portal um.
    »Was denn?« Ich lauschte, bemerkte aber nichts anderes als die Energie, die schon die ganze Zeit über da war. Doch Chase sah aus, als hätte er ein Gespenst gesehen. Er schwankte, seine Augen wurden glasig, und dann rannte er plötzlich auf das Portal zu.
    »Sie ruft nach mir …«
    Ich stürzte los und packte ihn am Arm, doch er schüttelte mich so leicht ab wie ein verdorrtes Blatt. Dazu war Chase selbst nicht stark genug, das wusste ich ganz sicher.
    Ich wirbelte zu Smoky herum. »Halt ihn auf – lass ihn ja nicht durch dieses Portal!«
    Smoky und Shade stürmten an mir vorbei, doch Smoky blieb abrupt stehen und prallte zurück, als sei er gegen eine unsichtbare Barriere gelaufen. Shade hatte seine liebe Mühe und kam nur noch mit großem Kraftaufwand langsam vorwärts.
    »Ich kann mich nicht rühren.« Smokys Haar schlug nach etwas, das anscheinend eine Art Kraftfeld war, und wo die Strähnen darauf trafen, flogen Funken.
    »Ich komme kaum durch«, ächzte Shade.
    »Verdammt! Komm!«, rief ich Delilah zu. Wir rannten los. Es fühlte sich an, als liefe ich durch zähen Matsch, aber zumindest kam ich vorwärts und sie ebenfalls.
    Trillian kam uns nach und überholte uns. »Alte Feen – diese Energie ist ganz klar die einer Alten Fee«, rief er über die Schulter zurück.
    Und dann packte mich der Ruf, der mir ewigen, verlockenden Tanz versprach, wenn ich mich nur dieser Energie überließ. Ich schnappte nach Luft und taumelte, so stark war der Drang, alle Vorsicht in den Wind zu schreiben. Eine Woge der Leidenschaft rollte über mich hinweg wie der Duft köstlicher, reifer Pfirsiche. Neben mir stieß Delilah einen erstickten Laut aus, fiel

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