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Hexentraum

Hexentraum

Titel: Hexentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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vermisst. Ja, nach allem, was er von jenen gesehen hatte, die keine Kinder des Gehörnten Gottes waren, wogen Seelen schwer und entzogen ihren Wirten viel von deren Freude und Genuss.
    Der Hexer kehrte in den bewussten Zustand zurück und brachte dieselbe Ehrerbietung dem Westen, dem Norden und dem Süden dar, den vielen Aspekten des Gottes: dem Grünen Mann, Pan, dem Gehörnten, dem Verstoßenen Sohn des Lichts.
    Als das Ritual der Reinigung und Weihung vollendet war, legte Sir William das weiße Gewand an. Interessant, dass beide Seiten Weiß auf ganz ähnliche Weise nutzen, stellte er beiläufig fest, nämlich als Negierung vorheriger Beschränkungen. Er machte eine gebieterische Geste.
    Ein Teil der Wand verschwand und enthüllte einen weiteren Raum dahinter. Dieser war vollkommen rein und leer, bis auf ein Dutzend lebensgroßer Tonfiguren. Sie lagen jeweils zu dreien in vier Reihen hintereinander auf dem Steinboden.
    Meine Golems, dachte er voller Vorfreude. So nützlich, so professionell. Wie gern ich mich ihrer bediene.
    Er verschloss die Wand und trat vor die Statuen. Obwohl sie im Augenblick reglos auf dem Rücken lagen, erinnerten sie ihn an die gewaltige Terrakotta-Armee der Qin-Dynastie, die man gut drei Jahrzehnte zuvor in China entdeckt hatte. Den modernen Archäologen war das natürlich nicht klar, aber Sir William wusste, dass diese Tonkrieger einem ähnlichen Zweck gedient hatten wie das Dutzend, das hier vor ihm lag: die Befehle derjenigen auszuführen, die sie zu lenken verstanden.
    Jede Statue war etwa einen Meter achtzig groß und unterschied sich deutlich von ihren Kameraden. Die Gesichter wirkten wild und kampfeslustig und drückten mit ihrem hässlichen Grinsen Brutalität, Bosheit und die Liebe zur Jagd aus. Sie trugen das Wort emet auf die Stirn eingraviert, was in der Sprache der Ahnen »Wahrheit« bedeutete.
    Sir William schob die Hand in das weiße Gewand. In einem eingenähten Beutel lagen zwölf Stücke eines Pergaments aus der Kathedrale von Notre-Dame in Paris. Der Oberste Zirkel hatte sie bei einem der vielen Überfälle auf den Mondtempel des Mutterzirkels aus der Kathedrale gestohlen.
    Er legte jedem Golem einen Pergamentstreifen in den Mund. Die Geschöpfe hatten keine Zähne und atmeten nicht. Wenn er sie zum Leben erweckt hatte, würden die Pergamentstücke dennoch an Ort und Stelle bleiben, denn Golems hatten keine Stimme und konnten nicht sprechen. Das war der einzige Makel dieser ansonsten perfekten Kreaturen.
    Während die Häuser Deveraux und Cahors sich jahrhundertelang gegenseitig bekämpft hatten, hatte das Haus Moore die Zeit genutzt, jede Form der Magie zu studieren, die der Menschheit bekannt war. Das war ein kluger und gereifter Weg gewesen... der obendrein Sir William persönlich sehr zupasskam, denn all dieses Wissen war an ihn vererbt worden. Er kannte die Geheimnisse der australischen Aborigines, die heiligen Worte des Vorderen Orients, die Rituale der Schamanen von zahllosen verschiedenen Stämmen... und die Geheimnisse der kabbalistischen Schulen.
    Dieser Tradition entstammten die Golems: der Verehrung des Wortes. Alle Schöpfung entsprang dem Gedanken durch das Wort - die Erde, der Himmel und Leben in Tonfiguren.
    Sir William ging langsam im Kreis um sein unheiliges Dutzend herum und murmelte Zauber auf Hebräisch. Er nannte die zweiundsiebzig Namen Gottes, die im Talmud verzeichnet waren. Er sprach sie sehr sorgfältig und deutlich aus, denn ein kleiner Fehler würde jetzt seinen sicheren Tod bedeuten. Jeder Name war einem Glied oder Organ der Geschöpfe zugeordnet, die auf dem Boden lagen. Jeder Name erweckte einen Teil der Tonfiguren zum Leben. Wenn er einen Namen falsch aussprach, würde dadurch ein Glied oder Organ seines eigenen Körpers an eine falsche Stelle rücken.
    Er gab den Tongeschöpfen seinen Geist und seinen Willen ein, während er die Worte des Lebens über sie hauchte. Rabbiner der Antike hatten Golems zu heiligen Zwecken geschaffen. Hexer der Antike hatten gelernt, wie sie diesen Schöpfungsakt für ihre eigenen finsteren Zwecke missbrauchen konnten. Der Golem wurde zu einer Art Erweiterung seines Schöpfers, und jede Sünde, die er womöglich beging, galt als Sünde seines »Vaters«. Sir William konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Nur gut, dass ich mich um Sünden nicht schere.
    Endlich war der letzte Name genannt. Mit großer Geste trat Sir William zurück. »Abrakadabra«, sprach er - dieses machtvolle Wort wurde so oft benutzt,

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